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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das erste Buch.
verstehen allhier das Centrum der Natur mit
dreyen Gestalten im Urstand/ als im ersten Prin-
cipio
ists Geist; im andern ists Liebe; und im
dritten Principio ists Wesen. Der Wille des
Ungrunds zur Natur/ wird Vatter genannt/
dessen Werckzeuch ist die Natur/ welcher er eine
ewige Bewegung gegeben/ daraus die sieben
Geister der Natur/ oder die sieben besondere Ei-
genschafften der Kräfften Gottes/ wie dieselbe in
Liebe und Zorn/ nach himmlisch- und höllischen Ei-
genschafften in der Natur und dem Reich dieser
Welt sich erzeigen und offenbaren/ urständen. Die
Natur ist jetzt verstandener massen anders nichts/
als Eigenschafften der Annehmlichkeiten der eigen
entstandenen Begierden/ welche Begierde in der
Schiedlichkeit des hauchenden Wortes/ als der
hauchenden Krafft entstehet; da die Eigen-
schafften sich in ein Wesen einführen; als dann
heisset dasselbige Wesen ein natürlich Wesen/
und ist GOtt nicht selber; dann GOtt durch-
wohnet zwar die Natur/ aber die Natur begreifft
ihn nur so weit/ als die Einheit GOttes sich mit
in ein natürlich Wesen ein ergiebet/ und auch we-
sentlich machet/ als im Liechts Wesen/ welches
in der Natur in sich selber würcket/ und die Na-
tur durchdringet; ausser dem ist die Einheit
GOttes der Natur/ als der begierlichen An-
nehmlichkeit unbegreifflich. Was das Wort
der ewigen Weißheit würcket/ das bildet und
formet die Natur in Eigenschafften/ machet es

sicht-

Das erſte Buch.
verſtehen allhier das Centrum der Natur mit
dreyen Geſtalten im Urſtand/ als im erſten Prin-
cipio
iſts Geiſt; im andern iſts Liebe; und im
dritten Principio iſts Weſen. Der Wille des
Ungrunds zur Natur/ wird Vatter genannt/
deſſen Werckzeuch iſt die Natur/ welcher er eine
ewige Bewegung gegeben/ daraus die ſieben
Geiſter der Natur/ oder die ſieben beſondere Ei-
genſchafften der Kräfften Gottes/ wie dieſelbe in
Liebe und Zorn/ nach him̃liſch- und hölliſchen Ei-
genſchafften in der Natur und dem Reich dieſer
Welt ſich erzeigẽ und offenbaren/ urſtänden. Die
Natur iſt jetzt veꝛſtandener maſſen andeꝛs nichts/
als Eigenſchafftẽ der Annehmlichkeiten der eigen
entſtandenen Begierden/ welche Begierde in der
Schiedlichkeit des hauchenden Wortes/ als der
hauchenden Krafft entſtehet; da die Eigen-
ſchafften ſich in ein Weſen einführen; als dann
heiſſet daſſelbige Weſen ein natürlich Weſen/
und iſt GOtt nicht ſelber; dann GOtt durch-
wohnet zwar die Natur/ aber die Natur begreifft
ihn nur ſo weit/ als die Einheit GOttes ſich mit
in ein natürlich Weſen ein ergiebet/ und auch we-
ſentlich machet/ als im Liechts Weſen/ welches
in der Natur in ſich ſelber würcket/ und die Na-
tur durchdringet; auſſer dem iſt die Einheit
GOttes der Natur/ als der begierlichen An-
nehmlichkeit unbegreifflich. Was das Wort
der ewigen Weißheit würcket/ das bildet und
formet die Natur in Eigenſchafften/ machet es

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[22/0112] Das erſte Buch. verſtehen allhier das Centrum der Natur mit dreyen Geſtalten im Urſtand/ als im erſten Prin- cipio iſts Geiſt; im andern iſts Liebe; und im dritten Principio iſts Weſen. Der Wille des Ungrunds zur Natur/ wird Vatter genannt/ deſſen Werckzeuch iſt die Natur/ welcher er eine ewige Bewegung gegeben/ daraus die ſieben Geiſter der Natur/ oder die ſieben beſondere Ei- genſchafften der Kräfften Gottes/ wie dieſelbe in Liebe und Zorn/ nach him̃liſch- und hölliſchen Ei- genſchafften in der Natur und dem Reich dieſer Welt ſich erzeigẽ und offenbaren/ urſtänden. Die Natur iſt jetzt veꝛſtandener maſſen andeꝛs nichts/ als Eigenſchafftẽ der Annehmlichkeiten der eigen entſtandenen Begierden/ welche Begierde in der Schiedlichkeit des hauchenden Wortes/ als der hauchenden Krafft entſtehet; da die Eigen- ſchafften ſich in ein Weſen einführen; als dann heiſſet daſſelbige Weſen ein natürlich Weſen/ und iſt GOtt nicht ſelber; dann GOtt durch- wohnet zwar die Natur/ aber die Natur begreifft ihn nur ſo weit/ als die Einheit GOttes ſich mit in ein natürlich Weſen ein ergiebet/ und auch we- ſentlich machet/ als im Liechts Weſen/ welches in der Natur in ſich ſelber würcket/ und die Na- tur durchdringet; auſſer dem iſt die Einheit GOttes der Natur/ als der begierlichen An- nehmlichkeit unbegreifflich. Was das Wort der ewigen Weißheit würcket/ das bildet und formet die Natur in Eigenſchafften/ machet es ſicht-

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/112>, abgerufen am 28.04.2024.