und hat mir eben ich weiss nicht wie klassisch bewie¬ sen, dass Katanien das Vaterland der Flöhe sey. Mei¬ ne Mahlzeit, Freund, war ganz vom Aetna, bis auf die Fische, welche aus der See an seinem Fusse wa¬ ren. Die Orangen, der Wein, die Kastanien, die Fei¬ gen und die Feigenschnepfen, alles ist vom Fusse und von der Seite des Berges. Ich bin Willens ihn auf alle Weise zu geniessen; desswegen bin ich hergekom¬ men; und wohl nicht absichtlich um das Unwesen der Regierung und der Möncherey zu sehen. In Ka¬ tanien ist es wohl von ganz Sicilien und vielleicht von ganz Italien noch am hellsten und vernünftigsten; das hat Biskaris und einige seiner Freunde gemacht, durch welche etwas griechischer Geist wieder aufgelebt ist. Es ist hier sogar eine Art von Wohlstand und Flor, der den schlechten Einrichtungen in der Insel Hohn spricht. Hier würde ich leben, wenn ich mich nicht bey den Kamaldulensern in Neapel einsiedelte. Hier fängt man wenigstens an, das Unglück des Vaterlan¬ des, die Unordnungen und Malversationen aller Art, die schrecklichen Wirkungen der Unterdrückung und des dummen Aberglaubens recht lebhaft zu fühlen. Die Mönche haben den dritten Theil der Güter in den Händen; und wenn ihre Mast das einzige Uebel wäre, das sie dem Staate verursachen, so könnte der gräss¬ liche Druckfehler doch vielleicht noch Verzeihung fin¬ den. Aber -- mein Gott, wer wird ein Wort über die Mönche verlieren! Bonaparte wird sich zu seiner Zeit ihrer schon wieder eben so thätig annehmen, wie der Uebrigen, da sie mit ihnen zu seinem Systeme gehören. Es entfuhr mir aus kosmopolitischem In¬
und hat mir eben ich weiſs nicht wie klassisch bewie¬ sen, daſs Katanien das Vaterland der Flöhe sey. Mei¬ ne Mahlzeit, Freund, war ganz vom Aetna, bis auf die Fische, welche aus der See an seinem Fuſse wa¬ ren. Die Orangen, der Wein, die Kastanien, die Fei¬ gen und die Feigenschnepfen, alles ist vom Fuſse und von der Seite des Berges. Ich bin Willens ihn auf alle Weise zu genieſsen; deſswegen bin ich hergekom¬ men; und wohl nicht absichtlich um das Unwesen der Regierung und der Möncherey zu sehen. In Ka¬ tanien ist es wohl von ganz Sicilien und vielleicht von ganz Italien noch am hellsten und vernünftigsten; das hat Biskaris und einige seiner Freunde gemacht, durch welche etwas griechischer Geist wieder aufgelebt ist. Es ist hier sogar eine Art von Wohlstand und Flor, der den schlechten Einrichtungen in der Insel Hohn spricht. Hier würde ich leben, wenn ich mich nicht bey den Kamaldulensern in Neapel einsiedelte. Hier fängt man wenigstens an, das Unglück des Vaterlan¬ des, die Unordnungen und Malversationen aller Art, die schrecklichen Wirkungen der Unterdrückung und des dummen Aberglaubens recht lebhaft zu fühlen. Die Mönche haben den dritten Theil der Güter in den Händen; und wenn ihre Mast das einzige Uebel wäre, das sie dem Staate verursachen, so könnte der gräſs¬ liche Druckfehler doch vielleicht noch Verzeihung fin¬ den. Aber — mein Gott, wer wird ein Wort über die Mönche verlieren! Bonaparte wird sich zu seiner Zeit ihrer schon wieder eben so thätig annehmen, wie der Uebrigen, da sie mit ihnen zu seinem Systeme gehören. Es entfuhr mir aus kosmopolitischem In¬
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0297"n="271"/>
und hat mir eben ich weiſs nicht wie klassisch bewie¬<lb/>
sen, daſs Katanien das Vaterland der Flöhe sey. Mei¬<lb/>
ne Mahlzeit, Freund, war ganz vom Aetna, bis auf<lb/>
die Fische, welche aus der See an seinem Fuſse wa¬<lb/>
ren. Die Orangen, der Wein, die Kastanien, die Fei¬<lb/>
gen und die Feigenschnepfen, alles ist vom Fuſse und<lb/>
von der Seite des Berges. Ich bin Willens ihn auf<lb/>
alle Weise zu genieſsen; deſswegen bin ich hergekom¬<lb/>
men; und wohl nicht absichtlich um das Unwesen<lb/>
der Regierung und der Möncherey zu sehen. In Ka¬<lb/>
tanien ist es wohl von ganz Sicilien und vielleicht von<lb/>
ganz Italien noch am hellsten und vernünftigsten; das<lb/>
hat Biskaris und einige seiner Freunde gemacht, durch<lb/>
welche etwas griechischer Geist wieder aufgelebt ist.<lb/>
Es ist hier sogar eine Art von Wohlstand und Flor,<lb/>
der den schlechten Einrichtungen in der Insel Hohn<lb/>
spricht. Hier würde ich leben, wenn ich mich nicht<lb/>
bey den Kamaldulensern in Neapel einsiedelte. Hier<lb/>
fängt man wenigstens an, das Unglück des Vaterlan¬<lb/>
des, die Unordnungen und Malversationen aller Art,<lb/>
die schrecklichen Wirkungen der Unterdrückung und<lb/>
des dummen Aberglaubens recht lebhaft zu fühlen.<lb/>
Die Mönche haben den dritten Theil der Güter in den<lb/>
Händen; und wenn ihre Mast das einzige Uebel wäre,<lb/>
das sie dem Staate verursachen, so könnte der gräſs¬<lb/>
liche Druckfehler doch vielleicht noch Verzeihung fin¬<lb/>
den. Aber — mein Gott, wer wird ein Wort über<lb/>
die Mönche verlieren! Bonaparte wird sich zu seiner<lb/>
Zeit ihrer schon wieder eben so thätig annehmen, wie<lb/>
der Uebrigen, da sie mit ihnen zu seinem Systeme<lb/>
gehören. Es entfuhr mir aus kosmopolitischem In¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[271/0297]
und hat mir eben ich weiſs nicht wie klassisch bewie¬
sen, daſs Katanien das Vaterland der Flöhe sey. Mei¬
ne Mahlzeit, Freund, war ganz vom Aetna, bis auf
die Fische, welche aus der See an seinem Fuſse wa¬
ren. Die Orangen, der Wein, die Kastanien, die Fei¬
gen und die Feigenschnepfen, alles ist vom Fuſse und
von der Seite des Berges. Ich bin Willens ihn auf
alle Weise zu genieſsen; deſswegen bin ich hergekom¬
men; und wohl nicht absichtlich um das Unwesen
der Regierung und der Möncherey zu sehen. In Ka¬
tanien ist es wohl von ganz Sicilien und vielleicht von
ganz Italien noch am hellsten und vernünftigsten; das
hat Biskaris und einige seiner Freunde gemacht, durch
welche etwas griechischer Geist wieder aufgelebt ist.
Es ist hier sogar eine Art von Wohlstand und Flor,
der den schlechten Einrichtungen in der Insel Hohn
spricht. Hier würde ich leben, wenn ich mich nicht
bey den Kamaldulensern in Neapel einsiedelte. Hier
fängt man wenigstens an, das Unglück des Vaterlan¬
des, die Unordnungen und Malversationen aller Art,
die schrecklichen Wirkungen der Unterdrückung und
des dummen Aberglaubens recht lebhaft zu fühlen.
Die Mönche haben den dritten Theil der Güter in den
Händen; und wenn ihre Mast das einzige Uebel wäre,
das sie dem Staate verursachen, so könnte der gräſs¬
liche Druckfehler doch vielleicht noch Verzeihung fin¬
den. Aber — mein Gott, wer wird ein Wort über
die Mönche verlieren! Bonaparte wird sich zu seiner
Zeit ihrer schon wieder eben so thätig annehmen, wie
der Uebrigen, da sie mit ihnen zu seinem Systeme
gehören. Es entfuhr mir aus kosmopolitischem In¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/297>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.