Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
ner/ daß zu seiner Zeit im Jahr 1563. den 19.
Novembris, um Mitternacht auf dem Meer/
nahe bey offt-besagtem Berg Hecla, eine so star-
cke Feuer-Flamm sich sehen lassen/ daß die gan-
tze Jnsul davon ist erleuchtet worden. Eine
Stund hernach fieng die Jnsul dergestalt an zu-
zittern und beben/ als ob alles über hauffen fallen
wolte; Hierauf erfolgte ein hefftig Knallen und
Donnern. Nachmals erfuhr man/ daß das
Meer selbiger Gegend auf zwo Meilen zuruck
gewichen/ und ausgetrocknet worden.

Jm Anfang des Julii, gehet das Eis gar
starck/ öffters umringet es die gantze Jnsul/ in-
sonderheit hält es sich um den Heckl-Berg. Zu
solcher Zeit/ wie der allgemeine Ruff gehet/ sol-
len die Verdammte von Kälte grosse Peyn lei-
den; Bald hinnach aber/ in dem Schweffel-
Feuer gequelet werden. Wann jemand ein
Stücklein dieses Eises in ein Tuch wickelt/ und
in einem Kasten bewahret; so bleibt es darinnen
unzerschmoltzen/ so lang das Eis um den Berg
schwebet. Wann aber das Eis im Meer sich
verlieret/ welches in einer Nacht zugeschehen
pfleget: So verschwindet auch dieses im Tüch-
lein; und man kan doch keine Nässe an selbigem
spüren.

Mehr-gemeldter Author schreibet weiter:
Als er nicht ohne Entsetzen/ zu dem unten am
Berg Hecla schwebenden Eys geschiffet; hätte
er so viel abmercken können/ daß in dem der Wind

solches
B b iiij

Von der Natur.
ner/ daß zu ſeiner Zeit im Jahr 1563. den 19.
Novembris, um Mitternacht auf dem Meer/
nahe bey offt-beſagtem Berg Hecla, eine ſo ſtar-
cke Feuer-Flamm ſich ſehen laſſen/ daß die gan-
tze Jnſul davon iſt erleuchtet worden. Eine
Stund hernach fieng die Jnſul dergeſtalt an zu-
zittern und beben/ als ob alles über hauffen fallen
wolte; Hierauf erfolgte ein hefftig Knallen und
Donnern. Nachmals erfuhr man/ daß das
Meer ſelbiger Gegend auf zwo Meilen zuruck
gewichen/ und ausgetrocknet worden.

Jm Anfang des Julii, gehet das Eis gar
ſtarck/ öffters umringet es die gantze Jnſul/ in-
ſonderheit hält es ſich um den Heckl-Berg. Zu
ſolcher Zeit/ wie der allgemeine Ruff gehet/ ſol-
len die Verdammte von Kälte groſſe Peyn lei-
den; Bald hinnach aber/ in dem Schweffel-
Feuer gequelet werden. Wann jemand ein
Stücklein dieſes Eiſes in ein Tuch wickelt/ und
in einem Kaſten bewahret; ſo bleibt es darinnen
unzerſchmoltzen/ ſo lang das Eis um den Berg
ſchwebet. Wann aber das Eis im Meer ſich
verlieret/ welches in einer Nacht zugeſchehen
pfleget: So verſchwindet auch dieſes im Tüch-
lein; und man kan doch keine Näſſe an ſelbigem
ſpüren.

Mehr-gemeldter Author ſchreibet weiter:
Als er nicht ohne Entſetzen/ zu dem unten am
Berg Hecla ſchwebenden Eys geſchiffet; hätte
er ſo viel abmercken können/ daß in dem der Wind

ſolches
B b iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0501" n="391"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
ner/ daß zu &#x017F;einer Zeit im Jahr 1563. den 19.<lb/><hi rendition="#aq">Novembris,</hi> um Mitternacht auf dem Meer/<lb/>
nahe bey offt-be&#x017F;agtem Berg <hi rendition="#aq">Hecla,</hi> eine &#x017F;o &#x017F;tar-<lb/>
cke Feuer-Flamm &#x017F;ich &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ daß die gan-<lb/>
tze Jn&#x017F;ul davon i&#x017F;t erleuchtet worden. Eine<lb/>
Stund hernach fieng die Jn&#x017F;ul derge&#x017F;talt an zu-<lb/>
zittern und beben/ als ob alles über hauffen fallen<lb/>
wolte; Hierauf erfolgte ein hefftig Knallen und<lb/>
Donnern. Nachmals erfuhr man/ daß das<lb/>
Meer &#x017F;elbiger Gegend auf zwo Meilen zuruck<lb/>
gewichen/ und ausgetrocknet worden.</p><lb/>
            <p>Jm Anfang des <hi rendition="#aq">Julii,</hi> gehet das Eis gar<lb/>
&#x017F;tarck/ öffters umringet es die gantze Jn&#x017F;ul/ in-<lb/>
&#x017F;onderheit hält es &#x017F;ich um den Heckl-Berg. Zu<lb/>
&#x017F;olcher Zeit/ wie der allgemeine Ruff gehet/ &#x017F;ol-<lb/>
len die Verdammte von Kälte gro&#x017F;&#x017F;e Peyn lei-<lb/>
den; Bald hinnach aber/ in dem Schweffel-<lb/>
Feuer gequelet werden. Wann jemand ein<lb/>
Stücklein die&#x017F;es Ei&#x017F;es in ein Tuch wickelt/ und<lb/>
in einem Ka&#x017F;ten bewahret; &#x017F;o bleibt es darinnen<lb/>
unzer&#x017F;chmoltzen/ &#x017F;o lang das Eis um den Berg<lb/>
&#x017F;chwebet. Wann aber das Eis im Meer &#x017F;ich<lb/>
verlieret/ welches in einer Nacht zuge&#x017F;chehen<lb/>
pfleget: So ver&#x017F;chwindet auch die&#x017F;es im Tüch-<lb/>
lein; und man kan doch keine Nä&#x017F;&#x017F;e an &#x017F;elbigem<lb/>
&#x017F;püren.</p><lb/>
            <p>Mehr-gemeldter <hi rendition="#aq">Author</hi> &#x017F;chreibet weiter:<lb/>
Als er nicht ohne Ent&#x017F;etzen/ zu dem unten am<lb/>
Berg <hi rendition="#aq">Hecla</hi> &#x017F;chwebenden Eys ge&#x017F;chiffet; hätte<lb/>
er &#x017F;o viel abmercken können/ daß in dem der Wind<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olches</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0501] Von der Natur. ner/ daß zu ſeiner Zeit im Jahr 1563. den 19. Novembris, um Mitternacht auf dem Meer/ nahe bey offt-beſagtem Berg Hecla, eine ſo ſtar- cke Feuer-Flamm ſich ſehen laſſen/ daß die gan- tze Jnſul davon iſt erleuchtet worden. Eine Stund hernach fieng die Jnſul dergeſtalt an zu- zittern und beben/ als ob alles über hauffen fallen wolte; Hierauf erfolgte ein hefftig Knallen und Donnern. Nachmals erfuhr man/ daß das Meer ſelbiger Gegend auf zwo Meilen zuruck gewichen/ und ausgetrocknet worden. Jm Anfang des Julii, gehet das Eis gar ſtarck/ öffters umringet es die gantze Jnſul/ in- ſonderheit hält es ſich um den Heckl-Berg. Zu ſolcher Zeit/ wie der allgemeine Ruff gehet/ ſol- len die Verdammte von Kälte groſſe Peyn lei- den; Bald hinnach aber/ in dem Schweffel- Feuer gequelet werden. Wann jemand ein Stücklein dieſes Eiſes in ein Tuch wickelt/ und in einem Kaſten bewahret; ſo bleibt es darinnen unzerſchmoltzen/ ſo lang das Eis um den Berg ſchwebet. Wann aber das Eis im Meer ſich verlieret/ welches in einer Nacht zugeſchehen pfleget: So verſchwindet auch dieſes im Tüch- lein; und man kan doch keine Näſſe an ſelbigem ſpüren. Mehr-gemeldter Author ſchreibet weiter: Als er nicht ohne Entſetzen/ zu dem unten am Berg Hecla ſchwebenden Eys geſchiffet; hätte er ſo viel abmercken können/ daß in dem der Wind ſolches B b iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/501
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/501>, abgerufen am 16.07.2024.