Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. Schlaff-Städt/ Behältnis der Speisen/ und an-derer Fahrnis: Die Ställ der Esel/ und Vie- hes/ als auch des Geflügs/ sind gleicher gestalt entweder durch die Felsen/ oder sonsten/ ordent- lich eingetheilet. An statt der Cisternen/ stehen vieler Orten die Nothdurfft grosser Wasser- Gefäß. So ist an Back-öfen/ und was mehr ermangeln mag/ überall nothwendige Vorse- hung geschehen. Des Tages-Liecht/ und der Schein der Sonnen/ mittels etlicher Runsen und Klüffte der Felsen/ die doch also geschicklich formiret sind/ daß weder Regen noch Unwetter dadurch Schaden thun mag/ kompt ihnen auch zu statten. Gleicher Gestalt haben sie ihre Schlöt und Rauch-fäng/ ob den Oefen/ die durch die Felsen oben ihren Ausgang suchen. An statt des Holtzes/ welches in dieser Jnsul theuer/ und gar nicht wol zu bekommen/ gebrau- chen sie den/ an der Sonnen gedorreten Mist. Dieses Volck bekennet sich zum Christlichen Glauben/ besuchen an Sonn- und Feyer-Tägen die nechst ihnen angelegene Kirchen. Leben ü- brigens von Käß/ Milch/ Zwiebel/ Knoblauch/ und Kräuter/ achten keines Fleisches; und sind in diesen unter-irrdischen Wohnungen derge- stalt vergnüget/ daß auch/ wann Geschäffte wegen sie in die Stadt/ oder nechste Dörffer sich begeben müssen/ nach deren Verrichten/ eylichst wider nach ihren Wohnungen trachten. 4. An
Das andere Buch. Schlaff-Städt/ Behältnis der Speiſen/ und an-derer Fahrnis: Die Ställ der Eſel/ und Vie- hes/ als auch des Geflügs/ ſind gleicher geſtalt entweder durch die Felſen/ oder ſonſten/ ordent- lich eingetheilet. An ſtatt der Ciſternen/ ſtehen vieler Orten die Nothdurfft groſſer Waſſer- Gefäß. So iſt an Back-öfen/ und was mehr ermangeln mag/ überall nothwendige Vorſe- hung geſchehen. Des Tages-Liecht/ und der Schein der Sonnen/ mittels etlicher Runſen und Klüffte der Felſen/ die doch alſo geſchicklich formiret ſind/ daß weder Regen noch Unwetter dadurch Schaden thun mag/ kompt ihnen auch zu ſtatten. Gleicher Geſtalt haben ſie ihre Schlöt und Rauch-fäng/ ob den Oefen/ die durch die Felſen oben ihren Ausgang ſuchen. An ſtatt des Holtzes/ welches in dieſer Jnſul theuer/ und gar nicht wol zu bekommen/ gebrau- chen ſie den/ an der Sonnen gedorreten Miſt. Dieſes Volck bekennet ſich zum Chriſtlichen Glauben/ beſuchen an Sonn- und Feyer-Tägen die nechſt ihnen angelegene Kirchen. Leben ü- brigens von Käß/ Milch/ Zwiebel/ Knoblauch/ und Kräuter/ achten keines Fleiſches; und ſind in dieſen unter-irꝛdiſchen Wohnungen derge- ſtalt vergnüget/ daß auch/ wann Geſchäffte wegen ſie in die Stadt/ oder nechſte Dörffer ſich begeben müſſen/ nach deren Verrichten/ eylichſt wider nach ihren Wohnungen trachten. 4. An
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Das andere Buch.
Schlaff-Städt/ Behältnis der Speiſen/ und an-
derer Fahrnis: Die Ställ der Eſel/ und Vie-
hes/ als auch des Geflügs/ ſind gleicher geſtalt
entweder durch die Felſen/ oder ſonſten/ ordent-
lich eingetheilet. An ſtatt der Ciſternen/ ſtehen
vieler Orten die Nothdurfft groſſer Waſſer-
Gefäß. So iſt an Back-öfen/ und was mehr
ermangeln mag/ überall nothwendige Vorſe-
hung geſchehen. Des Tages-Liecht/ und der
Schein der Sonnen/ mittels etlicher Runſen
und Klüffte der Felſen/ die doch alſo geſchicklich
formiret ſind/ daß weder Regen noch Unwetter
dadurch Schaden thun mag/ kompt ihnen auch
zu ſtatten. Gleicher Geſtalt haben ſie ihre
Schlöt und Rauch-fäng/ ob den Oefen/ die
durch die Felſen oben ihren Ausgang ſuchen.
An ſtatt des Holtzes/ welches in dieſer Jnſul
theuer/ und gar nicht wol zu bekommen/ gebrau-
chen ſie den/ an der Sonnen gedorreten Miſt.
Dieſes Volck bekennet ſich zum Chriſtlichen
Glauben/ beſuchen an Sonn- und Feyer-Tägen
die nechſt ihnen angelegene Kirchen. Leben ü-
brigens von Käß/ Milch/ Zwiebel/ Knoblauch/
und Kräuter/ achten keines Fleiſches; und ſind
in dieſen unter-irꝛdiſchen Wohnungen derge-
ſtalt vergnüget/ daß auch/ wann Geſchäffte
wegen ſie in die Stadt/ oder nechſte Dörffer ſich
begeben müſſen/ nach deren Verrichten/ eylichſt
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