muss eher durch solche Winkelzüge beleidiget werden. Man hat ihm in seinem ganzen Leben vielleicht nur eine oder zwey Uebereilungen zur Last gelegt, und davon ist keine in diesem Stücke berührt. Dass man die Grobheiten der verflossenen zwanzig Jahre weg¬ wischt, hat moralischen und ästhetischen Grund: aber ich sehe nicht ein, warum die noch immer auffallenden Thorheiten und Gebrechen der Adelskaste nicht mit Freymüthigkeit gesagt, gerügt und mit der Geissel des Spottes zur Besserung gezüchtiget werden sollen. Wenn es nicht mehr trifft, ist es nicht mehr nöthig; dass es aber noch nöthig ist, zeigt die ängstliche Be¬ hutsamkeit, mit der man die Lächerlichkeit des jüng¬ sten Kammerjunkers zu berühren vermeidet.
Christ, als Hofrath, sprach durchaus bestimmt und richtig, und seine Aktion war genau, gemessen, ohne es zu scheinen. Du kennst seinen feinen Takt. Madam Hartwig spielte seine Tochter mit ihrer ge¬ wöhnlichen Theatergrazie und an einigen Stellen mit ungewöhnlicher sehr glücklicher Kunst. Madam Och¬ senheimer fängt an eine ziemlich gute Soubrette zu werden, und verspricht in der Schule ihres Mannes viel gutes in ihrem Fache. Ochsenheimer war nicht zu seinem Vortheile in der Rolle des Herrn von Wils¬ dorf. Thering und Bösenberg kennst Du: beyde hat¬ ten, der erste als Philipp, der zweyte als Wunderlich, ein ziemlich dankbares Feld. Thering spielte mit seiner gewöhnlichen barocken Laune und musste gefallen; aber Bösenberg that einen beleidigenden Missgriff, der ihm vielleicht nur halb zur Last gelegt werden kann. Wunderlich wollte für den gelieferten Wagen stande¬
muſs eher durch solche Winkelzüge beleidiget werden. Man hat ihm in seinem ganzen Leben vielleicht nur eine oder zwey Uebereilungen zur Last gelegt, und davon ist keine in diesem Stücke berührt. Daſs man die Grobheiten der verflossenen zwanzig Jahre weg¬ wischt, hat moralischen und ästhetischen Grund: aber ich sehe nicht ein, warum die noch immer auffallenden Thorheiten und Gebrechen der Adelskaste nicht mit Freymüthigkeit gesagt, gerügt und mit der Geiſsel des Spottes zur Besserung gezüchtiget werden sollen. Wenn es nicht mehr trifft, ist es nicht mehr nöthig; daſs es aber noch nöthig ist, zeigt die ängstliche Be¬ hutsamkeit, mit der man die Lächerlichkeit des jüng¬ sten Kammerjunkers zu berühren vermeidet.
Christ, als Hofrath, sprach durchaus bestimmt und richtig, und seine Aktion war genau, gemessen, ohne es zu scheinen. Du kennst seinen feinen Takt. Madam Hartwig spielte seine Tochter mit ihrer ge¬ wöhnlichen Theatergrazie und an einigen Stellen mit ungewöhnlicher sehr glücklicher Kunst. Madam Och¬ senheimer fängt an eine ziemlich gute Soubrette zu werden, und verspricht in der Schule ihres Mannes viel gutes in ihrem Fache. Ochsenheimer war nicht zu seinem Vortheile in der Rolle des Herrn von Wils¬ dorf. Thering und Bösenberg kennst Du: beyde hat¬ ten, der erste als Philipp, der zweyte als Wunderlich, ein ziemlich dankbares Feld. Thering spielte mit seiner gewöhnlichen barocken Laune und muſste gefallen; aber Bösenberg that einen beleidigenden Miſsgriff, der ihm vielleicht nur halb zur Last gelegt werden kann. Wunderlich wollte für den gelieferten Wagen stande¬
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muſs eher durch solche Winkelzüge beleidiget werden.
Man hat ihm in seinem ganzen Leben vielleicht nur
eine oder zwey Uebereilungen zur Last gelegt, und
davon ist keine in diesem Stücke berührt. Daſs man
die Grobheiten der verflossenen zwanzig Jahre weg¬
wischt, hat moralischen und ästhetischen Grund: aber
ich sehe nicht ein, warum die noch immer auffallenden
Thorheiten und Gebrechen der Adelskaste nicht mit
Freymüthigkeit gesagt, gerügt und mit der Geiſsel
des Spottes zur Besserung gezüchtiget werden sollen.
Wenn es nicht mehr trifft, ist es nicht mehr nöthig;
daſs es aber noch nöthig ist, zeigt die ängstliche Be¬
hutsamkeit, mit der man die Lächerlichkeit des jüng¬
sten Kammerjunkers zu berühren vermeidet.
Christ, als Hofrath, sprach durchaus bestimmt
und richtig, und seine Aktion war genau, gemessen,
ohne es zu scheinen. Du kennst seinen feinen Takt.
Madam Hartwig spielte seine Tochter mit ihrer ge¬
wöhnlichen Theatergrazie und an einigen Stellen mit
ungewöhnlicher sehr glücklicher Kunst. Madam Och¬
senheimer fängt an eine ziemlich gute Soubrette zu
werden, und verspricht in der Schule ihres Mannes
viel gutes in ihrem Fache. Ochsenheimer war nicht
zu seinem Vortheile in der Rolle des Herrn von Wils¬
dorf. Thering und Bösenberg kennst Du: beyde hat¬
ten, der erste als Philipp, der zweyte als Wunderlich,
ein ziemlich dankbares Feld. Thering spielte mit seiner
gewöhnlichen barocken Laune und muſste gefallen;
aber Bösenberg that einen beleidigenden Miſsgriff, der
ihm vielleicht nur halb zur Last gelegt werden kann.
Wunderlich wollte für den gelieferten Wagen stande¬
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/31>, abgerufen am 23.11.2024.
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