Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. schen den Strömen Don, und Wolga/ umb dieGegend Samara/ grünet ein Gewächs/ so ei- nen zimlich starcken Stengel bekommt/ oben a- ber auf solchen wächset eine Frucht/ die dem äus- serlichen Ansehen nach/ wie ein Lamm gestaltet/ dessen Gliedmassen es auch gantz deutlich abbil- det: Und dannenhero von den Reissen Bora- netz/ das ist/ ein Lamm genandt wird. Der Stengel ist diesem Gewächs an statt des Nabels/ auf welchem es sich rings herumb wenden kan. Zu welcher Seiten es sich nun wendet/ verdor- ret das umbher stehende Graß. Wann die Frucht reiff wird/ beginnet der Stengel zu ver- trucknen; die Frucht aber ein rauhes Fell zube- kommen/ gleich einem Lamm/ welches nach- mals gegerbet/ und zum Gebrauch bereitet wird. Es hat sehr zart- und krause Wolle. Die Wölffe allein/ sonsten aber kein ander Thier stellen dieser Frucht nach. Das Fleisch ist eines gar süssen Geschmacks; und gleichet sich der Krebse Fleisch. Wann in diese Frucht ge- schnitten wird/ fliesset ein rother Safft einem Blut gleich aus dem Schnitt. Ein Fell von ei- nem solchen Lamme/ so in der Grösse eines Ca- ninichen/ davon die Wolle bey nahe eines hal- ben Fingers lang; wie auch dergleichen schon gesponnene Wolle und Garn/ kan man zu Am- sterdam/ in eines Apotheckers/ Johann Schwammerdam Kunst-Kammer zu sehen be- kommen/ und daraus des vielleicht entstehenden Zweif-
Das andere Buch. ſchen den Strömen Don, und Wolga/ umb dieGegend Samara/ grünet ein Gewächs/ ſo ei- nen zimlich ſtarcken Stengel bekommt/ oben a- ber auf ſolchen wächſet eine Frucht/ die dem äuſ- ſerlichen Anſehen nach/ wie ein Lamm geſtaltet/ deſſen Gliedmaſſen es auch gantz deutlich abbil- det: Und dannenhero von den Reiſſen Bora- netz/ das iſt/ ein Lamm genandt wird. Der Stengel iſt dieſem Gewächs an ſtatt des Nabels/ auf welchem es ſich rings herumb wenden kan. Zu welcher Seiten es ſich nun wendet/ verdor- ret das umbher ſtehende Graß. Wann die Frucht reiff wird/ beginnet der Stengel zu ver- trucknen; die Frucht aber ein rauhes Fell zube- kommen/ gleich einem Lamm/ welches nach- mals gegerbet/ und zum Gebrauch bereitet wird. Es hat ſehr zart- und krauſe Wolle. Die Wölffe allein/ ſonſten aber kein ander Thier ſtellen dieſer Frucht nach. Das Fleiſch iſt eines gar ſüſſen Geſchmacks; und gleichet ſich der Krebſe Fleiſch. Wann in dieſe Frucht ge- ſchnitten wird/ flieſſet ein rother Safft einem Blut gleich aus dem Schnitt. Ein Fell von ei- nem ſolchen Lamme/ ſo in der Gröſſe eines Ca- ninichen/ davon die Wolle bey nahe eines hal- ben Fingers lang; wie auch dergleichen ſchon geſponnene Wolle und Garn/ kan man zu Am- ſterdam/ in eines Apotheckers/ Johann Schwammerdam Kunſt-Kammer zu ſehen be- kommen/ und daraus des vielleicht entſtehenden Zweif-
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Das andere Buch.
ſchen den Strömen Don, und Wolga/ umb die
Gegend Samara/ grünet ein Gewächs/ ſo ei-
nen zimlich ſtarcken Stengel bekommt/ oben a-
ber auf ſolchen wächſet eine Frucht/ die dem äuſ-
ſerlichen Anſehen nach/ wie ein Lamm geſtaltet/
deſſen Gliedmaſſen es auch gantz deutlich abbil-
det: Und dannenhero von den Reiſſen Bora-
netz/ das iſt/ ein Lamm genandt wird. Der
Stengel iſt dieſem Gewächs an ſtatt des Nabels/
auf welchem es ſich rings herumb wenden kan.
Zu welcher Seiten es ſich nun wendet/ verdor-
ret das umbher ſtehende Graß. Wann die
Frucht reiff wird/ beginnet der Stengel zu ver-
trucknen; die Frucht aber ein rauhes Fell zube-
kommen/ gleich einem Lamm/ welches nach-
mals gegerbet/ und zum Gebrauch bereitet wird.
Es hat ſehr zart- und krauſe Wolle. Die
Wölffe allein/ ſonſten aber kein ander Thier
ſtellen dieſer Frucht nach. Das Fleiſch iſt eines
gar ſüſſen Geſchmacks; und gleichet ſich der
Krebſe Fleiſch. Wann in dieſe Frucht ge-
ſchnitten wird/ flieſſet ein rother Safft einem
Blut gleich aus dem Schnitt. Ein Fell von ei-
nem ſolchen Lamme/ ſo in der Gröſſe eines Ca-
ninichen/ davon die Wolle bey nahe eines hal-
ben Fingers lang; wie auch dergleichen ſchon
geſponnene Wolle und Garn/ kan man zu Am-
ſterdam/ in eines Apotheckers/ Johann
Schwammerdam Kunſt-Kammer zu ſehen be-
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