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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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Das VI. Capitel.
folget stracks. Diese Verhutung kan nun das Kind auch nicht
durch seine Bewegung thun. Also ist der Wehe-Mutter für-
sichtige und vernünfftige Hülffe wol die beste/ und bevoraus
Gottes Gnade und dessen Seegen/ ohne dem wir nichts haben
und haben können. Ich habe wegen dieser nöthigen Hülffe und
dergleichen Gefahr das letzte und zehende Zeugnis von Frau Ma-
ria Müllerin/ gebohrner Ritterin/ mit Fleiß/ mit drucken las-
sen/ um dir die Warheit zu zeigen/ weil eben solcher Zustand
wegen des Krampffs in dem innern Mutter-Munde diese Gefahr
gemachet oder verursachet hatte. Darum lasse dir dieses zur
Nachricht dienen/ daß du/ so bald nur das Kind gebohren
ist/ wol achtung auf die Nachgeburt giebest. Ob sie sich
gleich nicht allemahl bald fördern läßet/ wegen vieler vorher
erzehlten Ursachen halben; so kanst du doch den Krampff-
Zug in dem innern Mutter-Munde bald fühlen und ver-
hüten. Ist das Kind schwach/ so laß es einen andern bald
lösen/ denn du kanst nicht davon lassen/ bis die Nachge-
burt verhanden ist. Wenn aber das Kind starck ist/ so
laß es so lange liegen und warten/ bis du lösen kanst/ wo-
fern es sich nicht zu lange verzeucht. Verzeucht es sich aber
etwas/ so laß doch das Kind lösen/ und wegnehmen/
weil es dir nur im Wege ist/ wiewol dergleichen Zustand
was ungewöhnliches ist;
Doch bin ich furchtsam dafür wor-
den/ in dem es gefährlich und doch zu verhüten möglich ist/ wie
du aus dem vor angezogenen Zeugnis siehest/ weil es dergleichen
Zustand war/ und hernach andermahls doch verhütet worden/
auf meine derselben gegebene Nachricht/ an die Wehe-Mutter/
wofür mir die Frau so hertzlich gedancket. Als hoffe derglei-
chen Danck von dir und denen in Gefahr liegenden Frauen auch
zu erlangen/ wo du sammt ihnen meine Lehre und Anführung
in acht nehmen wirst.
Christ. Lieber/ sage mir doch/ wie es zugehet/ daß man-
che
Das VI. Capitel.
folget ſtracks. Dieſe Verhutung kan nun das Kind auch nicht
durch ſeine Bewegung thun. Alſo iſt der Wehe-Mutter fuͤr-
ſichtige und vernuͤnfftige Huͤlffe wol die beſte/ und bevoraus
Gottes Gnade und deſſen Seegen/ ohne dem wir nichts haben
und haben koͤnnen. Ich habe wegen dieſer noͤthigen Huͤlffe und
dergleichen Gefahr das letzte und zehende Zeugnis von Frau Ma-
ria Muͤllerin/ gebohrner Ritterin/ mit Fleiß/ mit drucken laſ-
ſen/ um dir die Warheit zu zeigen/ weil eben ſolcher Zuſtand
wegen des Krampffs in dem innern Mutter-Munde dieſe Gefahr
gemachet oder verurſachet hatte. Darum laſſe dir dieſes zur
Nachricht dienen/ daß du/ ſo bald nur das Kind gebohren
iſt/ wol achtung auf die Nachgeburt giebeſt. Ob ſie ſich
gleich nicht allemahl bald foͤrdern laͤßet/ wegen vieler vorher
erzehlten Urſachen halben; ſo kanſt du doch den Krampff-
Zug in dem innern Mutter-Munde bald fuͤhlen und ver-
huͤten. Iſt das Kind ſchwach/ ſo laß es einen andern bald
loͤſen/ denn du kanſt nicht davon laſſen/ bis die Nachge-
burt verhanden iſt. Wenn aber das Kind ſtarck iſt/ ſo
laß es ſo lange liegen und warten/ bis du loͤſen kanſt/ wo-
fern es ſich nicht zu lange verzeucht. Verzeucht es ſich aber
etwas/ ſo laß doch das Kind loͤſen/ und wegnehmen/
weil es dir nur im Wege iſt/ wiewol dergleichen Zuſtand
was ungewoͤhnliches iſt;
Doch bin ich furchtſam dafuͤr wor-
den/ in dem es gefaͤhrlich und doch zu verhuͤten moͤglich iſt/ wie
du aus dem vor angezogenen Zeugnis ſieheſt/ weil es dergleichen
Zuſtand war/ und hernach andermahls doch verhuͤtet worden/
auf meine derſelben gegebene Nachricht/ an die Wehe-Mutter/
wofuͤr mir die Frau ſo hertzlich gedancket. Als hoffe derglei-
chen Danck von dir und denen in Gefahr liegenden Frauen auch
zu erlangen/ wo du ſammt ihnen meine Lehre und Anfuͤhrung
in acht nehmen wirſt.
Chriſt. Lieber/ ſage mir doch/ wie es zugehet/ daß man-
che
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[134/0261] Das VI. Capitel. folget ſtracks. Dieſe Verhutung kan nun das Kind auch nicht durch ſeine Bewegung thun. Alſo iſt der Wehe-Mutter fuͤr- ſichtige und vernuͤnfftige Huͤlffe wol die beſte/ und bevoraus Gottes Gnade und deſſen Seegen/ ohne dem wir nichts haben und haben koͤnnen. Ich habe wegen dieſer noͤthigen Huͤlffe und dergleichen Gefahr das letzte und zehende Zeugnis von Frau Ma- ria Muͤllerin/ gebohrner Ritterin/ mit Fleiß/ mit drucken laſ- ſen/ um dir die Warheit zu zeigen/ weil eben ſolcher Zuſtand wegen des Krampffs in dem innern Mutter-Munde dieſe Gefahr gemachet oder verurſachet hatte. Darum laſſe dir dieſes zur Nachricht dienen/ daß du/ ſo bald nur das Kind gebohren iſt/ wol achtung auf die Nachgeburt giebeſt. Ob ſie ſich gleich nicht allemahl bald foͤrdern laͤßet/ wegen vieler vorher erzehlten Urſachen halben; ſo kanſt du doch den Krampff- Zug in dem innern Mutter-Munde bald fuͤhlen und ver- huͤten. Iſt das Kind ſchwach/ ſo laß es einen andern bald loͤſen/ denn du kanſt nicht davon laſſen/ bis die Nachge- burt verhanden iſt. Wenn aber das Kind ſtarck iſt/ ſo laß es ſo lange liegen und warten/ bis du loͤſen kanſt/ wo- fern es ſich nicht zu lange verzeucht. Verzeucht es ſich aber etwas/ ſo laß doch das Kind loͤſen/ und wegnehmen/ weil es dir nur im Wege iſt/ wiewol dergleichen Zuſtand was ungewoͤhnliches iſt; Doch bin ich furchtſam dafuͤr wor- den/ in dem es gefaͤhrlich und doch zu verhuͤten moͤglich iſt/ wie du aus dem vor angezogenen Zeugnis ſieheſt/ weil es dergleichen Zuſtand war/ und hernach andermahls doch verhuͤtet worden/ auf meine derſelben gegebene Nachricht/ an die Wehe-Mutter/ wofuͤr mir die Frau ſo hertzlich gedancket. Als hoffe derglei- chen Danck von dir und denen in Gefahr liegenden Frauen auch zu erlangen/ wo du ſammt ihnen meine Lehre und Anfuͤhrung in acht nehmen wirſt. Chriſt. Lieber/ ſage mir doch/ wie es zugehet/ daß man- che

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/261>, abgerufen am 25.11.2024.