Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

konnte das Maximum von 1/3 Atmosphäre nicht überschreiten.
Da es sich jedoch hier um einen praktischen Zweck handelte,
so waren die auf diese Weise erreichbaren Näherungsformeln
völlig ausreichend. Die benutzte Methode war folgende:

Es wurden gezogene Bleiröhren von verschiedenem Durch-
messer und verschiedener Länge verwendet. Durch eine Pumpe
mit Schwungrad und Kurbel, welche entweder als Saug- oder
als Druckpumpe oder gleichzeitig als Saug- und Druckpumpe
benutzt werden konnte, wurde die Luft in einem im Verhältniss
zum Volumen des Pumpenstiefels grossen Reservoir verdünnt oder
verdichtet. Das Reservoir communicirte durch das Rohr, in
welchem die Geschwindigkeit der Luft gemessen werden sollte,
mit der Atmosphäre. Der im Reservoir befindliche Druck
wurde durch ein Quecksilbermanometer gemessen. Es war nun
leicht, die Kurbel der Pumpe so schnell zu drehen, dass der
Druck im Reservoir eine constante Grösse beibehielt, dass also
in derselben Zeit stets eine gleiche Menge Luft in das Reservoir
gepumpt wurde, wie das Rohr abführte, oder umgekehrt. Das
Rohr endete in einen sorgfältig construirten Gasmesser, welcher
genau die Luftmenge angab, die in einer gewissen Zeit das Rohr
passirte. Die gemessene Luftmenge, dividirt durch den Quer-
schnitt des Rohres, ergab nun die Geschwindigkeit, mit welcher
die Luft von atmosphärischer Dichtigkeit aus dem Rohre in den
Gasmesser trat, wenn im Reservoir ein höherer Druck herrschte,
oder umgekehrt die Geschwindigkeit, mit welcher sie in das Rohr
eintrat, wenn die Pumpe saugend wirkte. Da stets dieselbe Luft-
masse in derselben Zeit aus- und eintreten muss, wenn die Strömung
eine gleichförmige geworden ist, so kann man aus der gemessenen
Luftmenge vermittelst des Mariotte'schen Gesetzes leicht die
Geschwindigkeit derselben am entgegengesetzten Ende der Rohr-
leitung berechnen. War z. B. die Luft im Reservoir auf 1/2 Atmo-
sphäre verdünnt, und ergab sich die Geschwindigkeit der Luft von
atmosphärischer Spannung beim Eintritt in das Rohr gleich 50 Fuss,
so musste dasselbe Luftquantum beim Austritt in das Reservoir
das doppelte Volumen annehmen, die Geschwindigkeit musste
daher hier 100 Fuss gross sein. Ebenso konnte man die Ge-
schwindigkeit in den übrigen Theilen des Rohres durch Messung
des Druckes, unter welchem die Luft die betreffende Stelle

konnte das Maximum von ⅓ Atmosphäre nicht überschreiten.
Da es sich jedoch hier um einen praktischen Zweck handelte,
so waren die auf diese Weise erreichbaren Näherungsformeln
völlig ausreichend. Die benutzte Methode war folgende:

Es wurden gezogene Bleiröhren von verschiedenem Durch-
messer und verschiedener Länge verwendet. Durch eine Pumpe
mit Schwungrad und Kurbel, welche entweder als Saug- oder
als Druckpumpe oder gleichzeitig als Saug- und Druckpumpe
benutzt werden konnte, wurde die Luft in einem im Verhältniss
zum Volumen des Pumpenstiefels grossen Reservoir verdünnt oder
verdichtet. Das Reservoir communicirte durch das Rohr, in
welchem die Geschwindigkeit der Luft gemessen werden sollte,
mit der Atmosphäre. Der im Reservoir befindliche Druck
wurde durch ein Quecksilbermanometer gemessen. Es war nun
leicht, die Kurbel der Pumpe so schnell zu drehen, dass der
Druck im Reservoir eine constante Grösse beibehielt, dass also
in derselben Zeit stets eine gleiche Menge Luft in das Reservoir
gepumpt wurde, wie das Rohr abführte, oder umgekehrt. Das
Rohr endete in einen sorgfältig construirten Gasmesser, welcher
genau die Luftmenge angab, die in einer gewissen Zeit das Rohr
passirte. Die gemessene Luftmenge, dividirt durch den Quer-
schnitt des Rohres, ergab nun die Geschwindigkeit, mit welcher
die Luft von atmosphärischer Dichtigkeit aus dem Rohre in den
Gasmesser trat, wenn im Reservoir ein höherer Druck herrschte,
oder umgekehrt die Geschwindigkeit, mit welcher sie in das Rohr
eintrat, wenn die Pumpe saugend wirkte. Da stets dieselbe Luft-
masse in derselben Zeit aus- und eintreten muss, wenn die Strömung
eine gleichförmige geworden ist, so kann man aus der gemessenen
Luftmenge vermittelst des Mariotte’schen Gesetzes leicht die
Geschwindigkeit derselben am entgegengesetzten Ende der Rohr-
leitung berechnen. War z. B. die Luft im Reservoir auf ½ Atmo-
sphäre verdünnt, und ergab sich die Geschwindigkeit der Luft von
atmosphärischer Spannung beim Eintritt in das Rohr gleich 50 Fuss,
so musste dasselbe Luftquantum beim Austritt in das Reservoir
das doppelte Volumen annehmen, die Geschwindigkeit musste
daher hier 100 Fuss gross sein. Ebenso konnte man die Ge-
schwindigkeit in den übrigen Theilen des Rohres durch Messung
des Druckes, unter welchem die Luft die betreffende Stelle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0302" n="284"/>
konnte das Maximum von &#x2153; Atmosphäre nicht überschreiten.<lb/>
Da es sich jedoch hier um einen praktischen Zweck handelte,<lb/>
so waren die auf diese Weise erreichbaren Näherungsformeln<lb/>
völlig ausreichend. Die benutzte Methode war folgende:</p><lb/>
        <p>Es wurden gezogene Bleiröhren von verschiedenem Durch-<lb/>
messer und verschiedener Länge verwendet. Durch eine Pumpe<lb/>
mit Schwungrad und Kurbel, welche entweder als Saug- oder<lb/>
als Druckpumpe oder gleichzeitig als Saug- und Druckpumpe<lb/>
benutzt werden konnte, wurde die Luft in einem im Verhältniss<lb/>
zum Volumen des Pumpenstiefels grossen Reservoir verdünnt oder<lb/>
verdichtet. Das Reservoir communicirte durch das Rohr, in<lb/>
welchem die Geschwindigkeit der Luft gemessen werden sollte,<lb/>
mit der Atmosphäre. Der im Reservoir befindliche Druck<lb/>
wurde durch ein Quecksilbermanometer gemessen. Es war nun<lb/>
leicht, die Kurbel der Pumpe so schnell zu drehen, dass der<lb/>
Druck im Reservoir eine constante Grösse beibehielt, dass also<lb/>
in derselben Zeit stets eine gleiche Menge Luft in das Reservoir<lb/>
gepumpt wurde, wie das Rohr abführte, oder umgekehrt. Das<lb/>
Rohr endete in einen sorgfältig construirten Gasmesser, welcher<lb/>
genau die Luftmenge angab, die in einer gewissen Zeit das Rohr<lb/>
passirte. Die gemessene Luftmenge, dividirt durch den Quer-<lb/>
schnitt des Rohres, ergab nun die Geschwindigkeit, mit welcher<lb/>
die Luft von atmosphärischer Dichtigkeit aus dem Rohre in den<lb/>
Gasmesser trat, wenn im Reservoir ein höherer Druck herrschte,<lb/>
oder umgekehrt die Geschwindigkeit, mit welcher sie in das Rohr<lb/>
eintrat, wenn die Pumpe saugend wirkte. Da stets dieselbe Luft-<lb/>
masse in derselben Zeit aus- und eintreten muss, wenn die Strömung<lb/>
eine gleichförmige geworden ist, so kann man aus der gemessenen<lb/>
Luftmenge vermittelst des <hi rendition="#g">Mariotte</hi>&#x2019;schen Gesetzes leicht die<lb/>
Geschwindigkeit derselben am entgegengesetzten Ende der Rohr-<lb/>
leitung berechnen. War z. B. die Luft im Reservoir auf ½ Atmo-<lb/>
sphäre verdünnt, und ergab sich die Geschwindigkeit der Luft von<lb/>
atmosphärischer Spannung beim Eintritt in das Rohr gleich 50 Fuss,<lb/>
so musste dasselbe Luftquantum beim Austritt in das Reservoir<lb/>
das doppelte Volumen annehmen, die Geschwindigkeit musste<lb/>
daher hier 100 Fuss gross sein. Ebenso konnte man die Ge-<lb/>
schwindigkeit in den übrigen Theilen des Rohres durch Messung<lb/>
des Druckes, unter welchem die Luft die betreffende Stelle<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0302] konnte das Maximum von ⅓ Atmosphäre nicht überschreiten. Da es sich jedoch hier um einen praktischen Zweck handelte, so waren die auf diese Weise erreichbaren Näherungsformeln völlig ausreichend. Die benutzte Methode war folgende: Es wurden gezogene Bleiröhren von verschiedenem Durch- messer und verschiedener Länge verwendet. Durch eine Pumpe mit Schwungrad und Kurbel, welche entweder als Saug- oder als Druckpumpe oder gleichzeitig als Saug- und Druckpumpe benutzt werden konnte, wurde die Luft in einem im Verhältniss zum Volumen des Pumpenstiefels grossen Reservoir verdünnt oder verdichtet. Das Reservoir communicirte durch das Rohr, in welchem die Geschwindigkeit der Luft gemessen werden sollte, mit der Atmosphäre. Der im Reservoir befindliche Druck wurde durch ein Quecksilbermanometer gemessen. Es war nun leicht, die Kurbel der Pumpe so schnell zu drehen, dass der Druck im Reservoir eine constante Grösse beibehielt, dass also in derselben Zeit stets eine gleiche Menge Luft in das Reservoir gepumpt wurde, wie das Rohr abführte, oder umgekehrt. Das Rohr endete in einen sorgfältig construirten Gasmesser, welcher genau die Luftmenge angab, die in einer gewissen Zeit das Rohr passirte. Die gemessene Luftmenge, dividirt durch den Quer- schnitt des Rohres, ergab nun die Geschwindigkeit, mit welcher die Luft von atmosphärischer Dichtigkeit aus dem Rohre in den Gasmesser trat, wenn im Reservoir ein höherer Druck herrschte, oder umgekehrt die Geschwindigkeit, mit welcher sie in das Rohr eintrat, wenn die Pumpe saugend wirkte. Da stets dieselbe Luft- masse in derselben Zeit aus- und eintreten muss, wenn die Strömung eine gleichförmige geworden ist, so kann man aus der gemessenen Luftmenge vermittelst des Mariotte’schen Gesetzes leicht die Geschwindigkeit derselben am entgegengesetzten Ende der Rohr- leitung berechnen. War z. B. die Luft im Reservoir auf ½ Atmo- sphäre verdünnt, und ergab sich die Geschwindigkeit der Luft von atmosphärischer Spannung beim Eintritt in das Rohr gleich 50 Fuss, so musste dasselbe Luftquantum beim Austritt in das Reservoir das doppelte Volumen annehmen, die Geschwindigkeit musste daher hier 100 Fuss gross sein. Ebenso konnte man die Ge- schwindigkeit in den übrigen Theilen des Rohres durch Messung des Druckes, unter welchem die Luft die betreffende Stelle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/302
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/302>, abgerufen am 21.11.2024.