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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.

27. Es werden die Elephanten auf ver-
scheidene Arten. Diese aber in Ost-Jndien im
Königreich Golconda und selbiger Gegend in be-
deckten Gruben gefangen/ und nachmals gezä-
met; wobey merck würdig/ daß die also in Gru-
ben gefangene Elephanten/ wann sie wider in den
Wald geleitet werden/ durch ihre Schnautzen
bald im Eintrit desselben/ einen starcken Ast von
einen Baum abreissen/ durch welchen sie prüfen
ob auch das Erdreich so sie betretten sollen/ vest
sey/ oder nicht.

28. Jn Zeiten Cha-Gehan des jetzt-re-
gierenden Gros-Mogors oder Königs in Indo-
stan Aurangzephs
Vatter/ begab es sich einsten/
als Cha-Gehan nebenst einem seiner Söhne auf
seinem Elephanten die Jagt besuchen wolte/ daß
des Königs Elephant in die Brunst (wie unter-
weilen aber nicht ordinari sie zu thun pflegen/)
und mit hin in solche Wildigkeit geriethe/ daß er
durch seinen Regierer der ihme auf dem Kopff
sitzet/ ferner sich nicht wolte bendigen/ und leiten
lassen/ sondern dem dücksten Gebüsch im Wald
zu eilete/ da dann anders nichts zu gewarten/
dann daß an den Aesten der Bäume alles würde
in Stücken gehen. Dieser/ so den Elephanten
leitete/ zeigete hier auf dem König an/ das ferner
in seinem Mächten nicht stünde das Thier zu re-
gieren; wäre also an deme/ daß einer aus ihnen
dreyen herunter müste/ worzu er sich gutwillig
erbote: Nur bat er den König/ daß seiner drey

Söhne
Das andere Buch.

27. Es werden die Elephanten auf ver-
ſcheidene Arten. Dieſe aber in Oſt-Jndien im
Königreich Golconda und ſelbiger Gegend in be-
deckten Gruben gefangen/ und nachmals gezä-
met; wobey merck würdig/ daß die alſo in Gru-
ben gefangene Elephanten/ wann ſie wider in den
Wald geleitet werden/ durch ihre Schnautzen
bald im Eintrit deſſelben/ einen ſtarcken Aſt von
einen Baum abreiſſen/ durch welchen ſie prüfen
ob auch das Erdreich ſo ſie betretten ſollen/ veſt
ſey/ oder nicht.

28. Jn Zeiten Cha-Gehan des jetzt-re-
gierenden Gros-Mogors oder Königs in Indo-
ſtan Aurangzephs
Vatter/ begab es ſich einſten/
als Cha-Gehan nebenſt einem ſeiner Söhne auf
ſeinem Elephanten die Jagt beſuchen wolte/ daß
des Königs Elephant in die Brunſt (wie unter-
weilen aber nicht ordinari ſie zu thun pflegen/)
und mit hin in ſolche Wildigkeit geriethe/ daß er
durch ſeinen Regierer der ihme auf dem Kopff
ſitzet/ ferner ſich nicht wolte bendigen/ und leiten
laſſen/ ſondern dem dückſten Gebüſch im Wald
zu eilete/ da dann anders nichts zu gewarten/
dann daß an den Aeſten der Bäume alles würde
in Stücken gehen. Dieſer/ ſo den Elephanten
leitete/ zeigete hier auf dem König an/ das ferner
in ſeinem Mächten nicht ſtünde das Thier zu re-
gieren; wäre alſo an deme/ daß einer aus ihnen
dreyen herunter müſte/ worzu er ſich gutwillig
erbote: Nur bat er den König/ daß ſeiner drey

Söhne
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[604/0756] Das andere Buch. 27. Es werden die Elephanten auf ver- ſcheidene Arten. Dieſe aber in Oſt-Jndien im Königreich Golconda und ſelbiger Gegend in be- deckten Gruben gefangen/ und nachmals gezä- met; wobey merck würdig/ daß die alſo in Gru- ben gefangene Elephanten/ wann ſie wider in den Wald geleitet werden/ durch ihre Schnautzen bald im Eintrit deſſelben/ einen ſtarcken Aſt von einen Baum abreiſſen/ durch welchen ſie prüfen ob auch das Erdreich ſo ſie betretten ſollen/ veſt ſey/ oder nicht. 28. Jn Zeiten Cha-Gehan des jetzt-re- gierenden Gros-Mogors oder Königs in Indo- ſtan Aurangzephs Vatter/ begab es ſich einſten/ als Cha-Gehan nebenſt einem ſeiner Söhne auf ſeinem Elephanten die Jagt beſuchen wolte/ daß des Königs Elephant in die Brunſt (wie unter- weilen aber nicht ordinari ſie zu thun pflegen/) und mit hin in ſolche Wildigkeit geriethe/ daß er durch ſeinen Regierer der ihme auf dem Kopff ſitzet/ ferner ſich nicht wolte bendigen/ und leiten laſſen/ ſondern dem dückſten Gebüſch im Wald zu eilete/ da dann anders nichts zu gewarten/ dann daß an den Aeſten der Bäume alles würde in Stücken gehen. Dieſer/ ſo den Elephanten leitete/ zeigete hier auf dem König an/ das ferner in ſeinem Mächten nicht ſtünde das Thier zu re- gieren; wäre alſo an deme/ daß einer aus ihnen dreyen herunter müſte/ worzu er ſich gutwillig erbote: Nur bat er den König/ daß ſeiner drey Söhne

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/756>, abgerufen am 19.05.2024.