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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.
lich ein Unglück stifften. Mich. Saxen Alphab.
Histor.

28. Jn Crain, liegt der bekandte See
Cierniks, also genandt/ von dem unweit davon
gelegenen Städtlein Ciernik, welches bey drey-
hundert Gebäu in sich begreifft. Dieser See/
so gegen Mittag an einem grossen Wald anligt;
Mitter nacht-werts aber eine ebene hat biß an das
Gebürg/ wormit das gantze Thal umgeben ist;
erstreckte sich in der Länge auf zwo: Jn der
Breite aber auf eine Teutsche Meile. Die
mehrere Jahrs-Zeit ist er zwar mit Wasser ange-
trenckt/ biß gegen den Junium, da das Wasser
durch sieben/ von Natur gantz wundersam for-
mirte Schlünd/ und Hölinnen gleichsam ver-
schlungen wird. Wann sie vom Wasser über-
füllt werden; stossen sie/ das schon in sich ge-
schluckte Wasser/ mit solchem Gewalt/ und so
grosser Geschwindigkeit hinwiederum von sich/
daß auch der schnelleste Reuter solcher Flut nicht
zuentreuten vermag. Der gantze Grund wird
auf funffzehen Schuhe; und wo am niedrigsten/
Manns hoch überschwemmet/ da dann zu gleich
eine unglaubliche Menge Fische/ sonderlich Hech-
ten/ Klaffter lang/ mit hervor kommen. Jm
Septembr kompt es wieder eben durch diese un-
ter-irrdische Schlünd/ und füllet den gantzen See
gar geschwind hinwiederum mit Wasser. Wann
der Grund anfähet trucken zu werden/ kommet
aus dem gedachten angelegenen grossen Wald

aller-

Das andere Buch.
lich ein Unglück ſtifften. Mich. Saxen Alphab.
Hiſtor.

28. Jn Crain, liegt der bekandte See
Cierniks, alſo genandt/ von dem unweit davon
gelegenen Städtlein Ciernik, welches bey drey-
hundert Gebäu in ſich begreifft. Dieſer See/
ſo gegen Mittag an einem groſſen Wald anligt;
Mitter nacht-weꝛts aber eine ebene hat biß an das
Gebürg/ wormit das gantze Thal umgeben iſt;
erſtreckte ſich in der Länge auf zwo: Jn der
Breite aber auf eine Teutſche Meile. Die
mehrere Jahrs-Zeit iſt er zwar mit Waſſer ange-
trenckt/ biß gegen den Junium, da das Waſſer
durch ſieben/ von Natur gantz wunderſam for-
mirte Schlünd/ und Hölinnen gleichſam ver-
ſchlungen wird. Wann ſie vom Waſſer über-
füllt werden; ſtoſſen ſie/ das ſchon in ſich ge-
ſchluckte Waſſer/ mit ſolchem Gewalt/ und ſo
groſſer Geſchwindigkeit hinwiederum von ſich/
daß auch der ſchnelleſte Reuter ſolcher Flut nicht
zuentreuten vermag. Der gantze Grund wird
auf funffzehen Schuhe; und wo am niedrigſten/
Manns hoch überſchwemmet/ da dann zu gleich
eine unglaubliche Menge Fiſche/ ſonderlich Hech-
ten/ Klaffter lang/ mit hervor kommen. Jm
Septembr kompt es wieder eben durch dieſe un-
ter-irꝛdiſche Schlünd/ und füllet den gantzen See
gar geſchwind hinwiederum mit Waſſer. Wann
der Grund anfähet trucken zu werden/ kommet
aus dem gedachten angelegenen groſſen Wald

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[344/0446] Das andere Buch. lich ein Unglück ſtifften. Mich. Saxen Alphab. Hiſtor. 28. Jn Crain, liegt der bekandte See Cierniks, alſo genandt/ von dem unweit davon gelegenen Städtlein Ciernik, welches bey drey- hundert Gebäu in ſich begreifft. Dieſer See/ ſo gegen Mittag an einem groſſen Wald anligt; Mitter nacht-weꝛts aber eine ebene hat biß an das Gebürg/ wormit das gantze Thal umgeben iſt; erſtreckte ſich in der Länge auf zwo: Jn der Breite aber auf eine Teutſche Meile. Die mehrere Jahrs-Zeit iſt er zwar mit Waſſer ange- trenckt/ biß gegen den Junium, da das Waſſer durch ſieben/ von Natur gantz wunderſam for- mirte Schlünd/ und Hölinnen gleichſam ver- ſchlungen wird. Wann ſie vom Waſſer über- füllt werden; ſtoſſen ſie/ das ſchon in ſich ge- ſchluckte Waſſer/ mit ſolchem Gewalt/ und ſo groſſer Geſchwindigkeit hinwiederum von ſich/ daß auch der ſchnelleſte Reuter ſolcher Flut nicht zuentreuten vermag. Der gantze Grund wird auf funffzehen Schuhe; und wo am niedrigſten/ Manns hoch überſchwemmet/ da dann zu gleich eine unglaubliche Menge Fiſche/ ſonderlich Hech- ten/ Klaffter lang/ mit hervor kommen. Jm Septembr kompt es wieder eben durch dieſe un- ter-irꝛdiſche Schlünd/ und füllet den gantzen See gar geſchwind hinwiederum mit Waſſer. Wann der Grund anfähet trucken zu werden/ kommet aus dem gedachten angelegenen groſſen Wald aller-

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/446>, abgerufen am 18.05.2024.