Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

An den Leser.
ähnlich ist/ dahero vor ein Geschlecht des Ein-
horns gehalten werden will.

Jn der Barbari hat es auch ein Geschlecht
wilder Pferde allda Bouchicougs genandt/ die
tragen auch vorn an der Stirn ein gerades
Horn.

Das unvergleichlich schöne Vögelein
Tunchonfung in China, so aus der Blume
Tunchon sein Leben empfähet/ länger auch nicht
lebendig bleibet/ als biß besagte Blume verwel-
cket. Deßgleichen eine frembde Art Hünner
dieses Landes/ welche aus ihren Schnäbeln
lange Baumwolline Fäden spinnen. Jtem
noch eine andere Gattung/ die an statt der Fe-
dern Wolle tragen; und der Vogel Hoang-
cioyu, der über Sommers ein schöner Saffran-
gelber Vogel ist; im Herbst aber ins Meer sich
begibt und zu einem Fisch wird; neben dem al-
lerschönsten Vögelein Canadis in denen West-
Jndischen Jnsulen des Antilles, so an Grösse
kaum einen Käffer/ am Geruch aber allen Am-
bra übertrifft/ und sehr lieblich singet/ sind in
den Kunst-Kammern auch noch wenig bekandt.
Es fället auch zu lang/ viel andere dergleichen
wunder-würdige Anmerckungen der Thiere und
Vögel allhier zu errinnern. Die Liebhaber
werden hierinnfalls schon selbsten fernere Nach-
forschung anzustellen wissen; doch kan man
nicht umb hin/ noch etlicher weniger Meldung
zuthun/ und zwar/ werden billich hier mit an-

gemel-

An den Leſer.
ähnlich iſt/ dahero vor ein Geſchlecht des Ein-
horns gehalten werden will.

Jn der Barbari hat es auch ein Geſchlecht
wilder Pferde allda Bouchicougs genandt/ die
tragen auch vorn an der Stirn ein gerades
Horn.

Das unvergleichlich ſchöne Vögelein
Tunchonfung in China, ſo aus der Blume
Tunchon ſein Leben empfähet/ länger auch nicht
lebendig bleibet/ als biß beſagte Blume verwel-
cket. Deßgleichen eine frembde Art Hünner
dieſes Landes/ welche aus ihren Schnäbeln
lange Baumwolline Fäden ſpinnen. Jtem
noch eine andere Gattung/ die an ſtatt der Fe-
dern Wolle tragen; und der Vogel Hoang-
cioyu, der über Sommers ein ſchöner Saffran-
gelber Vogel iſt; im Herbſt aber ins Meer ſich
begibt und zu einem Fiſch wird; neben dem al-
lerſchönſten Vögelein Canadis in denen Weſt-
Jndiſchen Jnſulen des Antilles, ſo an Gröſſe
kaum einen Käffer/ am Geruch aber allen Am-
bra übertrifft/ und ſehr lieblich ſinget/ ſind in
den Kunſt-Kammern auch noch wenig bekandt.
Es fället auch zu lang/ viel andere dergleichen
wunder-würdige Anmerckungen der Thiere und
Vögel allhier zu errinnern. Die Liebhaber
werden hierinnfalls ſchon ſelbſten fernere Nach-
forſchung anzuſtellen wiſſen; doch kan man
nicht umb hin/ noch etlicher weniger Meldung
zuthun/ und zwar/ werden billich hier mit an-

gemel-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An den Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
ähnlich i&#x017F;t/ dahero vor ein Ge&#x017F;chlecht des Ein-<lb/>
horns gehalten werden will.</p><lb/>
        <p>Jn der <hi rendition="#aq">Barbari</hi> hat es auch ein Ge&#x017F;chlecht<lb/>
wilder Pferde allda <hi rendition="#aq">Bouchicougs</hi> genandt/ die<lb/>
tragen auch vorn an der Stirn ein gerades<lb/>
Horn.</p><lb/>
        <p>Das unvergleichlich &#x017F;chöne Vögelein<lb/><hi rendition="#aq">Tunchonfung</hi> in <hi rendition="#aq">China,</hi> &#x017F;o aus der Blume<lb/><hi rendition="#aq">Tunchon</hi> &#x017F;ein Leben empfähet/ länger auch nicht<lb/>
lebendig bleibet/ als biß be&#x017F;agte Blume verwel-<lb/>
cket. Deßgleichen eine frembde Art Hünner<lb/>
die&#x017F;es Landes/ welche aus ihren Schnäbeln<lb/>
lange Baumwolline Fäden &#x017F;pinnen. Jtem<lb/>
noch eine andere Gattung/ die an &#x017F;tatt der Fe-<lb/>
dern Wolle tragen; und der Vogel <hi rendition="#aq">Hoang-<lb/>
cioyu,</hi> der über Sommers ein &#x017F;chöner Saffran-<lb/>
gelber Vogel i&#x017F;t; im Herb&#x017F;t aber ins Meer &#x017F;ich<lb/>
begibt und zu einem Fi&#x017F;ch wird; neben dem al-<lb/>
ler&#x017F;chön&#x017F;ten Vögelein <hi rendition="#aq">Canadis</hi> in denen We&#x017F;t-<lb/>
Jndi&#x017F;chen Jn&#x017F;ulen <hi rendition="#aq">des Antilles,</hi> &#x017F;o an Grö&#x017F;&#x017F;e<lb/>
kaum einen Käffer/ am Geruch aber allen Am-<lb/>
bra übertrifft/ und &#x017F;ehr lieblich &#x017F;inget/ &#x017F;ind in<lb/>
den Kun&#x017F;t-Kammern auch noch wenig bekandt.<lb/>
Es fället auch zu lang/ viel andere dergleichen<lb/>
wunder-würdige Anmerckungen der Thiere und<lb/>
Vögel allhier zu errinnern. Die Liebhaber<lb/>
werden hierinnfalls &#x017F;chon &#x017F;elb&#x017F;ten fernere Nach-<lb/>
for&#x017F;chung anzu&#x017F;tellen wi&#x017F;&#x017F;en; doch kan man<lb/>
nicht umb hin/ noch etlicher weniger Meldung<lb/>
zuthun/ und zwar/ werden billich hier mit an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gemel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0069] An den Leſer. ähnlich iſt/ dahero vor ein Geſchlecht des Ein- horns gehalten werden will. Jn der Barbari hat es auch ein Geſchlecht wilder Pferde allda Bouchicougs genandt/ die tragen auch vorn an der Stirn ein gerades Horn. Das unvergleichlich ſchöne Vögelein Tunchonfung in China, ſo aus der Blume Tunchon ſein Leben empfähet/ länger auch nicht lebendig bleibet/ als biß beſagte Blume verwel- cket. Deßgleichen eine frembde Art Hünner dieſes Landes/ welche aus ihren Schnäbeln lange Baumwolline Fäden ſpinnen. Jtem noch eine andere Gattung/ die an ſtatt der Fe- dern Wolle tragen; und der Vogel Hoang- cioyu, der über Sommers ein ſchöner Saffran- gelber Vogel iſt; im Herbſt aber ins Meer ſich begibt und zu einem Fiſch wird; neben dem al- lerſchönſten Vögelein Canadis in denen Weſt- Jndiſchen Jnſulen des Antilles, ſo an Gröſſe kaum einen Käffer/ am Geruch aber allen Am- bra übertrifft/ und ſehr lieblich ſinget/ ſind in den Kunſt-Kammern auch noch wenig bekandt. Es fället auch zu lang/ viel andere dergleichen wunder-würdige Anmerckungen der Thiere und Vögel allhier zu errinnern. Die Liebhaber werden hierinnfalls ſchon ſelbſten fernere Nach- forſchung anzuſtellen wiſſen; doch kan man nicht umb hin/ noch etlicher weniger Meldung zuthun/ und zwar/ werden billich hier mit an- gemel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/69
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/69>, abgerufen am 04.05.2024.