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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.
nach Zeugniß Olai Magni, und der Land-Car-
ten/ findet. Dieses ist ein trehender Würbel/
unergründlicher Tieffe/ in welchem auch die
grösten Schiffe plötzlich eingeschluckt/ und ver-
schlungen werden. Dieser Schlund oder
Würbel ziehet das Meer-Wasser ohne Aufhö-
ren in sich/ welches nachmals/ wenn es die ihme
verordnete Gänge durchstriechen/ zwischen de-
nen Stein-Klippen fortlauffet/ biß an den Ort/
da der schon mehr-gedachte Brunnen vor der
Sünd-Fluth aus dem Centro Mundi, heraus
gequollen. Eben/ wie in dem Menschen die
Hol-Ader ist/ durch welche das Geblüth in alle
Adern und Aederlein des gantzen Leibs verthei-
let wird.

Wann nun das Meer durch diesen un-
gründlichen Schlund also verschlucket; beginnet
es wegen Höhe der Erd-Kugel gegen Norden/
so balden den Steinklippen zu zueilen; in solchem
Lauff entstehet in ihme eine gleichsam lebendige
Bewegung/ aus der Krafft der Adern und Gän-
ge/ durch die es hinfliesset.

Wie nun das Blut in den Adern Mensch-
liches Leibs/ so lange es in den Adern wallet/
nicht hart wird/ oder sich coaguliret/ weilen der/
den Adern eingeschaffene Balsam solches nicht
gestattet. Also und gleicher Gestalt wird das
Wasser in seinem Durchstreichen durch die
Stein-Rotzen und Felsen/ mit einer lebenden
Krafft beseelet/ und durch jedes Orts Archaeum,

zur

Das andere Buch.
nach Zeugniß Olai Magni, und der Land-Car-
ten/ findet. Dieſes iſt ein trehender Würbel/
unergründlicher Tieffe/ in welchem auch die
gröſten Schiffe plötzlich eingeſchluckt/ und ver-
ſchlungen werden. Dieſer Schlund oder
Würbel ziehet das Meer-Waſſer ohne Aufhö-
ren in ſich/ welches nachmals/ wenn es die ihme
verordnete Gänge durchſtriechen/ zwiſchen de-
nen Stein-Klippen fortlauffet/ biß an den Ort/
da der ſchon mehr-gedachte Brunnen vor der
Sünd-Fluth aus dem Centro Mundi, heraus
gequollen. Eben/ wie in dem Menſchen die
Hol-Ader iſt/ durch welche das Geblüth in alle
Adern und Aederlein des gantzen Leibs verthei-
let wird.

Wann nun das Meer durch dieſen un-
gründlichen Schlund alſo verſchlucket; beginnet
es wegen Höhe der Erd-Kugel gegen Norden/
ſo balden den Steinklippen zu zueilen; in ſolchem
Lauff entſtehet in ihme eine gleichſam lebendige
Bewegung/ aus der Krafft der Adern und Gän-
ge/ durch die es hinflieſſet.

Wie nun das Blut in den Adern Menſch-
liches Leibs/ ſo lange es in den Adern wallet/
nicht hart wird/ oder ſich coaguliret/ weilen der/
den Adern eingeſchaffene Balſam ſolches nicht
geſtattet. Alſo und gleicher Geſtalt wird das
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Stein-Rotzen und Felſen/ mit einer lebenden
Krafft beſeelet/ und durch jedes Orts Archæum,

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[250/0352] Das andere Buch. nach Zeugniß Olai Magni, und der Land-Car- ten/ findet. Dieſes iſt ein trehender Würbel/ unergründlicher Tieffe/ in welchem auch die gröſten Schiffe plötzlich eingeſchluckt/ und ver- ſchlungen werden. Dieſer Schlund oder Würbel ziehet das Meer-Waſſer ohne Aufhö- ren in ſich/ welches nachmals/ wenn es die ihme verordnete Gänge durchſtriechen/ zwiſchen de- nen Stein-Klippen fortlauffet/ biß an den Ort/ da der ſchon mehr-gedachte Brunnen vor der Sünd-Fluth aus dem Centro Mundi, heraus gequollen. Eben/ wie in dem Menſchen die Hol-Ader iſt/ durch welche das Geblüth in alle Adern und Aederlein des gantzen Leibs verthei- let wird. Wann nun das Meer durch dieſen un- gründlichen Schlund alſo verſchlucket; beginnet es wegen Höhe der Erd-Kugel gegen Norden/ ſo balden den Steinklippen zu zueilen; in ſolchem Lauff entſtehet in ihme eine gleichſam lebendige Bewegung/ aus der Krafft der Adern und Gän- ge/ durch die es hinflieſſet. Wie nun das Blut in den Adern Menſch- liches Leibs/ ſo lange es in den Adern wallet/ nicht hart wird/ oder ſich coaguliret/ weilen der/ den Adern eingeſchaffene Balſam ſolches nicht geſtattet. Alſo und gleicher Geſtalt wird das Waſſer in ſeinem Durchſtreichen durch die Stein-Rotzen und Felſen/ mit einer lebenden Krafft beſeelet/ und durch jedes Orts Archæum, zur

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/352>, abgerufen am 18.05.2024.