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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
beyden Seiten des Wegs/ zu Gesicht kamen.
Von hier hat man noch eine ziemliche Zeit über-
sich zu steigen/ biß man die Ober-Höhe erlanget/
allwo Moses das Gesätz empfieng; auf welcher
Stelle anjetzo ein kleines Kirchlein/ welches die
Griechen Agia Corfi, die Himmels-Leiter nen-
nen/ neben einer gleich daran stehenden Tür-
ckischen Moschkea/ erbauet ist. Unter diesem
Kirchlein/ zeiget sich ein merckwürdiger Stein/
welcher nach der natürlichen Gestalt eines Men-
schens ausgehölet. Hierein soll Moses sich ver-
borgen haben/ als die Herrlichkeit GOttes bey
ihme vorüber gangen/ nach den Worten Exod.
33. Ponam te, in foramine petrae, &c.
Die-
sem nach/ stiegen wir wider abwerts biß zu der
Capellen St. Eli ae/ allda selbst nahmen wir einen
andern Weg gen Thal/ der uns an das Closter
der viertzig Märterer leitete/ welches in einem
gar tieff- und engen Grund zwischen den Bergen
Sinai und Horeb lieget: Allda benachteten
wir.

Des andern Tages/ fanden wir bey anbre-
chenden Morgen/ daß das gantze Gebürg und Ge-
gend umher mit Schnee bedeckt lage/ dahero die
Griechische München/ diese Tag-farth abzulei-
nen suchten/ weilen auch bey guten Wetter/ der
Weg auf diesen gähen felsigten Berg nicht ohne
Gefahr ist/ jedoch alles dessen ungeacht/ nach
deme ein eintziger unter diesen München annoch
sich erbote/ in solch meinem Vorhaben mir Ge-

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Von der Natur.
beyden Seiten des Wegs/ zu Geſicht kamen.
Von hier hat man noch eine ziemliche Zeit über-
ſich zu ſteigen/ biß man die Ober-Höhe erlanget/
allwo Moſes das Geſätz empfieng; auf welcher
Stelle anjetzo ein kleines Kirchlein/ welches die
Griechen Agia Corfi, die Himmels-Leiter nen-
nen/ neben einer gleich daran ſtehenden Tür-
ckiſchen Moſchkea/ erbauet iſt. Unter dieſem
Kirchlein/ zeiget ſich ein merckwürdiger Stein/
welcher nach der natürlichen Geſtalt eines Men-
ſchens ausgehölet. Hierein ſoll Moſes ſich ver-
borgen haben/ als die Herꝛlichkeit GOttes bey
ihme vorüber gangen/ nach den Worten Exod.
33. Ponam te, in foramine petræ, &c.
Die-
ſem nach/ ſtiegen wir wider abwerts biß zu der
Capellen St. Eli æ/ allda ſelbſt nahmen wir einen
andern Weg gen Thal/ der uns an das Cloſter
der viertzig Märterer leitete/ welches in einem
gar tieff- und engen Grund zwiſchen den Bergen
Sinai und Horeb lieget: Allda benachteten
wir.

Des andern Tages/ fanden wir bey anbre-
chenden Moꝛgen/ daß das gantze Gebüꝛg und Ge-
gend umher mit Schnee bedeckt lage/ dahero die
Griechiſche München/ dieſe Tag-farth abzulei-
nen ſuchten/ weilen auch bey guten Wetter/ der
Weg auf dieſen gähen felſigten Berg nicht ohne
Gefahr iſt/ jedoch alles deſſen ungeacht/ nach
deme ein eintziger unter dieſen München annoch
ſich erbote/ in ſolch meinem Vorhaben mir Ge-

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[405/0517] Von der Natur. beyden Seiten des Wegs/ zu Geſicht kamen. Von hier hat man noch eine ziemliche Zeit über- ſich zu ſteigen/ biß man die Ober-Höhe erlanget/ allwo Moſes das Geſätz empfieng; auf welcher Stelle anjetzo ein kleines Kirchlein/ welches die Griechen Agia Corfi, die Himmels-Leiter nen- nen/ neben einer gleich daran ſtehenden Tür- ckiſchen Moſchkea/ erbauet iſt. Unter dieſem Kirchlein/ zeiget ſich ein merckwürdiger Stein/ welcher nach der natürlichen Geſtalt eines Men- ſchens ausgehölet. Hierein ſoll Moſes ſich ver- borgen haben/ als die Herꝛlichkeit GOttes bey ihme vorüber gangen/ nach den Worten Exod. 33. Ponam te, in foramine petræ, &c. Die- ſem nach/ ſtiegen wir wider abwerts biß zu der Capellen St. Eli æ/ allda ſelbſt nahmen wir einen andern Weg gen Thal/ der uns an das Cloſter der viertzig Märterer leitete/ welches in einem gar tieff- und engen Grund zwiſchen den Bergen Sinai und Horeb lieget: Allda benachteten wir. Des andern Tages/ fanden wir bey anbre- chenden Moꝛgen/ daß das gantze Gebüꝛg und Ge- gend umher mit Schnee bedeckt lage/ dahero die Griechiſche München/ dieſe Tag-farth abzulei- nen ſuchten/ weilen auch bey guten Wetter/ der Weg auf dieſen gähen felſigten Berg nicht ohne Gefahr iſt/ jedoch alles deſſen ungeacht/ nach deme ein eintziger unter dieſen München annoch ſich erbote/ in ſolch meinem Vorhaben mir Ge- ſell- C c iij

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/517>, abgerufen am 16.07.2024.