grüne Färbung, wogegen die Seiten desselben schmutziggelb und die Unter- seite silberglänzend gefärbt erscheint.
Im ausgewachsenen Zustande erreichen diese Neunaugen eine Länge von meistens 12 bis 15 Zoll selten bis 18 Zoll.
Sie bewohnen wie die Seelampreten das salzige Wasser und finden sich ohne Ausnahme in allen Meeren, welche die Küsten von Europa bespülen. Auch die Fluss-Neunaugen verlassen, wie die Seelampreten, das salzige Wasser und steigen im Frühjahre die meisten europäischen Flüsse hinauf, um in die- sen zu laichen. Aus den nordischen Meeren, aus der Nord- und Ostsee tre- ten sie jedoch in zahlreicheren Schaaren in die Flüsse ein, als aus dem schwar- zen und Mittelmeer. Auch unternehmen die Fluss-Neunaugen viel weitere Wanderungen als die Seelampreten, indem sie bis zu den entferntesten klei- nen Seitenflüssen der verschiedenen Flussgebiete hinaufdringen. Im Herbste findet ein allgemeines Hinabsteigen der Fluss-Neunaugen nach dem Meere hin statt, wobei sie nicht wie die zum Meere rückkehrenden Lachse und Maifische verschrumpfte Geschlechtsorgane enthalten und ganz abgemagert erscheinen, sondern wohlgenährt und mit ziemlich entwickelten Hoden oder Eierstock ausgestattet sind, daher der Fang der Neunaugen ihres beliebten Fleisches wegen an den in die Nord- und Ostsee ausmündenden Flüssen sowohl im Frühjahre wie im Herbste betrieben wird.
Dass auch die Fluss-Neunaugen nach vollendetem Laichgeschäfte abster- ben, scheint aus gewissen Andeutungen älterer Naturforscher hervorzugehen. Bomare1) sagt von diesem Fische, er lebe nicht über zwei Jahre und Statius Müller2) fügt hinzu, dass das Fluss-Neunauge, wenn es ausgelaicht habe, langsam abnehme und sterbe. Obwohl A. Müller3) diese merkwürdige Er- scheinung an dem Fluss-Neunauge nicht mit Bestimmtheit hat bestätigen kön- nen, so hat er sie doch auch nicht in Abrede stellen wollen.
A. Müller4) fand auch die Larvenform, das heisst die Ammocoetes-Form des Fluss-Neunauges, die aber der Larvenform des Petromyzon Planeri so ähnlich sah, dass es ihm erklärlich wurde, warum bis jetzt nur eine einzige Querderform, nämlich die des Ammocoetes branchialis beschrieben worden ist.
1) S. dessen: Dictionaire raisonne universel d'histoire naturelle. Tom. III. 1765. pag. 205.
2) Vergl. dessen: Bearbeitung von C. v. Linne's Natursystem. Th. III. 1774. pag. 232.
3) A. a. O. pag. 334.
4) Ebenda. pag. 328.
Familie: Petromyzonini.
grüne Färbung, wogegen die Seiten desselben schmutziggelb und die Unter- seite silberglänzend gefärbt erscheint.
Im ausgewachsenen Zustande erreichen diese Neunaugen eine Länge von meistens 12 bis 15 Zoll selten bis 18 Zoll.
Sie bewohnen wie die Seelampreten das salzige Wasser und finden sich ohne Ausnahme in allen Meeren, welche die Küsten von Europa bespülen. Auch die Fluss-Neunaugen verlassen, wie die Seelampreten, das salzige Wasser und steigen im Frühjahre die meisten europäischen Flüsse hinauf, um in die- sen zu laichen. Aus den nordischen Meeren, aus der Nord- und Ostsee tre- ten sie jedoch in zahlreicheren Schaaren in die Flüsse ein, als aus dem schwar- zen und Mittelmeer. Auch unternehmen die Fluss-Neunaugen viel weitere Wanderungen als die Seelampreten, indem sie bis zu den entferntesten klei- nen Seitenflüssen der verschiedenen Flussgebiete hinaufdringen. Im Herbste findet ein allgemeines Hinabsteigen der Fluss-Neunaugen nach dem Meere hin statt, wobei sie nicht wie die zum Meere rückkehrenden Lachse und Maifische verschrumpfte Geschlechtsorgane enthalten und ganz abgemagert erscheinen, sondern wohlgenährt und mit ziemlich entwickelten Hoden oder Eierstock ausgestattet sind, daher der Fang der Neunaugen ihres beliebten Fleisches wegen an den in die Nord- und Ostsee ausmündenden Flüssen sowohl im Frühjahre wie im Herbste betrieben wird.
Dass auch die Fluss-Neunaugen nach vollendetem Laichgeschäfte abster- ben, scheint aus gewissen Andeutungen älterer Naturforscher hervorzugehen. Bomare1) sagt von diesem Fische, er lebe nicht über zwei Jahre und Statius Müller2) fügt hinzu, dass das Fluss-Neunauge, wenn es ausgelaicht habe, langsam abnehme und sterbe. Obwohl A. Müller3) diese merkwürdige Er- scheinung an dem Fluss-Neunauge nicht mit Bestimmtheit hat bestätigen kön- nen, so hat er sie doch auch nicht in Abrede stellen wollen.
A. Müller4) fand auch die Larvenform, das heisst die Ammocoetes-Form des Fluss-Neunauges, die aber der Larvenform des Petromyzon Planeri so ähnlich sah, dass es ihm erklärlich wurde, warum bis jetzt nur eine einzige Querderform, nämlich die des Ammocoetes branchialis beschrieben worden ist.
1) S. dessen: Dictionaire raisonné universel d’histoire naturelle. Tom. III. 1765. pag. 205.
2) Vergl. dessen: Bearbeitung von C. v. Linné’s Natursystem. Th. III. 1774. pag. 232.
3) A. a. O. pag. 334.
4) Ebenda. pag. 328.
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seite silberglänzend gefärbt erscheint.
Im ausgewachsenen Zustande erreichen diese Neunaugen eine Länge von
meistens 12 bis 15 Zoll selten bis 18 Zoll.
Sie bewohnen wie die Seelampreten das salzige Wasser und finden sich
ohne Ausnahme in allen Meeren, welche die Küsten von Europa bespülen. Auch
die Fluss-Neunaugen verlassen, wie die Seelampreten, das salzige Wasser
und steigen im Frühjahre die meisten europäischen Flüsse hinauf, um in die-
sen zu laichen. Aus den nordischen Meeren, aus der Nord- und Ostsee tre-
ten sie jedoch in zahlreicheren Schaaren in die Flüsse ein, als aus dem schwar-
zen und Mittelmeer. Auch unternehmen die Fluss-Neunaugen viel weitere
Wanderungen als die Seelampreten, indem sie bis zu den entferntesten klei-
nen Seitenflüssen der verschiedenen Flussgebiete hinaufdringen. Im Herbste
findet ein allgemeines Hinabsteigen der Fluss-Neunaugen nach dem Meere hin
statt, wobei sie nicht wie die zum Meere rückkehrenden Lachse und Maifische
verschrumpfte Geschlechtsorgane enthalten und ganz abgemagert erscheinen,
sondern wohlgenährt und mit ziemlich entwickelten Hoden oder Eierstock
ausgestattet sind, daher der Fang der Neunaugen ihres beliebten Fleisches
wegen an den in die Nord- und Ostsee ausmündenden Flüssen sowohl im
Frühjahre wie im Herbste betrieben wird.
Dass auch die Fluss-Neunaugen nach vollendetem Laichgeschäfte abster-
ben, scheint aus gewissen Andeutungen älterer Naturforscher hervorzugehen.
Bomare 1) sagt von diesem Fische, er lebe nicht über zwei Jahre und Statius
Müller 2) fügt hinzu, dass das Fluss-Neunauge, wenn es ausgelaicht habe,
langsam abnehme und sterbe. Obwohl A. Müller 3) diese merkwürdige Er-
scheinung an dem Fluss-Neunauge nicht mit Bestimmtheit hat bestätigen kön-
nen, so hat er sie doch auch nicht in Abrede stellen wollen.
A. Müller 4) fand auch die Larvenform, das heisst die Ammocoetes-Form
des Fluss-Neunauges, die aber der Larvenform des Petromyzon Planeri so
ähnlich sah, dass es ihm erklärlich wurde, warum bis jetzt nur eine einzige
Querderform, nämlich die des Ammocoetes branchialis beschrieben worden ist.
1) S. dessen: Dictionaire raisonné universel d’histoire naturelle. Tom. III. 1765.
pag. 205.
2) Vergl. dessen: Bearbeitung von C. v. Linné’s Natursystem. Th. III. 1774. pag. 232.
3) A. a. O. pag. 334.
4) Ebenda. pag. 328.
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/387>, abgerufen am 16.02.2025.
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