die Leitungsfähigkeit des Selens an, während Curve C die berechnete Curve darstellt, nach welcher die Temperatur im inneren Gefässe steigen müsste, wenn keine selbstthätige Tem- peraturveränderungen des Selens stattfänden. Die Abscissenaxe bezeichnet die seit der Eintauchung verflossene Zeit, die Ordi- natenaxe gleichzeitig die Temperatur des Selens in Curve A und die Leitungsfähigkeit desselben in Curve B.
Es ergiebt sich aus der Betrachtung dieser Curven, dass etwa 21/2 Minuten vergingen, bis eine Temperaturzunahme des Selens bemerklich wurde. Nach Verlauf von 5 Minuten hat sie 80° erreicht, ohne von der Normalcurve abzuweichen. Dann steigt sie schnell über die Normalcurve und bleibt bedeutend über der- selben, bis die Schmelzung bei 217° beginnt.
Das Maximum der Erhebung der Selen-Temperatur über die der Normalcurve findet etwa bei 170° statt und beträgt hier circa 13°. Von hier ab nähert sie sich wieder der letzteren, schneidet sie bei 215°, zeigt dann über 15 Minuten lang ziemlich constante Temperatur, nähert sich darauf wieder, anfänglich schnell später langsamer, der Normalcurve, ohne sie vollständig zu er- reichen. Es zeigt dies Verhalten, in Uebereinstimmung mit Hittorf, dass das armophe Selen bei etwa 80 °C. sich in krystallinisches umzuwandeln beginnt und dabei seine latente Wärme ganz oder doch zum grossen Theil abgiebt. Etwa bei 170° hat diese Wärmeentwickelung ihr Maximum erreicht und die Temperatur des Selens steigt von jetzt ab langsamer als die der Normal- curve. Bei 217° beginnt das Selen zu schmelzen und es wird von ihm wieder Wärme absorbirt, wodurch bewirkt wird, dass seine Temperatur beinahe 20 Minuten nahe constant bleibt. Darauf nähert sie sich wieder der Normalcurve, anfangs schnell, dann langsam, ohne sie vollständig zu erreichen.
Während dieser Temperaturänderungen des Selens sind nun ganz merkwürdige Veränderungen seiner Leitungsfähigkeit zu constatiren, wie sie durch Curve B veranschaulicht werden. 5 Minuten nach der Eintauchung des Tiegels, also bei der Selen- Temperatur von 80° war das Selen noch vollständig nichtleitend. Nach 10 Minuten, bei der Selen-Temperatur 162°, war die Ab- lenkung des Spiegels schon 870 Scalentheile, nach weiteren 5 Minuten, bei der Selen-Temperatur 200°, war sie 152 und
die Leitungsfähigkeit des Selens an, während Curve C die berechnete Curve darstellt, nach welcher die Temperatur im inneren Gefässe steigen müsste, wenn keine selbstthätige Tem- peraturveränderungen des Selens stattfänden. Die Abscissenaxe bezeichnet die seit der Eintauchung verflossene Zeit, die Ordi- natenaxe gleichzeitig die Temperatur des Selens in Curve A und die Leitungsfähigkeit desselben in Curve B.
Es ergiebt sich aus der Betrachtung dieser Curven, dass etwa 2½ Minuten vergingen, bis eine Temperaturzunahme des Selens bemerklich wurde. Nach Verlauf von 5 Minuten hat sie 80° erreicht, ohne von der Normalcurve abzuweichen. Dann steigt sie schnell über die Normalcurve und bleibt bedeutend über der- selben, bis die Schmelzung bei 217° beginnt.
Das Maximum der Erhebung der Selen-Temperatur über die der Normalcurve findet etwa bei 170° statt und beträgt hier circa 13°. Von hier ab nähert sie sich wieder der letzteren, schneidet sie bei 215°, zeigt dann über 15 Minuten lang ziemlich constante Temperatur, nähert sich darauf wieder, anfänglich schnell später langsamer, der Normalcurve, ohne sie vollständig zu er- reichen. Es zeigt dies Verhalten, in Uebereinstimmung mit Hittorf, dass das armophe Selen bei etwa 80 °C. sich in krystallinisches umzuwandeln beginnt und dabei seine latente Wärme ganz oder doch zum grossen Theil abgiebt. Etwa bei 170° hat diese Wärmeentwickelung ihr Maximum erreicht und die Temperatur des Selens steigt von jetzt ab langsamer als die der Normal- curve. Bei 217° beginnt das Selen zu schmelzen und es wird von ihm wieder Wärme absorbirt, wodurch bewirkt wird, dass seine Temperatur beinahe 20 Minuten nahe constant bleibt. Darauf nähert sie sich wieder der Normalcurve, anfangs schnell, dann langsam, ohne sie vollständig zu erreichen.
Während dieser Temperaturänderungen des Selens sind nun ganz merkwürdige Veränderungen seiner Leitungsfähigkeit zu constatiren, wie sie durch Curve B veranschaulicht werden. 5 Minuten nach der Eintauchung des Tiegels, also bei der Selen- Temperatur von 80° war das Selen noch vollständig nichtleitend. Nach 10 Minuten, bei der Selen-Temperatur 162°, war die Ab- lenkung des Spiegels schon 870 Scalentheile, nach weiteren 5 Minuten, bei der Selen-Temperatur 200°, war sie 152 und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0401"n="381"/>
die Leitungsfähigkeit des Selens an, während Curve <hirendition="#i">C</hi> die<lb/>
berechnete Curve darstellt, nach welcher die Temperatur im<lb/>
inneren Gefässe steigen müsste, wenn keine selbstthätige Tem-<lb/>
peraturveränderungen des Selens stattfänden. Die Abscissenaxe<lb/>
bezeichnet die seit der Eintauchung verflossene Zeit, die Ordi-<lb/>
natenaxe gleichzeitig die Temperatur des Selens in Curve <hirendition="#i">A</hi> und<lb/>
die Leitungsfähigkeit desselben in Curve <hirendition="#i">B</hi>.</p><lb/><p>Es ergiebt sich aus der Betrachtung dieser Curven, dass<lb/>
etwa 2½ Minuten vergingen, bis eine Temperaturzunahme des<lb/>
Selens bemerklich wurde. Nach Verlauf von 5 Minuten hat sie<lb/>
80° erreicht, ohne von der Normalcurve abzuweichen. Dann steigt<lb/>
sie schnell über die Normalcurve und bleibt bedeutend über der-<lb/>
selben, bis die Schmelzung bei 217° beginnt.</p><lb/><p>Das Maximum der Erhebung der Selen-Temperatur über die<lb/>
der Normalcurve findet etwa bei 170° statt und beträgt hier<lb/>
circa 13°. Von hier ab nähert sie sich wieder der letzteren,<lb/>
schneidet sie bei 215°, zeigt dann über 15 Minuten lang ziemlich<lb/>
constante Temperatur, nähert sich darauf wieder, anfänglich schnell<lb/>
später langsamer, der Normalcurve, ohne sie vollständig zu er-<lb/>
reichen. Es zeigt dies Verhalten, in Uebereinstimmung mit Hittorf,<lb/>
dass das armophe Selen bei etwa 80 °C. sich in krystallinisches<lb/>
umzuwandeln beginnt und dabei seine latente Wärme ganz oder<lb/>
doch zum grossen Theil abgiebt. Etwa bei 170° hat diese<lb/>
Wärmeentwickelung ihr Maximum erreicht und die Temperatur<lb/>
des Selens steigt von jetzt ab langsamer als die der Normal-<lb/>
curve. Bei 217° beginnt das Selen zu schmelzen und es wird<lb/>
von ihm wieder Wärme absorbirt, wodurch bewirkt wird, dass seine<lb/>
Temperatur beinahe 20 Minuten nahe constant bleibt. Darauf<lb/>
nähert sie sich wieder der Normalcurve, anfangs schnell, dann<lb/>
langsam, ohne sie vollständig zu erreichen.</p><lb/><p>Während dieser Temperaturänderungen des Selens sind<lb/>
nun ganz merkwürdige Veränderungen seiner Leitungsfähigkeit<lb/>
zu constatiren, wie sie durch Curve <hirendition="#i">B</hi> veranschaulicht werden.<lb/>
5 Minuten nach der Eintauchung des Tiegels, also bei der Selen-<lb/>
Temperatur von 80° war das Selen noch vollständig nichtleitend.<lb/>
Nach 10 Minuten, bei der Selen-Temperatur 162°, war die Ab-<lb/>
lenkung des Spiegels schon 870 Scalentheile, nach weiteren<lb/>
5 Minuten, bei der Selen-Temperatur 200°, war sie 152 und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[381/0401]
die Leitungsfähigkeit des Selens an, während Curve C die
berechnete Curve darstellt, nach welcher die Temperatur im
inneren Gefässe steigen müsste, wenn keine selbstthätige Tem-
peraturveränderungen des Selens stattfänden. Die Abscissenaxe
bezeichnet die seit der Eintauchung verflossene Zeit, die Ordi-
natenaxe gleichzeitig die Temperatur des Selens in Curve A und
die Leitungsfähigkeit desselben in Curve B.
Es ergiebt sich aus der Betrachtung dieser Curven, dass
etwa 2½ Minuten vergingen, bis eine Temperaturzunahme des
Selens bemerklich wurde. Nach Verlauf von 5 Minuten hat sie
80° erreicht, ohne von der Normalcurve abzuweichen. Dann steigt
sie schnell über die Normalcurve und bleibt bedeutend über der-
selben, bis die Schmelzung bei 217° beginnt.
Das Maximum der Erhebung der Selen-Temperatur über die
der Normalcurve findet etwa bei 170° statt und beträgt hier
circa 13°. Von hier ab nähert sie sich wieder der letzteren,
schneidet sie bei 215°, zeigt dann über 15 Minuten lang ziemlich
constante Temperatur, nähert sich darauf wieder, anfänglich schnell
später langsamer, der Normalcurve, ohne sie vollständig zu er-
reichen. Es zeigt dies Verhalten, in Uebereinstimmung mit Hittorf,
dass das armophe Selen bei etwa 80 °C. sich in krystallinisches
umzuwandeln beginnt und dabei seine latente Wärme ganz oder
doch zum grossen Theil abgiebt. Etwa bei 170° hat diese
Wärmeentwickelung ihr Maximum erreicht und die Temperatur
des Selens steigt von jetzt ab langsamer als die der Normal-
curve. Bei 217° beginnt das Selen zu schmelzen und es wird
von ihm wieder Wärme absorbirt, wodurch bewirkt wird, dass seine
Temperatur beinahe 20 Minuten nahe constant bleibt. Darauf
nähert sie sich wieder der Normalcurve, anfangs schnell, dann
langsam, ohne sie vollständig zu erreichen.
Während dieser Temperaturänderungen des Selens sind
nun ganz merkwürdige Veränderungen seiner Leitungsfähigkeit
zu constatiren, wie sie durch Curve B veranschaulicht werden.
5 Minuten nach der Eintauchung des Tiegels, also bei der Selen-
Temperatur von 80° war das Selen noch vollständig nichtleitend.
Nach 10 Minuten, bei der Selen-Temperatur 162°, war die Ab-
lenkung des Spiegels schon 870 Scalentheile, nach weiteren
5 Minuten, bei der Selen-Temperatur 200°, war sie 152 und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/401>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.