chen Trennung und Zwispalt/ sind für keine unwider ruffliche Regulen/ und consequenter für dieselbstige Warheit zu achten/ bedacht/ daß es dem Menschen über aus schwer falle/ eine ein- tzige Wissenschafft und Kunst warhafft und voll- kommen zu besitzen/ darüber einer sich hören läs- set: Cognitio scientiarum omnium (schreibt er) tam est difficilis, ne dicam impossibilis, ut prius vita tota hominis deficiat, quam vel unius disciplinae minima ratio perfecte investi- gari possit. Und wann es auch mit einem sol- chen Philosopho auf das höchste kommen/ und so gar Magister Philosophiae sey erklärt wor- den/ dennoch immerdar im Tyrocinio verblei- be/ auch ausgesondert ein so andere Opinion die er sich beybringen lassen/ sonsten nicht Ursach habe/ seine Wissenschafft so hoch zu rühmen/ und deßwegen über andere sich zuerheben. Merck- würdig ist/ was hier von ein alter wolbenamter Philosophus seinen noch vorhandenen Schriff- ten einverleibt/ da er also schreibet: Omnium Philosophantium concors & unanimis sen- tentia est, qua arbitrantur scientiam quamli- bet homini ipsi pro utriusque captu ac valore non nihil divinitatis adferre, ita ut saepe ultra humanitatis limites in Deorum beatorum choros eos referre possint. Ego vero alius ge- neris persuasus rationibus, nil pernitiosius, nil pestilentius hominum vitae, animarumque nostrarum saluti posse contingere arbitror,
quam
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Von der Natur.
chen Trennung und Zwiſpalt/ ſind für keine unwider ruffliche Regulen/ und conſequenter für dieſelbſtige Warheit zu achten/ bedacht/ daß es dem Menſchen über aus ſchwer falle/ eine ein- tzige Wiſſenſchafft und Kunſt warhafft und voll- kommen zu beſitzen/ darüber einer ſich hören läſ- ſet: Cognitio ſcientiarum omnium (ſchreibt er) tam eſt difficilis, ne dicam impoſſibilis, ut prius vita tota hominis deficiat, quàm vel unius diſciplinæ minima ratio perfectè inveſti- gari poſſit. Und wann es auch mit einem ſol- chen Philoſopho auf das höchſte kommen/ und ſo gar Magiſter Philoſophiæ ſey erklärt wor- den/ dennoch immerdar im Tyrocinio verblei- be/ auch ausgeſondert ein ſo andere Opinion die er ſich beybringen laſſen/ ſonſten nicht Urſach habe/ ſeine Wiſſenſchafft ſo hoch zu rühmen/ und deßwegen über andere ſich zuerheben. Merck- würdig iſt/ was hier von ein alter wolbenamter Philoſophus ſeinen noch vorhandenen Schriff- ten einverleibt/ da er alſo ſchreibet: Omnium Philoſophantium concors & unanimis ſen- tentia eſt, qua arbitrantur ſcientiam quamli- bet homini ipſi pro utriusque captu ac valore non nihil divinitatis adferre, ita ut ſæpè ultra humanitatis limites in Deorum beatorum choros eos referre poſſint. Ego verò alius ge- neris perſuaſus rationibus, nil pernitioſius, nil peſtilentius hominum vitæ, animarumque noſtrarum ſaluti poſſe contingere arbitror,
quàm
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Von der Natur.
chen Trennung und Zwiſpalt/ ſind für keine
unwider ruffliche Regulen/ und conſequenter
für dieſelbſtige Warheit zu achten/ bedacht/ daß
es dem Menſchen über aus ſchwer falle/ eine ein-
tzige Wiſſenſchafft und Kunſt warhafft und voll-
kommen zu beſitzen/ darüber einer ſich hören läſ-
ſet: Cognitio ſcientiarum omnium (ſchreibt
er) tam eſt difficilis, ne dicam impoſſibilis,
ut prius vita tota hominis deficiat, quàm vel
unius diſciplinæ minima ratio perfectè inveſti-
gari poſſit. Und wann es auch mit einem ſol-
chen Philoſopho auf das höchſte kommen/ und
ſo gar Magiſter Philoſophiæ ſey erklärt wor-
den/ dennoch immerdar im Tyrocinio verblei-
be/ auch ausgeſondert ein ſo andere Opinion
die er ſich beybringen laſſen/ ſonſten nicht Urſach
habe/ ſeine Wiſſenſchafft ſo hoch zu rühmen/ und
deßwegen über andere ſich zuerheben. Merck-
würdig iſt/ was hier von ein alter wolbenamter
Philoſophus ſeinen noch vorhandenen Schriff-
ten einverleibt/ da er alſo ſchreibet: Omnium
Philoſophantium concors & unanimis ſen-
tentia eſt, qua arbitrantur ſcientiam quamli-
bet homini ipſi pro utriusque captu ac valore
non nihil divinitatis adferre, ita ut ſæpè ultra
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choros eos referre poſſint. Ego verò alius ge-
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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/97>, abgerufen am 03.05.2024.
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