Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Erforschung des und Weise zu befürchten/ die sich begeben können; Derowegenist eine Wehe-Mutter jederzeit nöthig. XXVIII. Fr. Just. Warum gebähret denn eine Frau leich- ter als die ander? Geschiehets aus natürlichen Ursachen? Wie sind denn solche Ursachen zu erkennen? Christ. Daß eine Frau leichter als die andere gebäre/ ist allen Menschen bekant. Es seyn aber auch natürliche Ursa- chen vieler harten Geburten/ welche durch gute Wissenschafft kön- nen verhütet/ oder ihnen abgeholffen werden/ wo nicht gäntzlich/ doch um ein merckliches/ und kan (1.) der innere Mutter-Mund schuld haben/ wenn er so hart und steiff ist/ daß er zu nöthiger Geburt sich nicht ergeben kan/ (2.) So ist auch harte Geburt/ wenn der innere Mutter-Mund zu sehr gegen dem After lieget/ und von der Frucht in die Höhe gezogen wird/ welches bey vor sich hangenden Leibern geschiehet. (3.) Ist harte Geburt/ ob gleich das Kind recht mit dem Haupte zur Geburt kömmt/ sich aber auf einer/ oder der andern Seite damit angesetzet hat. (4.) Ist die Geburt noch schwerer und gefährlicher/ wenn ein Kind unrecht zur Geburt kömmt/ welches auf unterschiedene Arten geschehen kan/ wie dir solches alles besser wissend/ als mir zu antworten möglich ist. Diesen Zufällen aber/ ist in etwas mit guter Wissenschafft abzuhelffen/ auch wenn GOtt wil/ wol möglich gar zu verhüten/ alles nach deiner Anweisung/ die ich war befunden. XXIX. Fr. Just. Warum ergiebet sich denn der Mutter- Mund bey einer Frauen mehr/ als bey der andern? Christ. So viel ich von dir erlernet und selbst erfahren/ ist/ daß eine Haut bey einer Frauen stärcker oder zärter ist/ als die andere/ und die zarte eher als die starcke nachgiebet. Da- rum die schwächesten Frauen ofters die leichteste Geburten/ hingegen die stärckesten die schweresten haben. Worbey auch das
Erforſchung des und Weiſe zu befuͤrchten/ die ſich begeben koͤnnen; Derowegeniſt eine Wehe-Mutter jederzeit noͤthig. XXVIII. Fr. Juſt. Warum gebaͤhret denn eine Frau leich- ter als die ander? Geſchiehets aus natuͤrlichen Urſachen? Wie ſind denn ſolche Urſachen zu erkennen? Chriſt. Daß eine Frau leichter als die andere gebaͤre/ iſt allen Menſchen bekant. Es ſeyn aber auch natuͤrliche Urſa- chen vieler harten Geburten/ welche durch gute Wiſſenſchafft koͤn- nen verhuͤtet/ oder ihnen abgeholffen werden/ wo nicht gaͤntzlich/ doch um ein merckliches/ und kan (1.) der innere Mutter-Mund ſchuld haben/ wenn er ſo hart und ſteiff iſt/ daß er zu noͤthiger Geburt ſich nicht ergeben kan/ (2.) So iſt auch harte Geburt/ wenn der innere Mutter-Mund zu ſehr gegen dem After lieget/ und von der Frucht in die Hoͤhe gezogen wird/ welches bey vor ſich hangenden Leibern geſchiehet. (3.) Iſt harte Geburt/ ob gleich das Kind recht mit dem Haupte zur Geburt koͤmmt/ ſich aber auf einer/ oder der andern Seite damit angeſetzet hat. (4.) Iſt die Geburt noch ſchwerer und gefaͤhrlicher/ wenn ein Kind unrecht zur Geburt koͤmmt/ welches auf unterſchiedene Arten geſchehen kan/ wie dir ſolches alles beſſer wiſſend/ als mir zu antworten moͤglich iſt. Dieſen Zufaͤllen aber/ iſt in etwas mit guter Wiſſenſchafft abzuhelffen/ auch wenn GOtt wil/ wol moͤglich gar zu verhuͤten/ alles nach deiner Anweiſung/ die ich war befunden. XXIX. Fr. Juſt. Warum ergiebet ſich denn der Mutter- Mund bey einer Frauen mehr/ als bey der andern? Chriſt. So viel ich von dir erlernet und ſelbſt erfahren/ iſt/ daß eine Haut bey einer Frauen ſtaͤrcker oder zaͤrter iſt/ als die andere/ und die zarte eher als die ſtarcke nachgiebet. Da- rum die ſchwaͤcheſten Frauen ofters die leichteſte Geburten/ hingegen die ſtaͤrckeſten die ſchwereſten haben. Worbey auch das
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Erforſchung des
und Weiſe zu befuͤrchten/ die ſich begeben koͤnnen; Derowegen
iſt eine Wehe-Mutter jederzeit noͤthig.
XXVIII. Fr.
Juſt. Warum gebaͤhret denn eine Frau leich-
ter als die ander? Geſchiehets aus natuͤrlichen Urſachen?
Wie ſind denn ſolche Urſachen zu erkennen?
Chriſt. Daß eine Frau leichter als die andere gebaͤre/
iſt allen Menſchen bekant. Es ſeyn aber auch natuͤrliche Urſa-
chen vieler harten Geburten/ welche durch gute Wiſſenſchafft koͤn-
nen verhuͤtet/ oder ihnen abgeholffen werden/ wo nicht gaͤntzlich/
doch um ein merckliches/ und kan (1.) der innere Mutter-Mund
ſchuld haben/ wenn er ſo hart und ſteiff iſt/ daß er zu noͤthiger
Geburt ſich nicht ergeben kan/ (2.) So iſt auch harte Geburt/
wenn der innere Mutter-Mund zu ſehr gegen dem After lieget/
und von der Frucht in die Hoͤhe gezogen wird/ welches bey vor
ſich hangenden Leibern geſchiehet. (3.) Iſt harte Geburt/ ob
gleich das Kind recht mit dem Haupte zur Geburt koͤmmt/ ſich
aber auf einer/ oder der andern Seite damit angeſetzet hat.
(4.) Iſt die Geburt noch ſchwerer und gefaͤhrlicher/ wenn ein
Kind unrecht zur Geburt koͤmmt/ welches auf unterſchiedene
Arten geſchehen kan/ wie dir ſolches alles beſſer wiſſend/ als mir
zu antworten moͤglich iſt. Dieſen Zufaͤllen aber/ iſt in etwas
mit guter Wiſſenſchafft abzuhelffen/ auch wenn GOtt wil/ wol
moͤglich gar zu verhuͤten/ alles nach deiner Anweiſung/ die ich
war befunden.
XXIX. Fr.
Juſt. Warum ergiebet ſich denn der Mutter-
Mund bey einer Frauen mehr/ als bey der andern?
Chriſt. So viel ich von dir erlernet und ſelbſt erfahren/ iſt/
daß eine Haut bey einer Frauen ſtaͤrcker oder zaͤrter iſt/ als die
andere/ und die zarte eher als die ſtarcke nachgiebet. Da-
rum die ſchwaͤcheſten Frauen ofters die leichteſte Geburten/
hingegen die ſtaͤrckeſten die ſchwereſten haben. Worbey auch
das
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Zitationshilfe: | Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/355>, abgerufen am 07.07.2024. |