Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.sie Dämme angelegt; im Flusse verfolgen sie die grösseren Fische zwar noch mit dem Speere, aber durch Wehre wissen sie die zu bestimmten Zeiten massenhaft auftretenden kleineren Sorten in zahlloser Menge einzufangen, die ihnen eingesalzen für lange Monate dienen; durch reich versorgte Vorrathshäuser bezwingen sie die feindliche Gewalt der Heuschreckenschwärme oder der Misserndten und so spricht sich fast in jeder kleinen Beschäftigung ihres Lebens die schon beginnende Herrschaft des Menschen über die Naturgewalten aus. Aber dem allmächtigen Einfluss der Jahreszeiten, des periodischen Wechsels der Monsune mit ihrer Dürre oder ihrem Regenüberfluss gehorchen auch sie, wie ihre Nachbarn, die frei wie das Wild herumschweifenden Neger, und so regeln sich auch bei ihnen nicht bloss die Zeiten der Saat und der Erndte, sondern auch die ihrer nationalen und religiösen Feste nach dem Laufe der Sonne. Auf der westlichen Seite der Insel leben in der Berglandschaft, welche man gewöhnlich als Land der Ygorrotes bezeichnet, eine Anzahl von Stämmen nebeneinander, die sich untereinander sowohl, wie von den ebengeschilderten Iraya's in mehr als einer Beziehung unterscheiden. Während diese, im höchsten Grad friedlich, als fleissige Ackerbauer zu bezeichnen sind, haben jene als muthige Vertheidiger ihres angestammten Bodens schon häufig den eindringenden Spanier abgewehrt, und die Proselytenmacherei der christlichen Pfaffen mit heidnischem Trotze erschwert. Ganze Districte sind in diesem Kampfe in den letzten Jahrzehenten8 wüst gelegt. Hier wurden Dörfer niedergebrannt und ihre Einwohner verjagt, weil einer derselben einem Christen das Haupt abgeschlagen hatte; dort wurden die eben der Blattreife nahenden Tabackspflanzen auf Hunderten von Aeckern von den Soldaten der Regierung umgehauen, um den Schmuggel mit dem Taback auszurotten; Wasserleitungen, welche die sorgsam gesammelten kleinen Quellen der steilen Berggehänge den terassenförmig aufgebauten Feldern entgegenführten, wurden zerstört und überall lässt sich der verderbliche Einfluss nachweisen, welcher vor Allem die sogenannte Comandancia de Ygorroles auszeichnete. Seitdem die Regierung aber eine Anzahl kleiner Provinzen aus diesem Bergdistrict gemacht und namentlich angefangen hat, die in Mancayan zum Betriebe der Kupferminen etablirte Empresa Cantabro-filipina sie Dämme angelegt; im Flusse verfolgen sie die grösseren Fische zwar noch mit dem Speere, aber durch Wehre wissen sie die zu bestimmten Zeiten massenhaft auftretenden kleineren Sorten in zahlloser Menge einzufangen, die ihnen eingesalzen für lange Monate dienen; durch reich versorgte Vorrathshäuser bezwingen sie die feindliche Gewalt der Heuschreckenschwärme oder der Misserndten und so spricht sich fast in jeder kleinen Beschäftigung ihres Lebens die schon beginnende Herrschaft des Menschen über die Naturgewalten aus. Aber dem allmächtigen Einfluss der Jahreszeiten, des periodischen Wechsels der Monsune mit ihrer Dürre oder ihrem Regenüberfluss gehorchen auch sie, wie ihre Nachbarn, die frei wie das Wild herumschweifenden Neger, und so regeln sich auch bei ihnen nicht bloss die Zeiten der Saat und der Erndte, sondern auch die ihrer nationalen und religiösen Feste nach dem Laufe der Sonne. Auf der westlichen Seite der Insel leben in der Berglandschaft, welche man gewöhnlich als Land der Ygorrotes bezeichnet, eine Anzahl von Stämmen nebeneinander, die sich untereinander sowohl, wie von den ebengeschilderten Iraya’s in mehr als einer Beziehung unterscheiden. Während diese, im höchsten Grad friedlich, als fleissige Ackerbauer zu bezeichnen sind, haben jene als muthige Vertheidiger ihres angestammten Bodens schon häufig den eindringenden Spanier abgewehrt, und die Proselytenmacherei der christlichen Pfaffen mit heidnischem Trotze erschwert. Ganze Districte sind in diesem Kampfe in den letzten Jahrzehenten8 wüst gelegt. Hier wurden Dörfer niedergebrannt und ihre Einwohner verjagt, weil einer derselben einem Christen das Haupt abgeschlagen hatte; dort wurden die eben der Blattreife nahenden Tabackspflanzen auf Hunderten von Aeckern von den Soldaten der Regierung umgehauen, um den Schmuggel mit dem Taback auszurotten; Wasserleitungen, welche die sorgsam gesammelten kleinen Quellen der steilen Berggehänge den terassenförmig aufgebauten Feldern entgegenführten, wurden zerstört und überall lässt sich der verderbliche Einfluss nachweisen, welcher vor Allem die sogenannte Comandancia de Ygorroles auszeichnete. 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Aber dem allmächtigen Einfluss der Jahreszeiten, des periodischen Wechsels der Monsune mit ihrer Dürre oder ihrem Regenüberfluss gehorchen auch sie, wie ihre Nachbarn, die frei wie das Wild herumschweifenden Neger, und so regeln sich auch bei ihnen nicht bloss die Zeiten der Saat und der Erndte, sondern auch die ihrer nationalen und religiösen Feste nach dem Laufe der Sonne. </p> <p>Auf der westlichen Seite der Insel leben in der Berglandschaft, welche man gewöhnlich als Land der <hi rendition="#g">Ygorrotes</hi> bezeichnet, eine Anzahl von Stämmen nebeneinander, die sich untereinander sowohl, wie von den ebengeschilderten Iraya’s in mehr als einer Beziehung unterscheiden. Während diese, im höchsten Grad friedlich, als fleissige Ackerbauer zu bezeichnen sind, haben jene als muthige Vertheidiger ihres angestammten Bodens schon häufig den eindringenden Spanier abgewehrt, und die Proselytenmacherei der christlichen Pfaffen mit heidnischem Trotze erschwert. 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sie Dämme angelegt; im Flusse verfolgen sie die grösseren Fische zwar noch mit dem Speere, aber durch Wehre wissen sie die zu bestimmten Zeiten massenhaft auftretenden kleineren Sorten in zahlloser Menge einzufangen, die ihnen eingesalzen für lange Monate dienen; durch reich versorgte Vorrathshäuser bezwingen sie die feindliche Gewalt der Heuschreckenschwärme oder der Misserndten und so spricht sich fast in jeder kleinen Beschäftigung ihres Lebens die schon beginnende Herrschaft des Menschen über die Naturgewalten aus. Aber dem allmächtigen Einfluss der Jahreszeiten, des periodischen Wechsels der Monsune mit ihrer Dürre oder ihrem Regenüberfluss gehorchen auch sie, wie ihre Nachbarn, die frei wie das Wild herumschweifenden Neger, und so regeln sich auch bei ihnen nicht bloss die Zeiten der Saat und der Erndte, sondern auch die ihrer nationalen und religiösen Feste nach dem Laufe der Sonne.
Auf der westlichen Seite der Insel leben in der Berglandschaft, welche man gewöhnlich als Land der Ygorrotes bezeichnet, eine Anzahl von Stämmen nebeneinander, die sich untereinander sowohl, wie von den ebengeschilderten Iraya’s in mehr als einer Beziehung unterscheiden. Während diese, im höchsten Grad friedlich, als fleissige Ackerbauer zu bezeichnen sind, haben jene als muthige Vertheidiger ihres angestammten Bodens schon häufig den eindringenden Spanier abgewehrt, und die Proselytenmacherei der christlichen Pfaffen mit heidnischem Trotze erschwert. Ganze Districte sind in diesem Kampfe in den letzten Jahrzehenten
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wüst gelegt. Hier wurden Dörfer niedergebrannt und ihre Einwohner verjagt, weil einer derselben einem Christen das Haupt abgeschlagen hatte; dort wurden die eben der Blattreife nahenden Tabackspflanzen auf Hunderten von Aeckern von den Soldaten der Regierung umgehauen, um den Schmuggel mit dem Taback auszurotten; Wasserleitungen, welche die sorgsam gesammelten kleinen Quellen der steilen Berggehänge den terassenförmig aufgebauten Feldern entgegenführten, wurden zerstört und überall lässt sich der verderbliche Einfluss nachweisen, welcher vor Allem die sogenannte Comandancia de Ygorroles auszeichnete. Seitdem die Regierung aber eine Anzahl kleiner Provinzen aus diesem Bergdistrict gemacht und namentlich angefangen hat, die in Mancayan zum Betriebe der Kupferminen etablirte Empresa Cantabro-filipina
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