Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
Risse/ die an einer des Bergs-Seite ungefehr
zwo Welscher Meilen von dem Berg Monpe-
liero
sich ereigneten. Aus diesem flohen die
Flammen mit einem erschröcklichen Gethön
über hundert Ruten hoch in die Höhe. Jn der
Lufft entstunde daher ein entsetzliches Donnern;
so kamen auch aus diesen Rissen und Oeffnun-
gen eine Menge Stein heraus/ darunter einige
über drey Centner am Gewicht hielten/ und erst
über etliche Meilen von dar/ niederfielen. Die
Lufft sahe als ein dicker Rauch; die feurige Fun-
cken und Asche aber/ fielen als ein Platz-Regen
auf die Erden. Seitwerts des Bergs/ brach
ein von Schwefel und Bech brennender Strom
heraus/ welcher mit einer hefftigen Uberströ-
mung/ das gantze Land bedeckte. Er stieg den
Berg Monpiliero aufwerts; und nachdem er
diesen Berg umflossen/ zertheilete er sich. Der
eine Strom nahm seinen Lauff gegen La Gar-
dia,
dem Closter S. Anna und Malpasso. Der
andere nach dem Städtlein Monpilieri und
Falichi, welche Ort inner wenig Stunden zu
Boden lagen; und so gar auch kein Merckmal
hinderliessen/ wo sie gestanden: dergleichen be-
gegnte auch noch mehr andern Märckten und
Dörffern. Das Wunderthätige Bild Nostra
Signora dell' Annuntiata
gieng selbsten auch
mit zu Grund. Die brennende Ströme er-
streckten sich auf sechs Welscher Meilen in die
Breite/ hatte jederweilen ein Ansehen gleich ei-

nem

Von der Natur.
Riſſe/ die an einer des Bergs-Seite ungefehr
zwo Welſcher Meilen von dem Berg Monpe-
liero
ſich ereigneten. Aus dieſem flohen die
Flammen mit einem erſchröcklichen Gethön
über hundert Ruten hoch in die Höhe. Jn der
Lufft entſtunde daher ein entſetzliches Donnern;
ſo kamen auch aus dieſen Riſſen und Oeffnun-
gen eine Menge Stein heraus/ darunter einige
über drey Centner am Gewicht hielten/ und erſt
über etliche Meilen von dar/ niederfielen. Die
Lufft ſahe als ein dicker Rauch; die feurige Fun-
cken und Aſche aber/ fielen als ein Platz-Regen
auf die Erden. Seitwerts des Bergs/ brach
ein von Schwefel und Bech brennender Strom
heraus/ welcher mit einer hefftigen Uberſtrö-
mung/ das gantze Land bedeckte. Er ſtieg den
Berg Monpiliero aufwerts; und nachdem er
dieſen Berg umfloſſen/ zertheilete er ſich. Der
eine Strom nahm ſeinen Lauff gegen La Gar-
dia,
dem Cloſter S. Anna und Malpaſſo. Der
andere nach dem Städtlein Monpilieri und
Falichi, welche Ort inner wenig Stunden zu
Boden lagen; und ſo gar auch kein Merckmal
hinderlieſſen/ wo ſie geſtanden: dergleichen be-
gegnte auch noch mehr andern Märckten und
Dörffern. Das Wunderthätige Bild Noſtra
Signora dell’ Annuntiata
gieng ſelbſten auch
mit zu Grund. Die brennende Ströme er-
ſtreckten ſich auf ſechs Welſcher Meilen in die
Breite/ hatte jederweilen ein Anſehen gleich ei-

nem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0493" n="383"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
Ri&#x017F;&#x017F;e/ die an einer des Bergs-Seite ungefehr<lb/>
zwo Wel&#x017F;cher Meilen von dem Berg <hi rendition="#aq">Monpe-<lb/>
liero</hi> &#x017F;ich ereigneten. Aus die&#x017F;em flohen die<lb/>
Flammen mit einem er&#x017F;chröcklichen Gethön<lb/>
über hundert Ruten hoch in die Höhe. Jn der<lb/>
Lufft ent&#x017F;tunde daher ein ent&#x017F;etzliches Donnern;<lb/>
&#x017F;o kamen auch aus die&#x017F;en Ri&#x017F;&#x017F;en und Oeffnun-<lb/>
gen eine Menge Stein heraus/ darunter einige<lb/>
über drey Centner am Gewicht hielten/ und er&#x017F;t<lb/>
über etliche Meilen von dar/ niederfielen. Die<lb/>
Lufft &#x017F;ahe als ein dicker Rauch; die feurige Fun-<lb/>
cken und A&#x017F;che aber/ fielen als ein Platz-Regen<lb/>
auf die Erden. Seitwerts des Bergs/ brach<lb/>
ein von Schwefel und Bech brennender Strom<lb/>
heraus/ welcher mit einer hefftigen Uber&#x017F;trö-<lb/>
mung/ das gantze Land bedeckte. Er &#x017F;tieg den<lb/>
Berg <hi rendition="#aq">Monpiliero</hi> aufwerts; und nachdem er<lb/>
die&#x017F;en Berg umflo&#x017F;&#x017F;en/ zertheilete er &#x017F;ich. Der<lb/>
eine Strom nahm &#x017F;einen Lauff gegen <hi rendition="#aq">La Gar-<lb/>
dia,</hi> dem Clo&#x017F;ter <hi rendition="#aq">S. Anna</hi> und <hi rendition="#aq">Malpa&#x017F;&#x017F;o.</hi> Der<lb/>
andere nach dem Städtlein <hi rendition="#aq">Monpilieri</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Falichi,</hi> welche Ort inner wenig Stunden zu<lb/>
Boden lagen; und &#x017F;o gar auch kein Merckmal<lb/>
hinderlie&#x017F;&#x017F;en/ wo &#x017F;ie ge&#x017F;tanden: dergleichen be-<lb/>
gegnte auch noch mehr andern Märckten und<lb/>
Dörffern. Das Wunderthätige Bild <hi rendition="#aq">No&#x017F;tra<lb/>
Signora dell&#x2019; Annuntiata</hi> gieng &#x017F;elb&#x017F;ten auch<lb/>
mit zu Grund. Die brennende Ströme er-<lb/>
&#x017F;treckten &#x017F;ich auf &#x017F;echs Wel&#x017F;cher Meilen in die<lb/>
Breite/ hatte jederweilen ein An&#x017F;ehen gleich ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0493] Von der Natur. Riſſe/ die an einer des Bergs-Seite ungefehr zwo Welſcher Meilen von dem Berg Monpe- liero ſich ereigneten. Aus dieſem flohen die Flammen mit einem erſchröcklichen Gethön über hundert Ruten hoch in die Höhe. Jn der Lufft entſtunde daher ein entſetzliches Donnern; ſo kamen auch aus dieſen Riſſen und Oeffnun- gen eine Menge Stein heraus/ darunter einige über drey Centner am Gewicht hielten/ und erſt über etliche Meilen von dar/ niederfielen. Die Lufft ſahe als ein dicker Rauch; die feurige Fun- cken und Aſche aber/ fielen als ein Platz-Regen auf die Erden. Seitwerts des Bergs/ brach ein von Schwefel und Bech brennender Strom heraus/ welcher mit einer hefftigen Uberſtrö- mung/ das gantze Land bedeckte. Er ſtieg den Berg Monpiliero aufwerts; und nachdem er dieſen Berg umfloſſen/ zertheilete er ſich. Der eine Strom nahm ſeinen Lauff gegen La Gar- dia, dem Cloſter S. Anna und Malpaſſo. Der andere nach dem Städtlein Monpilieri und Falichi, welche Ort inner wenig Stunden zu Boden lagen; und ſo gar auch kein Merckmal hinderlieſſen/ wo ſie geſtanden: dergleichen be- gegnte auch noch mehr andern Märckten und Dörffern. Das Wunderthätige Bild Noſtra Signora dell’ Annuntiata gieng ſelbſten auch mit zu Grund. Die brennende Ströme er- ſtreckten ſich auf ſechs Welſcher Meilen in die Breite/ hatte jederweilen ein Anſehen gleich ei- nem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/493
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/493>, abgerufen am 20.05.2024.