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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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vom spanischen Joche mitunter eine Vereinigung der sonst getrennt lebenden Stämme zu Stande kam, deren Macht allerdings derjenigen der Spanier nie gewachsen war. Gerade die ersten Jahrzehente der Eroberung sind aber verhältnissmässig frei von solchen Empörungen. So mochte wohl die geringe Macht, welcher sich die Spanier in ihren Zügen bald in diesem, bald in jenem Dorfe gegenübersahen, der Mangel aller gemeinsamen Opposition gegen die Fremden mit eine der Hauptursachen gewesen sein, welche den Spaniern das Spiel erleichterten; aber doch würde wohl kaum der Eroberung so schnell die Ausbreitung des Christenthums und eine vergleichsweise lange ruhige Periode des Handels gefolgt sein, wenn nicht noch andere Momente, ausser der geringen Thatkraft und politischen Zersplitterung der Eingebornen, mit wirksam gewesen wären.

Hierüber gibt uns die Organisation der früheren Expeditionen einigen Aufschluss. Der Befehlshaber der Expedition erhielt mit dem Titel "Adelantado" auch die allerausgedehntesten Vollmachten und die Autorität als General-Gouverneur aller der Länder, welche er im Namen des Königs erobern würde. Es wurde ihm gestattet, Waaren im Werth von 1000 Ducaten einzuschiffen und ebenso wurde ihm ein gewisser Prozentsatz vom Einkommen der Inseln zugesichert. Von ihm hing aber vor Allem die Ernennung der sogenannten "Encomendero's" ab. Unter "encomienda" verstanden die Spanier ein Lehen, welches an Land und Leuten den bei der Eroberung besonders sich auszeichnenden Soldaten gegeben wurde. Der von ihnen erhobene Tribut, von welchem sie einen gewissen Theil an die Regierung abgeben mussten, sollte zum Unterhalt ihres Lebens dienen. So wurde z. B. dem Juan de Salcedo nach der schon erwähnten Entdeckungsreise zuerst Camarines, nachher aber die Provinz Ylocos als solches Lehen gegeben. Anfänglich herrschten sie hier, im Besitz der Macht, unumschränkt über Land und Leute, die sich leicht dem Eroberer unterwarfen; denn in der That war für sie nur der Name ihres Fürsten, nicht aber ihr Verhältniss zu diesem geändert. Ueberall wo Salcedo zuerst hinkam in Luzon, wie in Panay und Mindoro, musste er erst mit den Einwohnern um die Herrschaft kämpfen; und wenn diese sich durch eine blutige Niederlage von der grösseren Macht der Spanier überzeugt hatten, so unterwarfen sie

vom spanischen Joche mitunter eine Vereinigung der sonst getrennt lebenden Stämme zu Stande kam, deren Macht allerdings derjenigen der Spanier nie gewachsen war. Gerade die ersten Jahrzehente der Eroberung sind aber verhältnissmässig frei von solchen Empörungen. So mochte wohl die geringe Macht, welcher sich die Spanier in ihren Zügen bald in diesem, bald in jenem Dorfe gegenübersahen, der Mangel aller gemeinsamen Opposition gegen die Fremden mit eine der Hauptursachen gewesen sein, welche den Spaniern das Spiel erleichterten; aber doch würde wohl kaum der Eroberung so schnell die Ausbreitung des Christenthums und eine vergleichsweise lange ruhige Periode des Handels gefolgt sein, wenn nicht noch andere Momente, ausser der geringen Thatkraft und politischen Zersplitterung der Eingebornen, mit wirksam gewesen wären.

Hierüber gibt uns die Organisation der früheren Expeditionen einigen Aufschluss. Der Befehlshaber der Expedition erhielt mit dem Titel “Adelantado” auch die allerausgedehntesten Vollmachten und die Autorität als General-Gouverneur aller der Länder, welche er im Namen des Königs erobern würde. Es wurde ihm gestattet, Waaren im Werth von 1000 Ducaten einzuschiffen und ebenso wurde ihm ein gewisser Prozentsatz vom Einkommen der Inseln zugesichert. Von ihm hing aber vor Allem die Ernennung der sogenannten “Encomendero’s” ab. Unter “encomienda” verstanden die Spanier ein Lehen, welches an Land und Leuten den bei der Eroberung besonders sich auszeichnenden Soldaten gegeben wurde. Der von ihnen erhobene Tribut, von welchem sie einen gewissen Theil an die Regierung abgeben mussten, sollte zum Unterhalt ihres Lebens dienen. So wurde z. B. dem Juan de Salcedo nach der schon erwähnten Entdeckungsreise zuerst Camarines, nachher aber die Provinz Ylocos als solches Lehen gegeben. Anfänglich herrschten sie hier, im Besitz der Macht, unumschränkt über Land und Leute, die sich leicht dem Eroberer unterwarfen; denn in der That war für sie nur der Name ihres Fürsten, nicht aber ihr Verhältniss zu diesem geändert. Ueberall wo Salcedo zuerst hinkam in Luzon, wie in Panay und Mindoro, musste er erst mit den Einwohnern um die Herrschaft kämpfen; und wenn diese sich durch eine blutige Niederlage von der grösseren Macht der Spanier überzeugt hatten, so unterwarfen sie

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[76/0076] vom spanischen Joche mitunter eine Vereinigung der sonst getrennt lebenden Stämme zu Stande kam, deren Macht allerdings derjenigen der Spanier nie gewachsen war. Gerade die ersten Jahrzehente der Eroberung sind aber verhältnissmässig frei von solchen Empörungen. So mochte wohl die geringe Macht, welcher sich die Spanier in ihren Zügen bald in diesem, bald in jenem Dorfe gegenübersahen, der Mangel aller gemeinsamen Opposition gegen die Fremden mit eine der Hauptursachen gewesen sein, welche den Spaniern das Spiel erleichterten; aber doch würde wohl kaum der Eroberung so schnell die Ausbreitung des Christenthums und eine vergleichsweise lange ruhige Periode des Handels gefolgt sein, wenn nicht noch andere Momente, ausser der geringen Thatkraft und politischen Zersplitterung der Eingebornen, mit wirksam gewesen wären. Hierüber gibt uns die Organisation der früheren Expeditionen einigen Aufschluss. Der Befehlshaber der Expedition erhielt mit dem Titel “Adelantado” auch die allerausgedehntesten Vollmachten und die Autorität als General-Gouverneur aller der Länder, welche er im Namen des Königs erobern würde. Es wurde ihm gestattet, Waaren im Werth von 1000 Ducaten einzuschiffen und ebenso wurde ihm ein gewisser Prozentsatz vom Einkommen der Inseln zugesichert. Von ihm hing aber vor Allem die Ernennung der sogenannten “Encomendero’s” ab. Unter “encomienda” verstanden die Spanier ein Lehen, welches an Land und Leuten den bei der Eroberung besonders sich auszeichnenden Soldaten gegeben wurde. Der von ihnen erhobene Tribut, von welchem sie einen gewissen Theil an die Regierung abgeben mussten, sollte zum Unterhalt ihres Lebens dienen. So wurde z. B. dem Juan de Salcedo nach der schon erwähnten Entdeckungsreise zuerst Camarines, nachher aber die Provinz Ylocos als solches Lehen gegeben. Anfänglich herrschten sie hier, im Besitz der Macht, unumschränkt über Land und Leute, die sich leicht dem Eroberer unterwarfen; denn in der That war für sie nur der Name ihres Fürsten, nicht aber ihr Verhältniss zu diesem geändert. Ueberall wo Salcedo zuerst hinkam in Luzon, wie in Panay und Mindoro, musste er erst mit den Einwohnern um die Herrschaft kämpfen; und wenn diese sich durch eine blutige Niederlage von der grösseren Macht der Spanier überzeugt hatten, so unterwarfen sie

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/76>, abgerufen am 24.11.2024.