Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

an dem geneigten Leser.
ausgetrieben/ als ein Kind abgebracht; Wie dann
auch dieses der letzte Trost der Wehe-Mutter war:
Ich würde mit dem Kinde müssen sterben. So erfah-
ren war sie nach der gemeinen Arth/ in ihrer Wissen-
schafft/ von mir ein Kind zu haben/ das ich doch nicht
truge. GOtt aber erbarmete sich meiner/ und schickte
von ohngefehr eines Soldaten Weib/ in das Dorff/
wo ich lag: dieselbe ward von meinem Manne und
Mutter zu mir in dieser eusersten Noth geholet; Und/
weil sie mehr Grund und Verstand/ als die auch eine
Wehe-Mutter war/ in diesem Beruff hatte/ urtheile-
te sie: daß kein Kind/ sondern eine Verstopffung des
Geblütes bey mir wär/ dabey auch eine große Mut-
ter-Kranckheit und Senckung; Darauf dann einem
Doctor Medicinae gebrauchte/ der mich durch Gottes
Segen und gute Mittel wieder zu rechte brachte.

Diese Gefahr nun/ nachdem sie überstanden/ wie
ich in dem IV. Cap. dieses Buchs/ p. 37. umständlich er-
zehlet/ war die erste Stuffe zu meinem Beruff/ daß
wie ich mich wieder erholete/ begierich war/ in den Bü-
chern und Abrissen/ die ich von dieser materie mir schaf-
fete/ mich zu üben/ um eines und das andere auf mei-
nem Zustand zu lernen: Und war dieses der erste Be-
griff dieser Wissenschafft/ und Erlernung der Geburten:
ohne daß ich jemahlen einen Vorsatz hatte/ davon Werck
zu machen: wann nicht GOtt mir dazu hätte Gele-
genheit gegeben/ und zugleich einem Trieb aus Christ-

li-
):( ):(

an dem geneigten Leſer.
ausgetrieben/ als ein Kind abgebracht; Wie dann
auch dieſes der letzte Troſt der Wehe-Mutter war:
Ich wuͤrde mit dem Kinde muͤſſen ſterben. So erfah-
ren war ſie nach der gemeinen Arth/ in ihrer Wiſſen-
ſchafft/ von mir ein Kind zu haben/ das ich doch nicht
truge. GOtt aber erbarmete ſich meiner/ und ſchickte
von ohngefehr eines Soldaten Weib/ in das Dorff/
wo ich lag: dieſelbe ward von meinem Manne und
Mutter zu mir in dieſer euſerſten Noth geholet; Und/
weil ſie mehr Grund und Verſtand/ als die auch eine
Wehe-Mutter war/ in dieſem Beruff hatte/ urtheile-
te ſie: daß kein Kind/ ſondern eine Verſtopffung des
Gebluͤtes bey mir waͤr/ dabey auch eine große Mut-
ter-Kranckheit und Senckung; Darauf dann einem
Doctor Medicinæ gebrauchte/ der mich durch Gottes
Segen und gute Mittel wieder zu rechte brachte.

Dieſe Gefahr nun/ nachdem ſie uͤberſtanden/ wie
ich in dem IV. Cap. dieſes Buchs/ p. 37. umſtaͤndlich er-
zehlet/ war die erſte Stuffe zu meinem Beruff/ daß
wie ich mich wieder erholete/ begierich war/ in den Buͤ-
chern und Abriſſen/ die ich von dieſer materie mir ſchaf-
fete/ mich zu uͤben/ um eines und das andere auf mei-
nem Zuſtand zu lernen: Und war dieſes der erſte Be-
griff dieſer Wiſſenſchafft/ und Erlernung der Geburten:
ohne daß ich jemahlen einen Vorſatz hatte/ davon Werck
zu machen: wann nicht GOtt mir dazu haͤtte Gele-
genheit gegeben/ und zugleich einem Trieb aus Chriſt-

li-
):( ):(
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0023"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">an dem geneigten Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
ausgetrieben/ als ein Kind abgebracht; Wie dann<lb/>
auch die&#x017F;es der letzte Tro&#x017F;t der Wehe-Mutter war:<lb/>
Ich wu&#x0364;rde mit dem Kinde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;terben. So erfah-<lb/>
ren war &#x017F;ie nach der gemeinen Arth/ in ihrer Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafft/ von mir ein Kind zu haben/ das ich doch nicht<lb/>
truge. GOtt aber erbarmete &#x017F;ich meiner/ und &#x017F;chickte<lb/>
von ohngefehr eines Soldaten Weib/ in das Dorff/<lb/>
wo ich lag: die&#x017F;elbe ward von meinem Manne und<lb/>
Mutter zu mir in die&#x017F;er eu&#x017F;er&#x017F;ten Noth geholet; Und/<lb/>
weil &#x017F;ie mehr Grund und Ver&#x017F;tand/ als die auch eine<lb/>
Wehe-Mutter war/ in die&#x017F;em Beruff hatte/ urtheile-<lb/>
te &#x017F;ie: daß kein Kind/ &#x017F;ondern eine Ver&#x017F;topffung des<lb/>
Geblu&#x0364;tes bey mir wa&#x0364;r/ dabey auch eine große Mut-<lb/>
ter-Kranckheit und Senckung; Darauf dann einem<lb/><hi rendition="#aq">Doctor Medicinæ</hi> gebrauchte/ der mich durch Gottes<lb/>
Segen und gute Mittel wieder zu rechte brachte.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Gefahr nun/ nachdem &#x017F;ie u&#x0364;ber&#x017F;tanden/ wie<lb/>
ich in dem <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. die&#x017F;es Buchs/ <hi rendition="#aq">p.</hi> 37. um&#x017F;ta&#x0364;ndlich er-<lb/>
zehlet/ war die er&#x017F;te Stuffe zu meinem Beruff/ daß<lb/>
wie ich mich wieder erholete/ begierich war/ in den Bu&#x0364;-<lb/>
chern und Abri&#x017F;&#x017F;en/ die ich von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">materie</hi> mir &#x017F;chaf-<lb/>
fete/ mich zu u&#x0364;ben/ um eines und das andere auf mei-<lb/>
nem Zu&#x017F;tand zu lernen: Und war die&#x017F;es der er&#x017F;te Be-<lb/>
griff die&#x017F;er Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ und Erlernung der Geburten:<lb/>
ohne daß ich jemahlen einen Vor&#x017F;atz hatte/ davon Werck<lb/>
zu machen: wann nicht GOtt mir dazu ha&#x0364;tte Gele-<lb/>
genheit gegeben/ und zugleich einem Trieb aus Chri&#x017F;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">):( ):(</fw><fw place="bottom" type="catch">li-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0023] an dem geneigten Leſer. ausgetrieben/ als ein Kind abgebracht; Wie dann auch dieſes der letzte Troſt der Wehe-Mutter war: Ich wuͤrde mit dem Kinde muͤſſen ſterben. So erfah- ren war ſie nach der gemeinen Arth/ in ihrer Wiſſen- ſchafft/ von mir ein Kind zu haben/ das ich doch nicht truge. GOtt aber erbarmete ſich meiner/ und ſchickte von ohngefehr eines Soldaten Weib/ in das Dorff/ wo ich lag: dieſelbe ward von meinem Manne und Mutter zu mir in dieſer euſerſten Noth geholet; Und/ weil ſie mehr Grund und Verſtand/ als die auch eine Wehe-Mutter war/ in dieſem Beruff hatte/ urtheile- te ſie: daß kein Kind/ ſondern eine Verſtopffung des Gebluͤtes bey mir waͤr/ dabey auch eine große Mut- ter-Kranckheit und Senckung; Darauf dann einem Doctor Medicinæ gebrauchte/ der mich durch Gottes Segen und gute Mittel wieder zu rechte brachte. Dieſe Gefahr nun/ nachdem ſie uͤberſtanden/ wie ich in dem IV. Cap. dieſes Buchs/ p. 37. umſtaͤndlich er- zehlet/ war die erſte Stuffe zu meinem Beruff/ daß wie ich mich wieder erholete/ begierich war/ in den Buͤ- chern und Abriſſen/ die ich von dieſer materie mir ſchaf- fete/ mich zu uͤben/ um eines und das andere auf mei- nem Zuſtand zu lernen: Und war dieſes der erſte Be- griff dieſer Wiſſenſchafft/ und Erlernung der Geburten: ohne daß ich jemahlen einen Vorſatz hatte/ davon Werck zu machen: wann nicht GOtt mir dazu haͤtte Gele- genheit gegeben/ und zugleich einem Trieb aus Chriſt- li- ):( ):(

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/23
Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/23>, abgerufen am 24.11.2024.