Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das erste Buch. gemacht sey/ da niemand ohne Zulassen durch-dringen könne; welche Gedancken die Men- schen gar sehr bethören; also wäre GOTT zertheilet/ und wäre umfaßlich gleich der Son- nen. Der rechte Himmel da GOTT innen wohnet/ ist über all an allen Orten/ auch mitten in der Erden. Er begreifft auch die Hölle/ da die Teufel wohnen/ dann nichts ist ausser GOtt. Denn da er gewesen ist für der Schöpffung der Welt/ da ist er noch/ nemlich in sich selber; er selbst ist das Wesen aller Wesen. Alles urkun- det von ihme/ und heisset darum GOtt/ weil er allein ist das Gute/ das Hertz/ Liecht/ und Krafft/ davon die Natur urständet. So nun jemand will GOtt sinnen/ der nehme vor sich die ewige Finsternus die ausser GOtt ist/ (Denn GOtt wohnet in sich selber/ nichts vermag aus eigner Krafft ihn zu fassen/) diese hat ein grosses sehnen nach dem Liecht/ wie das Liecht in der Finsternis sich spiguliret/ und in sich sehnet; in solchem Sehnen oder Begehren findet man die Quaal/ diese Quaal fänget des Liechtes-Krafft/ das Sehnen aber machet die Krafft Materialisch; und diese Materialische Krafft ist der Schlus für GOtt/ oder der Himmel. Dieses alles ist der Creatur zwar unbegreifflich/ doch aber dem Gemüth nicht unempfindlich/ denn im Gemüth der heiligen Seelen stehet das Paradis offen. Der Himmel darinnen GOtt wohnet/ ist das heilige Element/ und die Veste oder Klufft zwi-
Das erſte Buch. gemacht ſey/ da niemand ohne Zulaſſen durch-dringen könne; welche Gedancken die Men- ſchen gar ſehr bethören; alſo wäre GOTT zertheilet/ und wäre umfaßlich gleich der Son- nen. Der rechte Himmel da GOTT innen wohnet/ iſt über all an allen Orten/ auch mitten in der Erden. Er begreifft auch die Hölle/ da die Teufel wohnen/ dann nichts iſt auſſer GOtt. Denn da er geweſen iſt für der Schöpffung der Welt/ da iſt er noch/ nemlich in ſich ſelber; er ſelbſt iſt das Weſen aller Weſen. Alles urkun- det von ihme/ und heiſſet darum GOtt/ weil er allein iſt das Gute/ das Hertz/ Liecht/ und Krafft/ davon die Natur urſtändet. So nun jemand will GOtt ſinnen/ der nehme vor ſich die ewige Finſternus die auſſer GOtt iſt/ (Denn GOtt wohnet in ſich ſelber/ nichts vermag aus eigner Krafft ihn zu faſſen/) dieſe hat ein groſſes ſehnen nach dem Liecht/ wie das Liecht in der Finſternis ſich ſpiguliret/ und in ſich ſehnet; in ſolchem Sehnen oder Begehren findet man die Quaal/ dieſe Quaal fänget des Liechtes-Krafft/ das Sehnen aber machet die Krafft Materialiſch; und dieſe Materialiſche Krafft iſt der Schlus für GOtt/ oder der Himmel. Dieſes alles iſt der Creatur zwar unbegreifflich/ doch aber dem Gemüth nicht unempfindlich/ denn im Gemüth der heiligen Seelen ſtehet das Paradis offen. Der Himmel darinnen GOtt wohnet/ iſt das heilige Element/ und die Veſte oder Klufft zwi-
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Das erſte Buch.
gemacht ſey/ da niemand ohne Zulaſſen durch-
dringen könne; welche Gedancken die Men-
ſchen gar ſehr bethören; alſo wäre GOTT
zertheilet/ und wäre umfaßlich gleich der Son-
nen. Der rechte Himmel da GOTT innen
wohnet/ iſt über all an allen Orten/ auch mitten
in der Erden. Er begreifft auch die Hölle/ da
die Teufel wohnen/ dann nichts iſt auſſer GOtt.
Denn da er geweſen iſt für der Schöpffung der
Welt/ da iſt er noch/ nemlich in ſich ſelber; er
ſelbſt iſt das Weſen aller Weſen. Alles urkun-
det von ihme/ und heiſſet darum GOtt/ weil er
allein iſt das Gute/ das Hertz/ Liecht/ und Krafft/
davon die Natur urſtändet. So nun jemand
will GOtt ſinnen/ der nehme vor ſich die ewige
Finſternus die auſſer GOtt iſt/ (Denn GOtt
wohnet in ſich ſelber/ nichts vermag aus eigner
Krafft ihn zu faſſen/) dieſe hat ein groſſes ſehnen
nach dem Liecht/ wie das Liecht in der Finſternis
ſich ſpiguliret/ und in ſich ſehnet; in ſolchem
Sehnen oder Begehren findet man die Quaal/
dieſe Quaal fänget des Liechtes-Krafft/ das
Sehnen aber machet die Krafft Materialiſch;
und dieſe Materialiſche Krafft iſt der Schlus
für GOtt/ oder der Himmel. Dieſes alles iſt
der Creatur zwar unbegreifflich/ doch aber dem
Gemüth nicht unempfindlich/ denn im Gemüth
der heiligen Seelen ſtehet das Paradis offen.
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