Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.(s. Prichard Bd. 4 pag. 268) und jetzt auch noch Earle (Journal E. I. Archipel. Bd. 3, 1849 pag. 686) angeben, dass die östlichen Negerracen, Papuas oder Australier, sich nie tättowiren; denn in der That ist, wie alle Reisende richtig und übereinstimmend bemerken, diese letztere Weise des Schmückens des Körpers ganz verschieden von der Erzeugung langgestreckter Narben durch schneidende Instrumente. Auch die, sicherlich durch Papua's und Malaien hervorgebrachten Mischlingsracen der Pelew-Inseln (Carolinen) tättowiren sich, haben also viel früher jene Sitte der Papua's, als ihren Körperbau und andere Merkmale verloren. Beide Gebräuche, im Aussehen der hergestellten Muster und ihrer Anwendung so verschieden, verdanken doch wohl ihren Ursprung dem gleichen psychologischen Bedürfnisse, dem der Ausschmückung, der Verschönerung des eignen Körpers. Anmerkung 4. Siehe meinen ausführlicheren Bericht über diese Stämme in der Zeitschrift für die gesammte Erdkunde Bd. 10 p. 249-266. Anmerkung 5. Es scheint jetzt allerdings eine Thatsache zu sein, dass der eigentliche Dialect der philippinischen Neger verloren gegangen ist, wie Prichard (l. c. pag. 232) auf die Autorität verschiedener Autoren gestützt angibt. In einem kleinen Wortregister, welches ich an der Ostküste von Luzon zu sammeln Gelegenheit hatte, und das ich in meinem Reisewerke ausführlich zu publiciren gedenke, finden sich trotz der grossen Uebereinstimmung mit dem Tagaloc und einigen andern Dialecten doch einzelne abweichende Worte. Ich würde dies kaum hervorgehoben haben, wenn ich nicht in dem schon erwähnten spanischen Buche des Padre Mozo (Misiones de Philipinas p. 101) die beachtenswerthe Notiz gefunden hätte, dass alle die Negerracen der verschiedenen Inseln die gleiche Sprache sprächen, im Gegensatz zu den malaiischen Stämmen mit ihren zahlreichen Dialecten. So sehr interessant und wichtig es nun auch sein würde, etwaige Reste der ursprünglichen philippinischen Negersprache vor dem gänzlichen Untergange zu retten, so würde hiezu doch eine Opferfreudigkeit und Entsagung gehören, wie ich sie mir so wenig, wie irgend einem andern Menschen zutraue. Mehr als einige sparsame Worte dieser Sprache werden wir durch Reisende nie erwarten können; und die spanischen Pfaffen sind jetzt weniger als je geneigt, diesem verkommenen Menschenstamm einige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Anmerkung 6. Die Ylungut oder Ylongotes, wie die Spanier schreiben, sind Stämme malaiischen Ursprungs, welche in der östlichen Cordillere zwischen Baler und Casiguran leben. Sie gehören mit zu den wildesten Stämmen des Landes, und sie stehen mit den Christen sowohl, wie mit den nahe wohnenden Negrito's in beständiger Fehde. Anmerkung 7. Eine Schätzung der Zahl der Negrito's ist von Mallat versucht worden, der sie auf 25000 angibt (Mallat, les Philippines Bd. II p. 94). Dies wird jedenfalls sehr übertrieben sein. Zu Legaspi's Zeiten (1570-1580) freilich muss die Zahl derselben noch eine sehr grosse gewesen sein. Sie (s. Prichard Bd. 4 pag. 268) und jetzt auch noch Earle (Journal E. I. Archipel. Bd. 3, 1849 pag. 686) angeben, dass die östlichen Negerracen, Papuas oder Australier, sich nie tättowiren; denn in der That ist, wie alle Reisende richtig und übereinstimmend bemerken, diese letztere Weise des Schmückens des Körpers ganz verschieden von der Erzeugung langgestreckter Narben durch schneidende Instrumente. Auch die, sicherlich durch Papua’s und Malaien hervorgebrachten Mischlingsracen der Pelew-Inseln (Carolinen) tättowiren sich, haben also viel früher jene Sitte der Papua’s, als ihren Körperbau und andere Merkmale verloren. Beide Gebräuche, im Aussehen der hergestellten Muster und ihrer Anwendung so verschieden, verdanken doch wohl ihren Ursprung dem gleichen psychologischen Bedürfnisse, dem der Ausschmückung, der Verschönerung des eignen Körpers. Anmerkung 4. Siehe meinen ausführlicheren Bericht über diese Stämme in der Zeitschrift für die gesammte Erdkunde Bd. 10 p. 249–266. Anmerkung 5. Es scheint jetzt allerdings eine Thatsache zu sein, dass der eigentliche Dialect der philippinischen Neger verloren gegangen ist, wie Prichard (l. c. pag. 232) auf die Autorität verschiedener Autoren gestützt angibt. In einem kleinen Wortregister, welches ich an der Ostküste von Luzon zu sammeln Gelegenheit hatte, und das ich in meinem Reisewerke ausführlich zu publiciren gedenke, finden sich trotz der grossen Uebereinstimmung mit dem Tagaloc und einigen andern Dialecten doch einzelne abweichende Worte. Ich würde dies kaum hervorgehoben haben, wenn ich nicht in dem schon erwähnten spanischen Buche des Padre Mozo (Misiones de Philipinas p. 101) die beachtenswerthe Notiz gefunden hätte, dass alle die Negerracen der verschiedenen Inseln die gleiche Sprache sprächen, im Gegensatz zu den malaiischen Stämmen mit ihren zahlreichen Dialecten. So sehr interessant und wichtig es nun auch sein würde, etwaige Reste der ursprünglichen philippinischen Negersprache vor dem gänzlichen Untergange zu retten, so würde hiezu doch eine Opferfreudigkeit und Entsagung gehören, wie ich sie mir so wenig, wie irgend einem andern Menschen zutraue. Mehr als einige sparsame Worte dieser Sprache werden wir durch Reisende nie erwarten können; und die spanischen Pfaffen sind jetzt weniger als je geneigt, diesem verkommenen Menschenstamm einige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Anmerkung 6. Die Ylungut oder Ylongotes, wie die Spanier schreiben, sind Stämme malaiischen Ursprungs, welche in der östlichen Cordillere zwischen Baler und Casiguran leben. Sie gehören mit zu den wildesten Stämmen des Landes, und sie stehen mit den Christen sowohl, wie mit den nahe wohnenden Negrito’s in beständiger Fehde. Anmerkung 7. Eine Schätzung der Zahl der Negrito’s ist von Mallat versucht worden, der sie auf 25000 angibt (Mallat, les Philippines Bd. II p. 94). Dies wird jedenfalls sehr übertrieben sein. Zu Legaspi’s Zeiten (1570–1580) freilich muss die Zahl derselben noch eine sehr grosse gewesen sein. Sie <TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <p xml:id="n4.3"><pb facs="#f0141" n="141"/> (s. Prichard Bd. 4 pag. 268) und jetzt auch noch Earle (Journal E. I. Archipel. Bd. 3, 1849 pag. 686) angeben, dass die östlichen Negerracen, Papuas oder Australier, sich nie tättowiren; denn in der That ist, wie alle Reisende richtig und übereinstimmend bemerken, diese letztere Weise des Schmückens des Körpers ganz verschieden von der Erzeugung langgestreckter Narben durch schneidende Instrumente. Auch die, sicherlich durch Papua’s und Malaien hervorgebrachten Mischlingsracen der Pelew-Inseln (Carolinen) tättowiren sich, haben also viel früher jene Sitte der Papua’s, als ihren Körperbau und andere Merkmale verloren. 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Ich würde dies kaum hervorgehoben haben, wenn ich nicht in dem schon erwähnten spanischen Buche des Padre Mozo (Misiones de Philipinas p. 101) die beachtenswerthe Notiz gefunden hätte, dass alle die Negerracen der verschiedenen Inseln die gleiche Sprache sprächen, im Gegensatz zu den malaiischen Stämmen mit ihren zahlreichen Dialecten. So sehr interessant und wichtig es nun auch sein würde, etwaige Reste der ursprünglichen philippinischen Negersprache vor dem gänzlichen Untergange zu retten, so würde hiezu doch eine Opferfreudigkeit und Entsagung gehören, wie ich sie mir so wenig, wie irgend einem andern Menschen zutraue. 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(s. Prichard Bd. 4 pag. 268) und jetzt auch noch Earle (Journal E. I. Archipel. Bd. 3, 1849 pag. 686) angeben, dass die östlichen Negerracen, Papuas oder Australier, sich nie tättowiren; denn in der That ist, wie alle Reisende richtig und übereinstimmend bemerken, diese letztere Weise des Schmückens des Körpers ganz verschieden von der Erzeugung langgestreckter Narben durch schneidende Instrumente. Auch die, sicherlich durch Papua’s und Malaien hervorgebrachten Mischlingsracen der Pelew-Inseln (Carolinen) tättowiren sich, haben also viel früher jene Sitte der Papua’s, als ihren Körperbau und andere Merkmale verloren. Beide Gebräuche, im Aussehen der hergestellten Muster und ihrer Anwendung so verschieden, verdanken doch wohl ihren Ursprung dem gleichen psychologischen Bedürfnisse, dem der Ausschmückung, der Verschönerung des eignen Körpers.
Anmerkung 4. Siehe meinen ausführlicheren Bericht über diese Stämme in der Zeitschrift für die gesammte Erdkunde Bd. 10 p. 249–266.
Anmerkung 5. Es scheint jetzt allerdings eine Thatsache zu sein, dass der eigentliche Dialect der philippinischen Neger verloren gegangen ist, wie Prichard (l. c. pag. 232) auf die Autorität verschiedener Autoren gestützt angibt. In einem kleinen Wortregister, welches ich an der Ostküste von Luzon zu sammeln Gelegenheit hatte, und das ich in meinem Reisewerke ausführlich zu publiciren gedenke, finden sich trotz der grossen Uebereinstimmung mit dem Tagaloc und einigen andern Dialecten doch einzelne abweichende Worte. Ich würde dies kaum hervorgehoben haben, wenn ich nicht in dem schon erwähnten spanischen Buche des Padre Mozo (Misiones de Philipinas p. 101) die beachtenswerthe Notiz gefunden hätte, dass alle die Negerracen der verschiedenen Inseln die gleiche Sprache sprächen, im Gegensatz zu den malaiischen Stämmen mit ihren zahlreichen Dialecten. So sehr interessant und wichtig es nun auch sein würde, etwaige Reste der ursprünglichen philippinischen Negersprache vor dem gänzlichen Untergange zu retten, so würde hiezu doch eine Opferfreudigkeit und Entsagung gehören, wie ich sie mir so wenig, wie irgend einem andern Menschen zutraue. Mehr als einige sparsame Worte dieser Sprache werden wir durch Reisende nie erwarten können; und die spanischen Pfaffen sind jetzt weniger als je geneigt, diesem verkommenen Menschenstamm einige Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Anmerkung 6. Die Ylungut oder Ylongotes, wie die Spanier schreiben, sind Stämme malaiischen Ursprungs, welche in der östlichen Cordillere zwischen Baler und Casiguran leben. Sie gehören mit zu den wildesten Stämmen des Landes, und sie stehen mit den Christen sowohl, wie mit den nahe wohnenden Negrito’s in beständiger Fehde.
Anmerkung 7. Eine Schätzung der Zahl der Negrito’s ist von Mallat versucht worden, der sie auf 25000 angibt (Mallat, les Philippines Bd. II p. 94). Dies wird jedenfalls sehr übertrieben sein. Zu Legaspi’s Zeiten (1570–1580) freilich muss die Zahl derselben noch eine sehr grosse gewesen sein. Sie
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