durch die Herstellung eines Stromes, sondern durch die Unter- brechung desselben und das damit verbundene Abfallen der Anker der Elektromagneten geschehen sollte.
Die mit der so ausgerüsteten Uhr namentlich im Sommer 1844 angestellten Beobachtungen gaben im Allgemeinen befrie- digende Resultate, da der variable Fehler selten einige Tausend- stel-Secunden überstieg. Vollkommen fehlerfreie Resultate werden sich jedoch auch auf diesem Wege nicht erzielen lassen, weil die magnetische Kraft nicht plötzlich mit der Unterbrechung des Stromes aufhört, oder auch nur bedeutend vermindert wird. Es kann dies nur in einer mehr oder weniger steilen Curve ge- schehen. Wenn daher auch ein Anker, der die Grenze der Trag- kraft des Magneten beinahe erreicht, scheinbar momentan mit der Unterbrechung des Stromes abfällt, so muss doch immer eine von der Stärke des Stromes, so wie auch von der Dauer seiner Einwirkung auf den geschlossenen Magneten abhängige Zeit verfliessen, bis dies eintritt. Ja selbst, wenn die Schwere des Ankers die Tragkraft vollständig erreichte, könnte er doch nicht momentan abfallen, weil im Augenblicke der Unterbrechung der Strom und mithin auch die Anziehungskraft des Magnetes durch die inducirende Wirkung der Drahtwindungen auf ein- ander noch ansehnlich vermehrt wird.
Wheatstone und Breguet wenden bei ihren neuerdings be- kannt gemachten Apparaten als Zeitmesser anstatt einer Uhr einen rotirenden Cylinder an. Sie lassen die Anker der Elektro- magnete direct auf denselben hinabfallen und erhalten dadurch Marken auf seiner Oberfläche, deren lothrechter Abstand von einander ihnen das Maass der zwischen der Unterbrechung der beiden Ströme verflossenen Zeit gibt.
Es ist einleuchtend, dass ein Cylinder sich durch Verbindung mit einem conischen Pendel in weit gleichmässigere und schnellere Rotation versetzen lässt, als ein Beobachtungszeiger, der plötz- lich in Bewegung gesetzt und dennoch sehr leicht und zart con- struirt werden muss, damit seine Masse keine merkbaren Stö- rungen verursacht. Durch das directe Hinabfallen der Anker auf den Cylinder ist ferner abermals ein mechanisches Zwischen- mittel zwischen dem Geschosse und dem Zeitangeber beseitigt, also auch eine Fehlerquelle weniger vorhanden. Indess sind da-
durch die Herstellung eines Stromes, sondern durch die Unter- brechung desselben und das damit verbundene Abfallen der Anker der Elektromagneten geschehen sollte.
Die mit der so ausgerüsteten Uhr namentlich im Sommer 1844 angestellten Beobachtungen gaben im Allgemeinen befrie- digende Resultate, da der variable Fehler selten einige Tausend- stel-Secunden überstieg. Vollkommen fehlerfreie Resultate werden sich jedoch auch auf diesem Wege nicht erzielen lassen, weil die magnetische Kraft nicht plötzlich mit der Unterbrechung des Stromes aufhört, oder auch nur bedeutend vermindert wird. Es kann dies nur in einer mehr oder weniger steilen Curve ge- schehen. Wenn daher auch ein Anker, der die Grenze der Trag- kraft des Magneten beinahe erreicht, scheinbar momentan mit der Unterbrechung des Stromes abfällt, so muss doch immer eine von der Stärke des Stromes, so wie auch von der Dauer seiner Einwirkung auf den geschlossenen Magneten abhängige Zeit verfliessen, bis dies eintritt. Ja selbst, wenn die Schwere des Ankers die Tragkraft vollständig erreichte, könnte er doch nicht momentan abfallen, weil im Augenblicke der Unterbrechung der Strom und mithin auch die Anziehungskraft des Magnetes durch die inducirende Wirkung der Drahtwindungen auf ein- ander noch ansehnlich vermehrt wird.
Wheatstone und Breguet wenden bei ihren neuerdings be- kannt gemachten Apparaten als Zeitmesser anstatt einer Uhr einen rotirenden Cylinder an. Sie lassen die Anker der Elektro- magnete direct auf denselben hinabfallen und erhalten dadurch Marken auf seiner Oberfläche, deren lothrechter Abstand von einander ihnen das Maass der zwischen der Unterbrechung der beiden Ströme verflossenen Zeit gibt.
Es ist einleuchtend, dass ein Cylinder sich durch Verbindung mit einem conischen Pendel in weit gleichmässigere und schnellere Rotation versetzen lässt, als ein Beobachtungszeiger, der plötz- lich in Bewegung gesetzt und dennoch sehr leicht und zart con- struirt werden muss, damit seine Masse keine merkbaren Stö- rungen verursacht. Durch das directe Hinabfallen der Anker auf den Cylinder ist ferner abermals ein mechanisches Zwischen- mittel zwischen dem Geschosse und dem Zeitangeber beseitigt, also auch eine Fehlerquelle weniger vorhanden. Indess sind da-
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durch die Herstellung eines Stromes, sondern durch die Unter-
brechung desselben und das damit verbundene Abfallen der Anker
der Elektromagneten geschehen sollte.
Die mit der so ausgerüsteten Uhr namentlich im Sommer
1844 angestellten Beobachtungen gaben im Allgemeinen befrie-
digende Resultate, da der variable Fehler selten einige Tausend-
stel-Secunden überstieg. Vollkommen fehlerfreie Resultate werden
sich jedoch auch auf diesem Wege nicht erzielen lassen, weil
die magnetische Kraft nicht plötzlich mit der Unterbrechung des
Stromes aufhört, oder auch nur bedeutend vermindert wird. Es
kann dies nur in einer mehr oder weniger steilen Curve ge-
schehen. Wenn daher auch ein Anker, der die Grenze der Trag-
kraft des Magneten beinahe erreicht, scheinbar momentan mit
der Unterbrechung des Stromes abfällt, so muss doch immer
eine von der Stärke des Stromes, so wie auch von der Dauer
seiner Einwirkung auf den geschlossenen Magneten abhängige
Zeit verfliessen, bis dies eintritt. Ja selbst, wenn die Schwere
des Ankers die Tragkraft vollständig erreichte, könnte er doch
nicht momentan abfallen, weil im Augenblicke der Unterbrechung
der Strom und mithin auch die Anziehungskraft des Magnetes
durch die inducirende Wirkung der Drahtwindungen auf ein-
ander noch ansehnlich vermehrt wird.
Wheatstone und Breguet wenden bei ihren neuerdings be-
kannt gemachten Apparaten als Zeitmesser anstatt einer Uhr
einen rotirenden Cylinder an. Sie lassen die Anker der Elektro-
magnete direct auf denselben hinabfallen und erhalten dadurch
Marken auf seiner Oberfläche, deren lothrechter Abstand von
einander ihnen das Maass der zwischen der Unterbrechung der
beiden Ströme verflossenen Zeit gibt.
Es ist einleuchtend, dass ein Cylinder sich durch Verbindung
mit einem conischen Pendel in weit gleichmässigere und schnellere
Rotation versetzen lässt, als ein Beobachtungszeiger, der plötz-
lich in Bewegung gesetzt und dennoch sehr leicht und zart con-
struirt werden muss, damit seine Masse keine merkbaren Stö-
rungen verursacht. Durch das directe Hinabfallen der Anker
auf den Cylinder ist ferner abermals ein mechanisches Zwischen-
mittel zwischen dem Geschosse und dem Zeitangeber beseitigt,
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/44>, abgerufen am 24.11.2024.
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