Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Verbindung der Enden des Leiters mit dem Wasser eintritt.
Im ersteren Falle kann die Entfernung von der Bruchstelle durch
Messung der Capacität der Leydener Flasche, welche von einem
der beiden Stücken des Leiters gebildet wird, und Vergleichung
mit der Capacität der Längeneinheit des Leiters leicht bestimmt
werden. Es geschieht dies entweder durch directe Ablesung
des Ausschlages eines Spiegelgalvanometers durch den Ladungs-
resp. Entladungsstrom oder nach dem Vorschlage von de Sauty
und Varley dadurch, dass man die Ladung des zu messenden
Kabels und des als Mass dienenden Condensators gleichzeitig
durch dieselbe galvanische Kette ausführt und die Zweige einer
Wheatstone'schen Brückencombination oder eines Differential-
Galvanometers mit Hülfe häufig wiederholter Ladungen so re-
gulirt, dass das Galvanometer nicht abgelenkt wird. Das Ver-
hältniss der Brückenzweige giebt dann das Verhältniss der La-
dungen.

Diese für kurze Kabel sehr geeigneten Methoden verlieren
die nöthige Schärfe, wenn die Kabel sehr lang sind. Einmal
vergeht dann zu lange Zeit, bis die Ladung des Kabels vollständig
ist, und zweitens müssen die Galvanometer zu unempfindlich ge-
macht werden, um den Durchfluss der grossen Quantität der in
einem langen Kabel angesammelten Elektricität noch mit der
nöthigen Schärfe messen zu können. Es gilt dies auch von der
de Sauty'schen Differentialmessung, da bei zu empfindlichen
Galvanometern der anfänglich sehr viel stärkere Ladungsstrom des
Condensators den Magnet des Galvanometers in seinem Sinne
fortschleudert, während der langsam verlaufende Kabel-Ladungs-
strom ihn später nach der entgegengesetzten Seite treibt.

Es lassen sich diese Mängel der bisher bekannten Methoden
dadurch beseitigen, dass man den Entladungsausschlag eines durch
eine constante Kette geladenen Condensators von bekannter Ca-
pacität bestimmt, darauf denselben Condensator gleichsam als
Massflasche zur wiederholten partiellen Entladung des Kabels
benutzt und endlich die n te Entladung dieser Massflasche eben-
falls misst. Es sei k die Capacität des Masscondensators, wenn
die Einheit der Kabellänge die Einheit der Capacität ist, ferner x
die Capacität des ganzen Kabels von der Länge x. Es sei ferner
P das Potential, zu welchem das Kabel und der Masscondensator

Verbindung der Enden des Leiters mit dem Wasser eintritt.
Im ersteren Falle kann die Entfernung von der Bruchstelle durch
Messung der Capacität der Leydener Flasche, welche von einem
der beiden Stücken des Leiters gebildet wird, und Vergleichung
mit der Capacität der Längeneinheit des Leiters leicht bestimmt
werden. Es geschieht dies entweder durch directe Ablesung
des Ausschlages eines Spiegelgalvanometers durch den Ladungs-
resp. Entladungsstrom oder nach dem Vorschlage von de Sauty
und Varley dadurch, dass man die Ladung des zu messenden
Kabels und des als Mass dienenden Condensators gleichzeitig
durch dieselbe galvanische Kette ausführt und die Zweige einer
Wheatstone’schen Brückencombination oder eines Differential-
Galvanometers mit Hülfe häufig wiederholter Ladungen so re-
gulirt, dass das Galvanometer nicht abgelenkt wird. Das Ver-
hältniss der Brückenzweige giebt dann das Verhältniss der La-
dungen.

Diese für kurze Kabel sehr geeigneten Methoden verlieren
die nöthige Schärfe, wenn die Kabel sehr lang sind. Einmal
vergeht dann zu lange Zeit, bis die Ladung des Kabels vollständig
ist, und zweitens müssen die Galvanometer zu unempfindlich ge-
macht werden, um den Durchfluss der grossen Quantität der in
einem langen Kabel angesammelten Elektricität noch mit der
nöthigen Schärfe messen zu können. Es gilt dies auch von der
de Sauty’schen Differentialmessung, da bei zu empfindlichen
Galvanometern der anfänglich sehr viel stärkere Ladungsstrom des
Condensators den Magnet des Galvanometers in seinem Sinne
fortschleudert, während der langsam verlaufende Kabel-Ladungs-
strom ihn später nach der entgegengesetzten Seite treibt.

Es lassen sich diese Mängel der bisher bekannten Methoden
dadurch beseitigen, dass man den Entladungsausschlag eines durch
eine constante Kette geladenen Condensators von bekannter Ca-
pacität bestimmt, darauf denselben Condensator gleichsam als
Massflasche zur wiederholten partiellen Entladung des Kabels
benutzt und endlich die n te Entladung dieser Massflasche eben-
falls misst. Es sei k die Capacität des Masscondensators, wenn
die Einheit der Kabellänge die Einheit der Capacität ist, ferner x
die Capacität des ganzen Kabels von der Länge x. Es sei ferner
P das Potential, zu welchem das Kabel und der Masscondensator

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0374" n="356"/>
Verbindung der Enden des Leiters mit dem Wasser eintritt.<lb/>
Im ersteren Falle kann die Entfernung von der Bruchstelle durch<lb/>
Messung der Capacität der Leydener Flasche, welche von einem<lb/>
der beiden Stücken des Leiters gebildet wird, und Vergleichung<lb/>
mit der Capacität der Längeneinheit des Leiters leicht bestimmt<lb/>
werden. Es geschieht dies entweder durch directe Ablesung<lb/>
des Ausschlages eines Spiegelgalvanometers durch den Ladungs-<lb/>
resp. Entladungsstrom oder nach dem Vorschlage von de Sauty<lb/>
und Varley dadurch, dass man die Ladung des zu messenden<lb/>
Kabels und des als Mass dienenden Condensators gleichzeitig<lb/>
durch dieselbe galvanische Kette ausführt und die Zweige einer<lb/>
Wheatstone&#x2019;schen Brückencombination oder eines Differential-<lb/>
Galvanometers mit Hülfe häufig wiederholter Ladungen so re-<lb/>
gulirt, dass das Galvanometer nicht abgelenkt wird. Das Ver-<lb/>
hältniss der Brückenzweige giebt dann das Verhältniss der La-<lb/>
dungen.</p><lb/>
        <p>Diese für kurze Kabel sehr geeigneten Methoden verlieren<lb/>
die nöthige Schärfe, wenn die Kabel sehr lang sind. Einmal<lb/>
vergeht dann zu lange Zeit, bis die Ladung des Kabels vollständig<lb/>
ist, und zweitens müssen die Galvanometer zu unempfindlich ge-<lb/>
macht werden, um den Durchfluss der grossen Quantität der in<lb/>
einem langen Kabel angesammelten Elektricität noch mit der<lb/>
nöthigen Schärfe messen zu können. Es gilt dies auch von der<lb/>
de Sauty&#x2019;schen Differentialmessung, da bei zu empfindlichen<lb/>
Galvanometern der anfänglich sehr viel stärkere Ladungsstrom des<lb/>
Condensators den Magnet des Galvanometers in seinem Sinne<lb/>
fortschleudert, während der langsam verlaufende Kabel-Ladungs-<lb/>
strom ihn später nach der entgegengesetzten Seite treibt.</p><lb/>
        <p>Es lassen sich diese Mängel der bisher bekannten Methoden<lb/>
dadurch beseitigen, dass man den Entladungsausschlag eines durch<lb/>
eine constante Kette geladenen Condensators von bekannter Ca-<lb/>
pacität bestimmt, darauf denselben Condensator gleichsam als<lb/>
Massflasche zur wiederholten partiellen Entladung des Kabels<lb/>
benutzt und endlich die <hi rendition="#i">n</hi> te Entladung dieser Massflasche eben-<lb/>
falls misst. Es sei <hi rendition="#i">k</hi> die Capacität des Masscondensators, wenn<lb/>
die Einheit der Kabellänge die Einheit der Capacität ist, ferner <hi rendition="#i">x</hi><lb/>
die Capacität des ganzen Kabels von der Länge <hi rendition="#i">x</hi>. Es sei ferner<lb/><hi rendition="#i">P</hi> das Potential, zu welchem das Kabel und der Masscondensator<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0374] Verbindung der Enden des Leiters mit dem Wasser eintritt. Im ersteren Falle kann die Entfernung von der Bruchstelle durch Messung der Capacität der Leydener Flasche, welche von einem der beiden Stücken des Leiters gebildet wird, und Vergleichung mit der Capacität der Längeneinheit des Leiters leicht bestimmt werden. Es geschieht dies entweder durch directe Ablesung des Ausschlages eines Spiegelgalvanometers durch den Ladungs- resp. Entladungsstrom oder nach dem Vorschlage von de Sauty und Varley dadurch, dass man die Ladung des zu messenden Kabels und des als Mass dienenden Condensators gleichzeitig durch dieselbe galvanische Kette ausführt und die Zweige einer Wheatstone’schen Brückencombination oder eines Differential- Galvanometers mit Hülfe häufig wiederholter Ladungen so re- gulirt, dass das Galvanometer nicht abgelenkt wird. Das Ver- hältniss der Brückenzweige giebt dann das Verhältniss der La- dungen. Diese für kurze Kabel sehr geeigneten Methoden verlieren die nöthige Schärfe, wenn die Kabel sehr lang sind. Einmal vergeht dann zu lange Zeit, bis die Ladung des Kabels vollständig ist, und zweitens müssen die Galvanometer zu unempfindlich ge- macht werden, um den Durchfluss der grossen Quantität der in einem langen Kabel angesammelten Elektricität noch mit der nöthigen Schärfe messen zu können. Es gilt dies auch von der de Sauty’schen Differentialmessung, da bei zu empfindlichen Galvanometern der anfänglich sehr viel stärkere Ladungsstrom des Condensators den Magnet des Galvanometers in seinem Sinne fortschleudert, während der langsam verlaufende Kabel-Ladungs- strom ihn später nach der entgegengesetzten Seite treibt. Es lassen sich diese Mängel der bisher bekannten Methoden dadurch beseitigen, dass man den Entladungsausschlag eines durch eine constante Kette geladenen Condensators von bekannter Ca- pacität bestimmt, darauf denselben Condensator gleichsam als Massflasche zur wiederholten partiellen Entladung des Kabels benutzt und endlich die n te Entladung dieser Massflasche eben- falls misst. Es sei k die Capacität des Masscondensators, wenn die Einheit der Kabellänge die Einheit der Capacität ist, ferner x die Capacität des ganzen Kabels von der Länge x. Es sei ferner P das Potential, zu welchem das Kabel und der Masscondensator

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/374
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/374>, abgerufen am 22.11.2024.