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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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4. [Formel 1] , wenn bei der obigen Bezeich-
nung von l, bi und b nur
Messungen von einem Ende
der Leitung zur Fehlerbe-
stimmung benutzt werden.

Da im ersten Falle die veränderliche Grösse des Fehler-
widerstandes sowie die Polarisation, welche in höchst störender
Weise an der Fehlerstelle auftritt, nicht in Betracht kommt, weil
beide bestimmenden Messungen in demselben Augenblicke aus-
geführt werden, so gewährt diese Methode, wo sie anwendbar
ist, ausreichend genaue Bestimmungen der Fehlerlage. Ganz
anders liegt die Sache aber bei denjenigen Messungen, bei wel-
chen die Drahtenden weit von einander entfernt sind, wie bei
einem ausgelegten submarinen Kabel. Die feinen, oft kaum mit
dem Auge erkennbaren Oeffnungen, durch welche das Wasser in
leitende Verbindung mit dem Leitungsdrahte tritt, bieten dem
Durchgange des Stromes einen ausserordentlich veränderlichen
Widerstand dar. Ausserdem ist die Polarisation, welche an
diesen Fehlerstellen auftritt, oft sehr bedeutend und sehr variabel.
Die Massbestimmungen, welche man durch Anwendung der obigen
Formel erhält, sind daher nur selten und in der Regel nur dann
befriedigend, wenn der Fehler gross ist, d. i. geringen Wider-
stand hat.

In neuerer Zeit sind von den Herren Clark und Jenkin
zwei Methoden zur Bestimmung der Lage eines Fehlers an aus-
gelegten Kabeln bekannt gemacht, welche die Unsicherheit, die
der Fehlerbestimmung nach meinen älteren Methoden in Folge
der Variabilität der physikalischen Eigenschaften der Fehlerstelle
anhaftet, grossentheils beseitigen. Hr. Clark isolirt das eine Ende
der Leitung und schaltet zwischen das andere Ende und die
Erde eine galvanische Kette und einen bekannten Widerstand
ein. Mit Hülfe genau übereinstimmender Elektrometer wird
dann die Potentialdifferenz des mit dem Widerstande verbundenen
Batteriepoles und des Kabelendes und gleichzeitig das Potential
des isolirten anderen Endes der Leitung gemessen. Dieser
letztere giebt das an der Stelle des Fehlers in der Leitung vor-
handene Potential an und es ist dann, wenn w der eingeschaltete
Widerstand, P und P' die gemessenen Potentiale der Enden des-

4. [Formel 1] , wenn bei der obigen Bezeich-
nung von l, bi und b nur
Messungen von einem Ende
der Leitung zur Fehlerbe-
stimmung benutzt werden.

Da im ersten Falle die veränderliche Grösse des Fehler-
widerstandes sowie die Polarisation, welche in höchst störender
Weise an der Fehlerstelle auftritt, nicht in Betracht kommt, weil
beide bestimmenden Messungen in demselben Augenblicke aus-
geführt werden, so gewährt diese Methode, wo sie anwendbar
ist, ausreichend genaue Bestimmungen der Fehlerlage. Ganz
anders liegt die Sache aber bei denjenigen Messungen, bei wel-
chen die Drahtenden weit von einander entfernt sind, wie bei
einem ausgelegten submarinen Kabel. Die feinen, oft kaum mit
dem Auge erkennbaren Oeffnungen, durch welche das Wasser in
leitende Verbindung mit dem Leitungsdrahte tritt, bieten dem
Durchgange des Stromes einen ausserordentlich veränderlichen
Widerstand dar. Ausserdem ist die Polarisation, welche an
diesen Fehlerstellen auftritt, oft sehr bedeutend und sehr variabel.
Die Massbestimmungen, welche man durch Anwendung der obigen
Formel erhält, sind daher nur selten und in der Regel nur dann
befriedigend, wenn der Fehler gross ist, d. i. geringen Wider-
stand hat.

In neuerer Zeit sind von den Herren Clark und Jenkin
zwei Methoden zur Bestimmung der Lage eines Fehlers an aus-
gelegten Kabeln bekannt gemacht, welche die Unsicherheit, die
der Fehlerbestimmung nach meinen älteren Methoden in Folge
der Variabilität der physikalischen Eigenschaften der Fehlerstelle
anhaftet, grossentheils beseitigen. Hr. Clark isolirt das eine Ende
der Leitung und schaltet zwischen das andere Ende und die
Erde eine galvanische Kette und einen bekannten Widerstand
ein. Mit Hülfe genau übereinstimmender Elektrometer wird
dann die Potentialdifferenz des mit dem Widerstande verbundenen
Batteriepoles und des Kabelendes und gleichzeitig das Potential
des isolirten anderen Endes der Leitung gemessen. Dieser
letztere giebt das an der Stelle des Fehlers in der Leitung vor-
handene Potential an und es ist dann, wenn w der eingeschaltete
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[349/0367] 4. [FORMEL], wenn bei der obigen Bezeich- nung von l, bi und b nur Messungen von einem Ende der Leitung zur Fehlerbe- stimmung benutzt werden. Da im ersten Falle die veränderliche Grösse des Fehler- widerstandes sowie die Polarisation, welche in höchst störender Weise an der Fehlerstelle auftritt, nicht in Betracht kommt, weil beide bestimmenden Messungen in demselben Augenblicke aus- geführt werden, so gewährt diese Methode, wo sie anwendbar ist, ausreichend genaue Bestimmungen der Fehlerlage. Ganz anders liegt die Sache aber bei denjenigen Messungen, bei wel- chen die Drahtenden weit von einander entfernt sind, wie bei einem ausgelegten submarinen Kabel. Die feinen, oft kaum mit dem Auge erkennbaren Oeffnungen, durch welche das Wasser in leitende Verbindung mit dem Leitungsdrahte tritt, bieten dem Durchgange des Stromes einen ausserordentlich veränderlichen Widerstand dar. Ausserdem ist die Polarisation, welche an diesen Fehlerstellen auftritt, oft sehr bedeutend und sehr variabel. Die Massbestimmungen, welche man durch Anwendung der obigen Formel erhält, sind daher nur selten und in der Regel nur dann befriedigend, wenn der Fehler gross ist, d. i. geringen Wider- stand hat. In neuerer Zeit sind von den Herren Clark und Jenkin zwei Methoden zur Bestimmung der Lage eines Fehlers an aus- gelegten Kabeln bekannt gemacht, welche die Unsicherheit, die der Fehlerbestimmung nach meinen älteren Methoden in Folge der Variabilität der physikalischen Eigenschaften der Fehlerstelle anhaftet, grossentheils beseitigen. Hr. Clark isolirt das eine Ende der Leitung und schaltet zwischen das andere Ende und die Erde eine galvanische Kette und einen bekannten Widerstand ein. Mit Hülfe genau übereinstimmender Elektrometer wird dann die Potentialdifferenz des mit dem Widerstande verbundenen Batteriepoles und des Kabelendes und gleichzeitig das Potential des isolirten anderen Endes der Leitung gemessen. Dieser letztere giebt das an der Stelle des Fehlers in der Leitung vor- handene Potential an und es ist dann, wenn w der eingeschaltete Widerstand, P und P' die gemessenen Potentiale der Enden des-

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/367>, abgerufen am 22.11.2024.