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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das erste Buch.

Bey den Alten/ waren so wol dieser Flecken/
als auch wegen des Cörpers des Mondes/ vieler-
ley Meinungen. Diogenes, hielte darfür/ der
Mond wäre aus Bimsen-Steinen/ oder von
Glase/ eines theils durchscheinend/ übrigens aber
dichte. Empedocles, und ein Theil der Stoico-
rum
muthmasseten/ er wäre eine Mixtur/ aus einer
düstern Lufft/ und Kolen-Feuer/ werde aber
nicht von sich selbst entzündet/ habe auch kein
eigen Liecht; sondern sey ein tunckeler Cörper
der allzeit rauche/ und vom Feuer brenne/ dahero
er theils des Feuers halber hell und klar; theils
aber/ wegen der finstern Lufft/ dunckel scheine.
Pythagoras und andere gaben vor/ der Mond
wäre ein feuriger Cörper. Andere: Er wäre ein
feurig Gestirn/ das Leben und Verstand habe. Noch
andere bildeten sich ein/ die Mond-Flecken/
wären gespiegelte Bildnissen des grossen Welt-
Meers/ welche also in dem Mond erschienen/
und durch dero Gegenschein/ dem Gesicht sich
darstelleten. Weilen aber die Mond-Flecken
unveränderlich sind/ können sie keine Spiegel-
Bildnissen seyn. Bey denen Chaldaeern war
die Meinung/ der Mond habe an einer Seiten
sein eigen Liecht; an der andern aber/ sey er
gantz finster; also daß durch die Umwendung
seiner Kugel/ das Liecht täglich zunehme/ bis die
gantze leuchtende Halb-Kugel sich dem Gesicht
vorstellet. Mehrer Meinungen zugeschweigen.

Diese
Das erſte Buch.

Bey den Alten/ waren ſo wol dieſer Flecken/
als auch wegen des Cörpers des Mondes/ vieler-
ley Meinungen. Diogenes, hielte darfür/ der
Mond wäre aus Bimſen-Steinen/ oder von
Glaſe/ eines theils durchſcheinend/ übrigens aber
dichte. Empedocles, und ein Theil der Stoico-
rum
muthmaſſetẽ/ er wäre eine Mixtur/ aus einer
düſtern Lufft/ und Kolen-Feuer/ werde aber
nicht von ſich ſelbſt entzündet/ habe auch kein
eigen Liecht; ſondern ſey ein tunckeler Cörper
der allzeit rauche/ und vom Feuer brenne/ dahero
er theils des Feuers halber hell und klar; theils
aber/ wegen der finſtern Lufft/ dunckel ſcheine.
Pythagoras und andere gaben vor/ der Mond
wäre ein feuriger Cörper. Andere: Er wäre ein
feurig Geſtiꝛn/ das Leben uñ Veꝛſtand habe. Noch
andere bildeten ſich ein/ die Mond-Flecken/
wären geſpiegelte Bildniſſen des groſſen Welt-
Meers/ welche alſo in dem Mond erſchienen/
und durch dero Gegenſchein/ dem Geſicht ſich
darſtelleten. Weilen aber die Mond-Flecken
unveränderlich ſind/ können ſie keine Spiegel-
Bildniſſen ſeyn. Bey denen Chaldæern war
die Meinung/ der Mond habe an einer Seiten
ſein eigen Liecht; an der andern aber/ ſey er
gantz finſter; alſo daß durch die Umwendung
ſeiner Kugel/ das Liecht täglich zunehme/ bis die
gantze leuchtende Halb-Kugel ſich dem Geſicht
vorſtellet. Mehrer Meinungen zugeſchweigen.

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[130/0230] Das erſte Buch. Bey den Alten/ waren ſo wol dieſer Flecken/ als auch wegen des Cörpers des Mondes/ vieler- ley Meinungen. Diogenes, hielte darfür/ der Mond wäre aus Bimſen-Steinen/ oder von Glaſe/ eines theils durchſcheinend/ übrigens aber dichte. Empedocles, und ein Theil der Stoico- rum muthmaſſetẽ/ er wäre eine Mixtur/ aus einer düſtern Lufft/ und Kolen-Feuer/ werde aber nicht von ſich ſelbſt entzündet/ habe auch kein eigen Liecht; ſondern ſey ein tunckeler Cörper der allzeit rauche/ und vom Feuer brenne/ dahero er theils des Feuers halber hell und klar; theils aber/ wegen der finſtern Lufft/ dunckel ſcheine. Pythagoras und andere gaben vor/ der Mond wäre ein feuriger Cörper. Andere: Er wäre ein feurig Geſtiꝛn/ das Leben uñ Veꝛſtand habe. Noch andere bildeten ſich ein/ die Mond-Flecken/ wären geſpiegelte Bildniſſen des groſſen Welt- Meers/ welche alſo in dem Mond erſchienen/ und durch dero Gegenſchein/ dem Geſicht ſich darſtelleten. Weilen aber die Mond-Flecken unveränderlich ſind/ können ſie keine Spiegel- Bildniſſen ſeyn. Bey denen Chaldæern war die Meinung/ der Mond habe an einer Seiten ſein eigen Liecht; an der andern aber/ ſey er gantz finſter; alſo daß durch die Umwendung ſeiner Kugel/ das Liecht täglich zunehme/ bis die gantze leuchtende Halb-Kugel ſich dem Geſicht vorſtellet. Mehrer Meinungen zugeſchweigen. Dieſe

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/230>, abgerufen am 04.05.2024.