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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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sehr übertrieben seyn. Alle Eingeborene, mit denen
ich gesprochen habe, reden mit Achtung von ihnen,
und sagen, sie haben weit mehr von ihren eigenen
Leuten gelitten. Aber auch diese verdienen mehr
Entschuldigung, als man ihnen vieilleicht gönnen will.
Die Armee war gesprengt. Stelle Dir die fürchterli¬
che Lage solcher Leute vor, wenn sie zumahl in
kleine Partheyen geworfen werden. Der Feind sitzt
im Rücken oder auch schon in den Seiten; sie wissen
nicht wo ihre Oberanführer sind, haben keine Kasse,
keinen Mundvorrath mehr: nun kämpfen sie ums Le¬
ben überall wo sie Vorrath treffen. Gutwillig giebt
man ihnen nichts oder wenig; und die Bedürfnisse
Vieler sind gross. Natürlich sind die Halbgebildeten
nicht immer im Stande, sich in den Gränzen der Be¬
sonnenheit zu halten. Die Einen wollen nichts geben,
die Andern nehmen mehr als sie nothwendig brauchen.
Dass dieses so ziemlich der Fall war, beweist der Er¬
folg. Es wurden einige hundert eingefangen und auf
das Schloss zu Laybach gesetzt. Nun waren sie ordent¬
lich und ruhig und sagten: Wir wollen weiter nichts
als Essen; wir konnten doch nicht verhungern.

Das Erdbeben, von dem man in Gräz fürchterli¬
che Dinge erzählte und sagte, es habe Laybach ganz
zu Grunde gerichtet, ist nicht sehr merklich gewesen
und hat nur einige alte Mauern eingestürzt. In Fiu¬
me, Triest und Görz soll man es stärker gespürt ha¬
ben; doch hat es auch dort sehr wenig Schaden ge¬
than. Die Transporte kommen auf der Save von Un¬
garn herauf bis in die Gegend der Stadt und werden
von hier zu Lande weiter geschafft. Vorzüglich gehen

sehr übertrieben seyn. Alle Eingeborene, mit denen
ich gesprochen habe, reden mit Achtung von ihnen,
und sagen, sie haben weit mehr von ihren eigenen
Leuten gelitten. Aber auch diese verdienen mehr
Entschuldigung, als man ihnen vieilleicht gönnen will.
Die Armee war gesprengt. Stelle Dir die fürchterli¬
che Lage solcher Leute vor, wenn sie zumahl in
kleine Partheyen geworfen werden. Der Feind sitzt
im Rücken oder auch schon in den Seiten; sie wissen
nicht wo ihre Oberanführer sind, haben keine Kasse,
keinen Mundvorrath mehr: nun kämpfen sie ums Le¬
ben überall wo sie Vorrath treffen. Gutwillig giebt
man ihnen nichts oder wenig; und die Bedürfnisse
Vieler sind groſs. Natürlich sind die Halbgebildeten
nicht immer im Stande, sich in den Gränzen der Be¬
sonnenheit zu halten. Die Einen wollen nichts geben,
die Andern nehmen mehr als sie nothwendig brauchen.
Daſs dieses so ziemlich der Fall war, beweist der Er¬
folg. Es wurden einige hundert eingefangen und auf
das Schloſs zu Laybach gesetzt. Nun waren sie ordent¬
lich und ruhig und sagten: Wir wollen weiter nichts
als Essen; wir konnten doch nicht verhungern.

Das Erdbeben, von dem man in Gräz fürchterli¬
che Dinge erzählte und sagte, es habe Laybach ganz
zu Grunde gerichtet, ist nicht sehr merklich gewesen
und hat nur einige alte Mauern eingestürzt. In Fiu¬
me, Triest und Görz soll man es stärker gespürt ha¬
ben; doch hat es auch dort sehr wenig Schaden ge¬
than. Die Transporte kommen auf der Save von Un¬
garn herauf bis in die Gegend der Stadt und werden
von hier zu Lande weiter geschafft. Vorzüglich gehen

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[69/0095] sehr übertrieben seyn. Alle Eingeborene, mit denen ich gesprochen habe, reden mit Achtung von ihnen, und sagen, sie haben weit mehr von ihren eigenen Leuten gelitten. Aber auch diese verdienen mehr Entschuldigung, als man ihnen vieilleicht gönnen will. Die Armee war gesprengt. Stelle Dir die fürchterli¬ che Lage solcher Leute vor, wenn sie zumahl in kleine Partheyen geworfen werden. Der Feind sitzt im Rücken oder auch schon in den Seiten; sie wissen nicht wo ihre Oberanführer sind, haben keine Kasse, keinen Mundvorrath mehr: nun kämpfen sie ums Le¬ ben überall wo sie Vorrath treffen. Gutwillig giebt man ihnen nichts oder wenig; und die Bedürfnisse Vieler sind groſs. Natürlich sind die Halbgebildeten nicht immer im Stande, sich in den Gränzen der Be¬ sonnenheit zu halten. Die Einen wollen nichts geben, die Andern nehmen mehr als sie nothwendig brauchen. Daſs dieses so ziemlich der Fall war, beweist der Er¬ folg. Es wurden einige hundert eingefangen und auf das Schloſs zu Laybach gesetzt. Nun waren sie ordent¬ lich und ruhig und sagten: Wir wollen weiter nichts als Essen; wir konnten doch nicht verhungern. Das Erdbeben, von dem man in Gräz fürchterli¬ che Dinge erzählte und sagte, es habe Laybach ganz zu Grunde gerichtet, ist nicht sehr merklich gewesen und hat nur einige alte Mauern eingestürzt. In Fiu¬ me, Triest und Görz soll man es stärker gespürt ha¬ ben; doch hat es auch dort sehr wenig Schaden ge¬ than. Die Transporte kommen auf der Save von Un¬ garn herauf bis in die Gegend der Stadt und werden von hier zu Lande weiter geschafft. Vorzüglich gehen

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/95>, abgerufen am 22.11.2024.