Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.nicht weniger als einen Piaster geben; und so viel Ich will das Betragen der Franzosen hier und in nicht weniger als einen Piaster geben; und so viel Ich will das Betragen der Franzosen hier und in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0394" n="366 "/> nicht weniger als einen Piaster geben; und so viel<lb/> wollte ich für den Papst und sein ganzes Kollegium<lb/> nicht mehr in Auslage seyn.</p><lb/> <p>Ich will das Betragen der Franzosen hier und in<lb/> ganz Unteritalien nicht rechtfertigen: aber dadurch daſs<lb/> sie die Sache wieder aufgegeben haben, ist die Mensch¬<lb/> heit in unsägliches Elend zurückgefallen. Ich weiſs<lb/> was darüber gesagt werden kann, und von wie vielen<lb/> Seiten alles betrachtet werden muſs: aber wenn man<lb/> schlecht angefangen hat so hat man noch schlechter<lb/> geendiget; das Zeugniſs wird mit Zähneknirschen jeder<lb/> rechtliche Römer und Neapolitaner geben. Geschichte<lb/> kann ich hier nicht schreiben. Durch ihren unbeding¬<lb/> ten nicht nothwendigen Abzug ist die schrecklichste<lb/> Anarchie entstanden. Die Heerstraſsen sind voll Räu¬<lb/> ber; die niederträchtigsten Bösewichter ziehen bewaff¬<lb/> net im Lande herum. Bloſs während meiner kurzen<lb/> Anwesenheit in Rom sind drey Kourier geplündert<lb/> und fünf Dragoner von der Eskorte erschossen worden.<lb/> Niemand wagt es etwas mehr mit der Post zu geben.<lb/> Der französische General lieſs wegen vieler Ungebühr<lb/> ein altes Gesetz schärfen, das den Dolchträgern den<lb/> Tod bestimmt und lieſs eine Anzahl Verbrecher vor<lb/> dem Volksthore wirklich niederschieſsen. Die Härte<lb/> war Wohlthat; nun war Sicherheit. Jetzt trägt jeder¬<lb/> mann wieder seinen Dolch und braucht ihn. Die<lb/> Kardinäle sind immer noch in dem schändlichen Kre¬<lb/> dit als Beschützer der Verbrecher. Man erzählt jetzt<lb/> noch Beyspiele mit allen Namen und Umständen, daſs<lb/> sie Mörder in ihren Wagen in Sicherheit bringen las¬<lb/> sen. Ueber öffentliche Armenanstalten bey den Katho¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [366 /0394]
nicht weniger als einen Piaster geben; und so viel
wollte ich für den Papst und sein ganzes Kollegium
nicht mehr in Auslage seyn.
Ich will das Betragen der Franzosen hier und in
ganz Unteritalien nicht rechtfertigen: aber dadurch daſs
sie die Sache wieder aufgegeben haben, ist die Mensch¬
heit in unsägliches Elend zurückgefallen. Ich weiſs
was darüber gesagt werden kann, und von wie vielen
Seiten alles betrachtet werden muſs: aber wenn man
schlecht angefangen hat so hat man noch schlechter
geendiget; das Zeugniſs wird mit Zähneknirschen jeder
rechtliche Römer und Neapolitaner geben. Geschichte
kann ich hier nicht schreiben. Durch ihren unbeding¬
ten nicht nothwendigen Abzug ist die schrecklichste
Anarchie entstanden. Die Heerstraſsen sind voll Räu¬
ber; die niederträchtigsten Bösewichter ziehen bewaff¬
net im Lande herum. Bloſs während meiner kurzen
Anwesenheit in Rom sind drey Kourier geplündert
und fünf Dragoner von der Eskorte erschossen worden.
Niemand wagt es etwas mehr mit der Post zu geben.
Der französische General lieſs wegen vieler Ungebühr
ein altes Gesetz schärfen, das den Dolchträgern den
Tod bestimmt und lieſs eine Anzahl Verbrecher vor
dem Volksthore wirklich niederschieſsen. Die Härte
war Wohlthat; nun war Sicherheit. Jetzt trägt jeder¬
mann wieder seinen Dolch und braucht ihn. Die
Kardinäle sind immer noch in dem schändlichen Kre¬
dit als Beschützer der Verbrecher. Man erzählt jetzt
noch Beyspiele mit allen Namen und Umständen, daſs
sie Mörder in ihren Wagen in Sicherheit bringen las¬
sen. Ueber öffentliche Armenanstalten bey den Katho¬
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