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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das Erste Buch.
gesehen werden: Gleichwie etliche jetzo gleich/ dann
ungleich weit von einander sind; und bald mehr
nach Süden/ bisweilen näher gegen Norden sich
befinden. Nicht weniger Unterscheid ereignet
sich auch an ihren Farben; Jngemein aber/
sind sie entweder weis oder schwartz/ doch aber
beyderley hernach wieder unterschiedlich. Et-
liche sind allzeit weisser als die andern; etliche
schwärtzer als andere/ welche deswegen ehender
für See und Pfützen/ als Berg und Thäler an-
gesehen werden.

Hier ist aber noch ein starcker Zweiffel/ ob
der Mond rauch und uneben/ oder rund/ glatt
und eben sey?

Daß die Monds-Kugel ein dücker und run-
der Cörper sey/ wollen ein guter Theil der Stern-
Gelehrten behaupten/ und setzen/ daß dieser runte
doch dücke und tunckle Cörper geschickt seye/ die
Sonnen-stralen aufzufangen/ und wieder zu-
ruck zu werffen. Aus dem unterschiedlichen
Liecht und Schein des Monds nehme man ab/
daß er müsse kuglicht seyn/ und illuminirt werde;
aber darum sey er nicht glat-rund/ sondern höcke-
richt/ und bucklicht. Nicht allein/ wenn er sich
entzweyet/ sondern auch/ wenn man ihn nach der
Entzweyhung durch ein Fern-Rohr anschauet/
wird man gewahr/ daß der Strich/ welcher das
gläntzende oder helle/ von dem Finstern scheidet/
krumm und voller falten/ und solch Grentzmal

augen-

Das Erſte Buch.
geſehen werden: Gleichwie etliche jetzo gleich/ dañ
ungleich weit von einander ſind; und bald mehr
nach Süden/ bisweilen näher gegen Norden ſich
befinden. Nicht weniger Unterſcheid ereignet
ſich auch an ihren Farben; Jngemein aber/
ſind ſie entweder weis oder ſchwartz/ doch aber
beyderley hernach wieder unterſchiedlich. Et-
liche ſind allzeit weiſſer als die andern; etliche
ſchwärtzer als andere/ welche deswegen ehender
für See und Pfützen/ als Berg und Thäler an-
geſehen werden.

Hier iſt aber noch ein ſtarcker Zweiffel/ ob
der Mond rauch und uneben/ oder rund/ glatt
und eben ſey?

Daß die Monds-Kugel ein dücker und run-
der Cörper ſey/ wollen ein guter Theil der Stern-
Gelehrten behaupten/ und ſetzen/ daß dieſer runte
doch dücke und tunckle Cörper geſchickt ſeye/ die
Sonnen-ſtralen aufzufangen/ und wieder zu-
ruck zu werffen. Aus dem unterſchiedlichen
Liecht und Schein des Monds nehme man ab/
daß er müſſe kuglicht ſeyn/ und illuminirt werde;
aber darum ſey er nicht glat-rund/ ſondern höcke-
richt/ und bucklicht. Nicht allein/ wenn er ſich
entzweyet/ ſondern auch/ wenn man ihn nach der
Entzweyhung durch ein Fern-Rohr anſchauet/
wird man gewahr/ daß der Strich/ welcher das
gläntzende oder helle/ von dem Finſtern ſcheidet/
krumm und voller falten/ und ſolch Grentzmal

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[134/0234] Das Erſte Buch. geſehen werden: Gleichwie etliche jetzo gleich/ dañ ungleich weit von einander ſind; und bald mehr nach Süden/ bisweilen näher gegen Norden ſich befinden. Nicht weniger Unterſcheid ereignet ſich auch an ihren Farben; Jngemein aber/ ſind ſie entweder weis oder ſchwartz/ doch aber beyderley hernach wieder unterſchiedlich. Et- liche ſind allzeit weiſſer als die andern; etliche ſchwärtzer als andere/ welche deswegen ehender für See und Pfützen/ als Berg und Thäler an- geſehen werden. Hier iſt aber noch ein ſtarcker Zweiffel/ ob der Mond rauch und uneben/ oder rund/ glatt und eben ſey? Daß die Monds-Kugel ein dücker und run- der Cörper ſey/ wollen ein guter Theil der Stern- Gelehrten behaupten/ und ſetzen/ daß dieſer runte doch dücke und tunckle Cörper geſchickt ſeye/ die Sonnen-ſtralen aufzufangen/ und wieder zu- ruck zu werffen. Aus dem unterſchiedlichen Liecht und Schein des Monds nehme man ab/ daß er müſſe kuglicht ſeyn/ und illuminirt werde; aber darum ſey er nicht glat-rund/ ſondern höcke- richt/ und bucklicht. Nicht allein/ wenn er ſich entzweyet/ ſondern auch/ wenn man ihn nach der Entzweyhung durch ein Fern-Rohr anſchauet/ wird man gewahr/ daß der Strich/ welcher das gläntzende oder helle/ von dem Finſtern ſcheidet/ krumm und voller falten/ und ſolch Grentzmal augen-

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/234>, abgerufen am 05.05.2024.