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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.

Es haben die drey angegebene Freunde
der Philosophi oder der Weisheit dieser Welt/
als da sind I. die Stoici oder Peripathetici, II.
die Academici; und III. die Sceptici, nun all
schon länger als tausend Jahr äuserist sich be-
mühet/ diese sichtbare Welt/ in welcher sie gele-
bet/ und die Wunder des Geistes derselben/ den
man die Natur nennet/ zu erforschen/ und ihr
Talent der Posterität in Schrifften zu hinter-
lassen. Was ungleiche Principia aber sie ge-
habt/ darauf sie solche ihre Philosophiam ge-
gründet/ findet man im durchlesen ihrer Bü-
cher zur Verwunderung/ so daß/ wann man be-
dencket/ was doch in tota illa Philosophia ent-
halten sey/ erfindet sich/ daß (nach Anzeig wah-
rer Philosophen/) fast eben so viel absurda do-
cir
et/ als Bücher sind geschrieben worden; die
auch mehrer Orten kaum ohne Mitleyden kön-
nen gelesen werden. Jener Welt-Weise sprang
nacket aus dem Bade/ und ruffte seine egrika aus.
Ein anderer lehrete seine Weisheit aus einem
Vaß/ und suchete am hellen Mittag bey ange-
zündeten Fackeln Menschen. Dorten that ei-
ner nichts als lachen: Ein anderer aber weinen.
Fragte man die Ursache solch ihres Begin-
nens? so gaben sie zur Antwort: Es geschehe
weil die Welt so närrisch sey. Untersucht man
die Principia und Lehr-Sätze dieser Welt-Wei-
sen/ so sind sie eben auch Frembd genug. Ari-
stoteles,
aller Peripateticorum Dux & Prin-

ceps,
A ij
Von der Natur.

Es haben die drey angegebene Freunde
der Philoſophi oder der Weisheit dieſer Welt/
als da ſind I. die Stoici oder Peripathetici, II.
die Academici; und III. die Sceptici, nun all
ſchon länger als tauſend Jahr äuſeriſt ſich be-
mühet/ dieſe ſichtbare Welt/ in welcher ſie gele-
bet/ und die Wunder des Geiſtes derſelben/ den
man die Natur nennet/ zu erforſchen/ und ihr
Talent der Poſterität in Schrifften zu hinter-
laſſen. Was ungleiche Principia aber ſie ge-
habt/ darauf ſie ſolche ihre Philoſophiam ge-
gründet/ findet man im durchleſen ihrer Bü-
cher zur Verwunderung/ ſo daß/ wann man be-
dencket/ was doch in totâ illâ Philoſophia ent-
halten ſey/ erfindet ſich/ daß (nach Anzeig wah-
rer Philoſophen/) faſt eben ſo viel abſurda do-
cir
et/ als Bücher ſind geſchrieben worden; die
auch mehrer Orten kaum ohne Mitleyden kön-
nen geleſen werden. Jener Welt-Weiſe ſprang
nacket aus dem Bade/ und ruffte ſeine ἔγρικα aus.
Ein anderer lehrete ſeine Weisheit aus einem
Vaß/ und ſuchete am hellen Mittag bey ange-
zündeten Fackeln Menſchen. Dorten that ei-
ner nichts als lachen: Ein anderer aber weinen.
Fragte man die Urſache ſolch ihres Begin-
nens? ſo gaben ſie zur Antwort: Es geſchehe
weil die Welt ſo närriſch ſey. Unterſucht man
die Principia und Lehr-Sätze dieſer Welt-Wei-
ſen/ ſo ſind ſie eben auch Frembd genug. Ari-
ſtoteles,
aller Peripateticorum Dux & Prin-

ceps,
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[3/0093] Von der Natur. Es haben die drey angegebene Freunde der Philoſophi oder der Weisheit dieſer Welt/ als da ſind I. die Stoici oder Peripathetici, II. die Academici; und III. die Sceptici, nun all ſchon länger als tauſend Jahr äuſeriſt ſich be- mühet/ dieſe ſichtbare Welt/ in welcher ſie gele- bet/ und die Wunder des Geiſtes derſelben/ den man die Natur nennet/ zu erforſchen/ und ihr Talent der Poſterität in Schrifften zu hinter- laſſen. Was ungleiche Principia aber ſie ge- habt/ darauf ſie ſolche ihre Philoſophiam ge- gründet/ findet man im durchleſen ihrer Bü- cher zur Verwunderung/ ſo daß/ wann man be- dencket/ was doch in totâ illâ Philoſophia ent- halten ſey/ erfindet ſich/ daß (nach Anzeig wah- rer Philoſophen/) faſt eben ſo viel abſurda do- ciret/ als Bücher ſind geſchrieben worden; die auch mehrer Orten kaum ohne Mitleyden kön- nen geleſen werden. Jener Welt-Weiſe ſprang nacket aus dem Bade/ und ruffte ſeine ἔγρικα aus. Ein anderer lehrete ſeine Weisheit aus einem Vaß/ und ſuchete am hellen Mittag bey ange- zündeten Fackeln Menſchen. Dorten that ei- ner nichts als lachen: Ein anderer aber weinen. Fragte man die Urſache ſolch ihres Begin- nens? ſo gaben ſie zur Antwort: Es geſchehe weil die Welt ſo närriſch ſey. Unterſucht man die Principia und Lehr-Sätze dieſer Welt-Wei- ſen/ ſo ſind ſie eben auch Frembd genug. Ari- ſtoteles, aller Peripateticorum Dux & Prin- ceps, A ij

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/93>, abgerufen am 24.11.2024.