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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Vorrede
neben noch etlich andern dergleichen raren Din-
gen/ doch in geringer Anzahl anzutreffen.
Woraus unschwer abzunehmen/ daß umb die
durch die Natur ausgestellte Wunder/ man
noch lange nicht/ mit so grossen Kosten/ Mühe
und Fleiß sich beworben/ als umb die Kunst-
Stücke von Menschen Händen gemacht. Wie
nun aber es anders nicht als wolgethan seyn
würde/ wann dieser Defect ersetzet/ und denen
wenig vorhandenen Raritäten der Natur/ zu
mehrerm Ansehen und Vollkommenheit der
nochmalen belobten Kunst-Kammeren/ auch an-
dere beyfügte/ zumalen solche grösseren Theils
Gratis und umbsonst zu haben; nicht aber/ wie
die durch Menschen gefertigte Kunst-Stücke
umb hohe Summen Geldes müssen an sich ge-
bracht werden. Gewißlich würde es einer Kunst-
und Raritäten-Kammer eine schöne Zierd geben/
und einen herrlichen Nachruhm erwecken/ wann
den jenigen Kunst-Stücken und Wundern/ der
Natur noch ferner beygefügt würden: Jn
Stein verwandeltes Wasser/ Holtz/ Thier/
Früchte und Kräuter/ worvon zwar einiger
Orten etwas/ aber gar wenig/ zu sehen. Zum
Exempel: Mancher Art Steine/ aus klaren
Wasser innerhalb wenig Stunden geworden/
derer Brunnen in Teutschland vieler Orten zu
finden. Deßgleichen Holtz/ so das Wasser in
Stein verwandelt: Jtem/ Leder und Tuch:
also auch Thier/ Gewürm/ allerhand Früchte/

und

Vorrede
neben noch etlich andern dergleichen raren Din-
gen/ doch in geringer Anzahl anzutreffen.
Woraus unſchwer abzunehmen/ daß umb die
durch die Natur ausgeſtellte Wunder/ man
noch lange nicht/ mit ſo groſſen Koſten/ Mühe
und Fleiß ſich beworben/ als umb die Kunſt-
Stücke von Menſchen Händen gemacht. Wie
nun aber es anders nicht als wolgethan ſeyn
würde/ wann dieſer Defect erſetzet/ und denen
wenig vorhandenen Raritäten der Natur/ zu
mehrerm Anſehen und Vollkommenheit der
nochmalen belobten Kunſt-Kammeren/ auch an-
dere beyfügte/ zumalen ſolche gröſſeren Theils
Gratis und umbſonſt zu haben; nicht aber/ wie
die durch Menſchen gefertigte Kunſt-Stücke
umb hohe Summen Geldes müſſen an ſich ge-
bracht werden. Gewißlich würde es einer Kunſt-
und Raritäten-Kammer eine ſchöne Zierd geben/
und einen herꝛlichen Nachruhm erwecken/ wann
den jenigen Kunſt-Stücken und Wundern/ der
Natur noch ferner beygefügt würden: Jn
Stein verwandeltes Waſſer/ Holtz/ Thier/
Früchte und Kräuter/ worvon zwar einiger
Orten etwas/ aber gar wenig/ zu ſehen. Zum
Exempel: Mancher Art Steine/ aus klaren
Waſſer innerhalb wenig Stunden geworden/
derer Brunnen in Teutſchland vieler Orten zu
finden. Deßgleichen Holtz/ ſo das Waſſer in
Stein verwandelt: Jtem/ Leder und Tuch:
alſo auch Thier/ Gewürm/ allerhand Früchte/

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[0060] Vorrede neben noch etlich andern dergleichen raren Din- gen/ doch in geringer Anzahl anzutreffen. Woraus unſchwer abzunehmen/ daß umb die durch die Natur ausgeſtellte Wunder/ man noch lange nicht/ mit ſo groſſen Koſten/ Mühe und Fleiß ſich beworben/ als umb die Kunſt- Stücke von Menſchen Händen gemacht. Wie nun aber es anders nicht als wolgethan ſeyn würde/ wann dieſer Defect erſetzet/ und denen wenig vorhandenen Raritäten der Natur/ zu mehrerm Anſehen und Vollkommenheit der nochmalen belobten Kunſt-Kammeren/ auch an- dere beyfügte/ zumalen ſolche gröſſeren Theils Gratis und umbſonſt zu haben; nicht aber/ wie die durch Menſchen gefertigte Kunſt-Stücke umb hohe Summen Geldes müſſen an ſich ge- bracht werden. Gewißlich würde es einer Kunſt- und Raritäten-Kammer eine ſchöne Zierd geben/ und einen herꝛlichen Nachruhm erwecken/ wann den jenigen Kunſt-Stücken und Wundern/ der Natur noch ferner beygefügt würden: Jn Stein verwandeltes Waſſer/ Holtz/ Thier/ Früchte und Kräuter/ worvon zwar einiger Orten etwas/ aber gar wenig/ zu ſehen. Zum Exempel: Mancher Art Steine/ aus klaren Waſſer innerhalb wenig Stunden geworden/ derer Brunnen in Teutſchland vieler Orten zu finden. Deßgleichen Holtz/ ſo das Waſſer in Stein verwandelt: Jtem/ Leder und Tuch: alſo auch Thier/ Gewürm/ allerhand Früchte/ und

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/60>, abgerufen am 04.05.2024.