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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
erhaben. Die Augen waren ziemlich groß;
das Angesicht von gar erbarer Gestalt und Lind.
Nase/ Ohren/ Mund/ und Kinn gantz formlich
gebildet: Die Arme waren auch haaricht; des-
gleichen die übrigen Theile des oberen Leibs/ aus-
ser den Händen/ die glatt/ doch etwas flach wa-
ren. Der untere Leib war bedeckt/ durch einen
langen gefaltenen Rock aus Dclphins Häuten.
Idem.

4. Jn Sicilien/ lebete in verwichenen
Seculis ein Mann/ Namens Cola, mit dem Zu-
Namen Pesce, das ist ein Fisch/ genandt/ bür-
tig aus der Stadt Catanea. Dieser hat die
mehrere Zeit seines Lebens im Meer bey denen
Fischen zugebracht/ darzu ihne seine angeborne
Neigung dergestalt getrieben/ daß täglich er ins
Wasser sich begeben müssen/ oder er ist erkran-
cket. Er war ob- und unter dem Wasser im
Schwimmen also geübet/ daß er es allen Fischen
und Meer-Wundern/ wo nicht zuvor/ doch
gleich gethan hat. Oeffters hat er über
500. Stadia ins Meer sich begeben/ denen
Schiffen im grösten Sturm und Unwetter mit-
ten im Meer begegnet/ von ihnen Zeitung ein ge-
holet/ und solche in die Stadt überbracht. End-
lich trug sich zu/ als König Ferdinand zu Messi-
na den Täuchern/ und vortrefflichen Schwim-
mern eine Gnaden-Gab darum zu certiren auf-
stellen lassen/ daß zum Beschlus er/ in den be-
rühmten Meer-Schlund Charibdim eine grosse

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Von der Natur.
erhaben. Die Augen waren ziemlich groß;
das Angeſicht von gar erbarer Geſtalt und Lind.
Naſe/ Ohren/ Mund/ und Kinn gantz formlich
gebildet: Die Arme waren auch haaricht; des-
gleichen die übrigen Theile des oberen Leibs/ auſ-
ſer den Händen/ die glatt/ doch etwas flach wa-
ren. Der untere Leib war bedeckt/ durch einen
langen gefaltenen Rock aus Dclphins Häuten.
Idem.

4. Jn Sicilien/ lebete in verwichenen
Seculis ein Mann/ Namens Cola, mit dem Zu-
Namen Peſce, das iſt ein Fiſch/ genandt/ bür-
tig aus der Stadt Catanea. Dieſer hat die
mehrere Zeit ſeines Lebens im Meer bey denen
Fiſchen zugebracht/ darzu ihne ſeine angeborne
Neigung dergeſtalt getrieben/ daß täglich er ins
Waſſer ſich begeben müſſen/ oder er iſt erkran-
cket. Er war ob- und unter dem Waſſer im
Schwimmen alſo geübet/ daß er es allen Fiſchen
und Meer-Wundern/ wo nicht zuvor/ doch
gleich gethan hat. Oeffters hat er über
500. Stadia ins Meer ſich begeben/ denen
Schiffen im gröſten Sturm und Unwetter mit-
ten im Meer begegnet/ von ihnen Zeitung ein ge-
holet/ und ſolche in die Stadt überbracht. End-
lich trug ſich zu/ als König Ferdinand zu Meſſi-
na den Täuchern/ und vortrefflichen Schwim-
mern eine Gnaden-Gab darum zu certiren auf-
ſtellen laſſen/ daß zum Beſchlus er/ in den be-
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[549/0683] Von der Natur. erhaben. Die Augen waren ziemlich groß; das Angeſicht von gar erbarer Geſtalt und Lind. Naſe/ Ohren/ Mund/ und Kinn gantz formlich gebildet: Die Arme waren auch haaricht; des- gleichen die übrigen Theile des oberen Leibs/ auſ- ſer den Händen/ die glatt/ doch etwas flach wa- ren. Der untere Leib war bedeckt/ durch einen langen gefaltenen Rock aus Dclphins Häuten. Idem. 4. Jn Sicilien/ lebete in verwichenen Seculis ein Mann/ Namens Cola, mit dem Zu- Namen Peſce, das iſt ein Fiſch/ genandt/ bür- tig aus der Stadt Catanea. Dieſer hat die mehrere Zeit ſeines Lebens im Meer bey denen Fiſchen zugebracht/ darzu ihne ſeine angeborne Neigung dergeſtalt getrieben/ daß täglich er ins Waſſer ſich begeben müſſen/ oder er iſt erkran- cket. Er war ob- und unter dem Waſſer im Schwimmen alſo geübet/ daß er es allen Fiſchen und Meer-Wundern/ wo nicht zuvor/ doch gleich gethan hat. Oeffters hat er über 500. Stadia ins Meer ſich begeben/ denen Schiffen im gröſten Sturm und Unwetter mit- ten im Meer begegnet/ von ihnen Zeitung ein ge- holet/ und ſolche in die Stadt überbracht. End- lich trug ſich zu/ als König Ferdinand zu Meſſi- na den Täuchern/ und vortrefflichen Schwim- mern eine Gnaden-Gab darum zu certiren auf- ſtellen laſſen/ daß zum Beſchlus er/ in den be- rühmten Meer-Schlund Charibdim eine groſſe gül- M m iij

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/683>, abgerufen am 10.06.2024.