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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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cilien oder geradezu vorzugsweise den Berg. Die letzte
Benennung habe ich am häufigsten und zwar auch
unten an der südlichen Küste gefunden. Mir scheint
es überhaupt, dass man jetzt anfängt, die alten Namen
wieder hervorzusuchen und zu gebrauchen. So habe ich
den Fluss unten nie anders als Simäthus nennen hören.

Bis an das Bergkloster der Benediktiner, ist der
Aetna von dieser Seite bebaut, und ziemlich gut be¬
baut; weiter hinauf ist Wald und fast von lauter Ei¬
chen, die jetzt noch alle kahl standen; und nicht weit
von der Geisshöhle oder dem jetzigen Hause von Pa¬
terno, hört die Vegetation auf. Wir fanden von dort
an bis zum Gipfel hohen Schnee. Die bebaute Region
giebt eine Abwechselung, die man vielleicht selten
mehr auf dem Erdboden findet. Unten reifen im lieb¬
lichsten Gemische die meisten Früchte des wärmern
Erdstrichs; alle Orangengeschlechter wachsen und blü¬
hen in goldenem Glanze. Weiter hinauf gedeiht die
Granate, dann der Oehlbaum, dann die Feige, dann
nur der Weinstock und die Kastanie; und dann nur
noch die ehrwürdige Eiche. Am Fusse triffst Du alles
dieses zusammen in schönen Gruppen, und zuweilen
Palmen dazu.

Auf meinem Wege nach Taormina zeigte mir
mein Führer, nur auf Einem Punkte, den alten gro¬
ssen berühmten Kastanienbaum in der Ferne. Kaum
kann ich sagen, dass ich ihn gesehen habe; ich wollte
ihm aber nicht einen Tag aufopfern. Die Nacht
musste ich in einem kleinen elenden Dörfchen blei¬
ben. Der Weg nach Taormina gehört zu den schön¬
sten, besonders einige Millien vor der Stadt. Dieser

cilien oder geradezu vorzugsweise den Berg. Die letzte
Benennung habe ich am häufigsten und zwar auch
unten an der südlichen Küste gefunden. Mir scheint
es überhaupt, daſs man jetzt anfängt, die alten Namen
wieder hervorzusuchen und zu gebrauchen. So habe ich
den Fluſs unten nie anders als Simäthus nennen hören.

Bis an das Bergkloster der Benediktiner, ist der
Aetna von dieser Seite bebaut, und ziemlich gut be¬
baut; weiter hinauf ist Wald und fast von lauter Ei¬
chen, die jetzt noch alle kahl standen; und nicht weit
von der Geiſshöhle oder dem jetzigen Hause von Pa¬
terno, hört die Vegetation auf. Wir fanden von dort
an bis zum Gipfel hohen Schnee. Die bebaute Region
giebt eine Abwechselung, die man vielleicht selten
mehr auf dem Erdboden findet. Unten reifen im lieb¬
lichsten Gemische die meisten Früchte des wärmern
Erdstrichs; alle Orangengeschlechter wachsen und blü¬
hen in goldenem Glanze. Weiter hinauf gedeiht die
Granate, dann der Oehlbaum, dann die Feige, dann
nur der Weinstock und die Kastanie; und dann nur
noch die ehrwürdige Eiche. Am Fuſse triffst Du alles
dieses zusammen in schönen Gruppen, und zuweilen
Palmen dazu.

Auf meinem Wege nach Taormina zeigte mir
mein Führer, nur auf Einem Punkte, den alten gro¬
ſsen berühmten Kastanienbaum in der Ferne. Kaum
kann ich sagen, daſs ich ihn gesehen habe; ich wollte
ihm aber nicht einen Tag aufopfern. Die Nacht
muſste ich in einem kleinen elenden Dörfchen blei¬
ben. Der Weg nach Taormina gehört zu den schön¬
sten, besonders einige Millien vor der Stadt. Dieser

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[295/0321] cilien oder geradezu vorzugsweise den Berg. Die letzte Benennung habe ich am häufigsten und zwar auch unten an der südlichen Küste gefunden. Mir scheint es überhaupt, daſs man jetzt anfängt, die alten Namen wieder hervorzusuchen und zu gebrauchen. So habe ich den Fluſs unten nie anders als Simäthus nennen hören. Bis an das Bergkloster der Benediktiner, ist der Aetna von dieser Seite bebaut, und ziemlich gut be¬ baut; weiter hinauf ist Wald und fast von lauter Ei¬ chen, die jetzt noch alle kahl standen; und nicht weit von der Geiſshöhle oder dem jetzigen Hause von Pa¬ terno, hört die Vegetation auf. Wir fanden von dort an bis zum Gipfel hohen Schnee. Die bebaute Region giebt eine Abwechselung, die man vielleicht selten mehr auf dem Erdboden findet. Unten reifen im lieb¬ lichsten Gemische die meisten Früchte des wärmern Erdstrichs; alle Orangengeschlechter wachsen und blü¬ hen in goldenem Glanze. Weiter hinauf gedeiht die Granate, dann der Oehlbaum, dann die Feige, dann nur der Weinstock und die Kastanie; und dann nur noch die ehrwürdige Eiche. Am Fuſse triffst Du alles dieses zusammen in schönen Gruppen, und zuweilen Palmen dazu. Auf meinem Wege nach Taormina zeigte mir mein Führer, nur auf Einem Punkte, den alten gro¬ ſsen berühmten Kastanienbaum in der Ferne. Kaum kann ich sagen, daſs ich ihn gesehen habe; ich wollte ihm aber nicht einen Tag aufopfern. Die Nacht muſste ich in einem kleinen elenden Dörfchen blei¬ ben. Der Weg nach Taormina gehört zu den schön¬ sten, besonders einige Millien vor der Stadt. Dieser

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/321>, abgerufen am 22.11.2024.