Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das andere Buch.
antworteten ihme/ auf den Berg Mont-gibello.
Er verruckte förters/ traff aber bald hernach an-
dere zehen dergleichen Maurer an/ die auf sein
Unterfragen/ eben mit einer solchen Antwort
ihme begegneten/ doch mit diesem Anhang: Jhr
Meister schickete sie wegen eines vorhabenden
Gebäues/ auf Mont-gibello. Was für ein
Meister? versetzte der Kauff-Mann. Jhr
werdet ihn bald sehen/ sprach einer aus ihnen;
und zogen damit ihres Wegs. Bald darauf
begegnete ihme ein grosser Mann/ fast einem
Riesen gleichend; Er hatte einen gar langen
Bart/ anzusehen/ ob wäre solcher aus Raben-
Federn zusamm gewachsen. Dieser/ ohne ei-
nigen vorgehenden Gruß/ noch andere Rede/
fragte den Kauff-Mann/ ob er nicht seine Werck-
Leute an der Strassen gesehen/ und sie ihm be-
gegnet wären? Jch hab/ antwortete der Kauff-
Mann/ etliche Maurer gesehen/ die sagten: Ob
solten sie aus ihres Meisters Befehl ein Gebäu
auf Mont-gibello verfertigen; und wann ihr
derselbe Meister seyd: so wolte ich von euch ger-
ne vernehmen/ wie ihr auf diesem Berg/ so der
Zeit noch mit tieffen Schnee bedeckt/ eueren
Bau anstellen woltet? Der Bau-Meister aber
antwortete dem Kauff-Mann/ daß nicht nur er
diese Kunst/ sondern auch die hierzu erforderte
Mittel wisse/ nicht allein solch seinen vorhaben-
den Bau zu vollführen/ sondern auch/ wie offt
es ihn gelüste/ grössere Dinge vollbringen kön-

ne.

Das andere Buch.
antworteten ihme/ auf den Berg Mont-gibello.
Er verruckte förters/ traff aber bald hernach an-
dere zehen dergleichen Maurer an/ die auf ſein
Unterfragen/ eben mit einer ſolchen Antwort
ihme begegneten/ doch mit dieſem Anhang: Jhr
Meiſter ſchickete ſie wegen eines vorhabenden
Gebäues/ auf Mont-gibello. Was für ein
Meiſter? verſetzte der Kauff-Mann. Jhr
werdet ihn bald ſehen/ ſprach einer aus ihnen;
und zogen damit ihres Wegs. Bald darauf
begegnete ihme ein groſſer Mann/ faſt einem
Rieſen gleichend; Er hatte einen gar langen
Bart/ anzuſehen/ ob wäre ſolcher aus Raben-
Federn zuſamm gewachſen. Dieſer/ ohne ei-
nigen vorgehenden Gruß/ noch andere Rede/
fragte den Kauff-Mann/ ob er nicht ſeine Werck-
Leute an der Straſſen geſehen/ und ſie ihm be-
gegnet wären? Jch hab/ antwortete der Kauff-
Mann/ etliche Maurer geſehen/ die ſagten: Ob
ſolten ſie aus ihres Meiſters Befehl ein Gebäu
auf Mont-gibello verfertigen; und wann ihr
derſelbe Meiſter ſeyd: ſo wolte ich von euch ger-
ne vernehmen/ wie ihr auf dieſem Berg/ ſo der
Zeit noch mit tieffen Schnee bedeckt/ eueren
Bau anſtellen woltet? Der Bau-Meiſter aber
antwortete dem Kauff-Mann/ daß nicht nur er
dieſe Kunſt/ ſondern auch die hierzu erforderte
Mittel wiſſe/ nicht allein ſolch ſeinen vorhaben-
den Bau zu vollführen/ ſondern auch/ wie offt
es ihn gelüſte/ gröſſere Dinge vollbringen kön-

ne.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0498" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi></fw><lb/>
antworteten ihme/ auf den Berg <hi rendition="#aq">Mont-gibello.</hi><lb/>
Er verruckte förters/ traff aber bald hernach an-<lb/>
dere zehen dergleichen Maurer an/ die auf &#x017F;ein<lb/>
Unterfragen/ eben mit einer &#x017F;olchen Antwort<lb/>
ihme begegneten/ doch mit die&#x017F;em Anhang: Jhr<lb/>
Mei&#x017F;ter &#x017F;chickete &#x017F;ie wegen eines vorhabenden<lb/>
Gebäues/ auf <hi rendition="#aq">Mont-gibello.</hi> Was für ein<lb/>
Mei&#x017F;ter? ver&#x017F;etzte der Kauff-Mann. Jhr<lb/>
werdet ihn bald &#x017F;ehen/ &#x017F;prach einer aus ihnen;<lb/>
und zogen damit ihres Wegs. Bald darauf<lb/>
begegnete ihme ein gro&#x017F;&#x017F;er Mann/ fa&#x017F;t einem<lb/>
Rie&#x017F;en gleichend; Er hatte einen gar langen<lb/>
Bart/ anzu&#x017F;ehen/ ob wäre &#x017F;olcher aus Raben-<lb/>
Federn zu&#x017F;amm gewach&#x017F;en. Die&#x017F;er/ ohne ei-<lb/>
nigen vorgehenden Gruß/ noch andere Rede/<lb/>
fragte den Kauff-Mann/ ob er nicht &#x017F;eine Werck-<lb/>
Leute an der Stra&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;ehen/ und &#x017F;ie ihm be-<lb/>
gegnet wären? Jch hab/ antwortete der Kauff-<lb/>
Mann/ etliche Maurer ge&#x017F;ehen/ die &#x017F;agten: Ob<lb/>
&#x017F;olten &#x017F;ie aus ihres Mei&#x017F;ters Befehl ein Gebäu<lb/>
auf <hi rendition="#aq">Mont-gibello</hi> verfertigen; und wann ihr<lb/>
der&#x017F;elbe Mei&#x017F;ter &#x017F;eyd: &#x017F;o wolte ich von euch ger-<lb/>
ne vernehmen/ wie ihr auf die&#x017F;em Berg/ &#x017F;o der<lb/>
Zeit noch mit tieffen Schnee bedeckt/ eueren<lb/>
Bau an&#x017F;tellen woltet? Der Bau-Mei&#x017F;ter aber<lb/>
antwortete dem Kauff-Mann/ daß nicht nur er<lb/>
die&#x017F;e Kun&#x017F;t/ &#x017F;ondern auch die hierzu erforderte<lb/>
Mittel wi&#x017F;&#x017F;e/ nicht allein &#x017F;olch &#x017F;einen vorhaben-<lb/>
den Bau zu vollführen/ &#x017F;ondern auch/ wie offt<lb/>
es ihn gelü&#x017F;te/ grö&#x017F;&#x017F;ere Dinge vollbringen kön-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0498] Das andere Buch. antworteten ihme/ auf den Berg Mont-gibello. Er verruckte förters/ traff aber bald hernach an- dere zehen dergleichen Maurer an/ die auf ſein Unterfragen/ eben mit einer ſolchen Antwort ihme begegneten/ doch mit dieſem Anhang: Jhr Meiſter ſchickete ſie wegen eines vorhabenden Gebäues/ auf Mont-gibello. Was für ein Meiſter? verſetzte der Kauff-Mann. Jhr werdet ihn bald ſehen/ ſprach einer aus ihnen; und zogen damit ihres Wegs. Bald darauf begegnete ihme ein groſſer Mann/ faſt einem Rieſen gleichend; Er hatte einen gar langen Bart/ anzuſehen/ ob wäre ſolcher aus Raben- Federn zuſamm gewachſen. Dieſer/ ohne ei- nigen vorgehenden Gruß/ noch andere Rede/ fragte den Kauff-Mann/ ob er nicht ſeine Werck- Leute an der Straſſen geſehen/ und ſie ihm be- gegnet wären? Jch hab/ antwortete der Kauff- Mann/ etliche Maurer geſehen/ die ſagten: Ob ſolten ſie aus ihres Meiſters Befehl ein Gebäu auf Mont-gibello verfertigen; und wann ihr derſelbe Meiſter ſeyd: ſo wolte ich von euch ger- ne vernehmen/ wie ihr auf dieſem Berg/ ſo der Zeit noch mit tieffen Schnee bedeckt/ eueren Bau anſtellen woltet? Der Bau-Meiſter aber antwortete dem Kauff-Mann/ daß nicht nur er dieſe Kunſt/ ſondern auch die hierzu erforderte Mittel wiſſe/ nicht allein ſolch ſeinen vorhaben- den Bau zu vollführen/ ſondern auch/ wie offt es ihn gelüſte/ gröſſere Dinge vollbringen kön- ne.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/498
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/498>, abgerufen am 20.05.2024.