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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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"Es ist hier nicht der Ort, die Ansicht des ergebenst Ge-
fertigten über die Entstehung des Kindbettfiebers zu ent-
wickeln, es genügt zu bemerken, dass er die Ueberzeugung
hegt, dass, keinen einzigen Fall von Kindbettfieber ausgenom-
men, alle Fälle dieser Krankheit durch die Aufnahme eines
zersetzten thierisch-organischen Stoffes entstehen.

"Ein löbliches Professorencollegium kann sich die bemit-
leidenswerthe Lage des Professors der Geburtshilfe denken,
wenn er mit einer solchen Ueberzeugung nur die Wahl hat,
entweder die Fenster hermetisch zu schliessen, und so seine
Wöchnerinnen in einer in einem ungenügenden Locale durch
eine grosse Anzahl von Schülern und Schülerinnen verdorbe-
nen Luft verkommen zu lassen, oder durch Oeffnen der Fenster
der mit zersetzten organischen Stoffen geschwängerten Luft
der beiden Lichthöfe den Zutritt zu den Wöchnerinnen zu ge-
statten.

"So düster auch die Gegenwart der geburtshilflichen Kli-
nik ist, so droht ihr, falls sie in denselben Localitäten ver-
bleiben sollte, eine noch düsterere Zukunft.

"Auf dem jenseits des westlichen Lichthofes befindlichen
leeren Grunde soll ein zwei Stock hohes Gebäude gebaut wer-
den; dadurch wird nicht nur dem Lichte der Zutritt zu sechs
Fenstern der geburtshilflichen Klinik vollkommen abgesperrt,
sondern die Kindbettfieber bringenden Ausdünstungen des nur
eine Klafter breiten Lichthofes würden, da ihnen das Entwei-
chen über den leeren Grund unmöglich gemacht würde, in
höchst gefährlicher Condensation durch das zwei Stock hohe
Gebäude den Fenstern der geburtshilflichen Klinik zugeleitet
werden.

"Ob aber die Wöchnerinnen an der Klinik des Gefertig-
ten sich eines gesunden Zustandes erfreuen, oder ob sie vom
Kindbettfieber dahingerafft werden, ist nicht blos wichtig für
die in dieser Klinik Verpflegten: die Ergebnisse der Bemü-
hungen des Gefertigten in Bezug auf den Gesundheitszustand

»Es ist hier nicht der Ort, die Ansicht des ergebenst Ge-
fertigten über die Entstehung des Kindbettfiebers zu ent-
wickeln, es genügt zu bemerken, dass er die Ueberzeugung
hegt, dass, keinen einzigen Fall von Kindbettfieber ausgenom-
men, alle Fälle dieser Krankheit durch die Aufnahme eines
zersetzten thierisch-organischen Stoffes entstehen.

»Ein löbliches Professorencollegium kann sich die bemit-
leidenswerthe Lage des Professors der Geburtshilfe denken,
wenn er mit einer solchen Ueberzeugung nur die Wahl hat,
entweder die Fenster hermetisch zu schliessen, und so seine
Wöchnerinnen in einer in einem ungenügenden Locale durch
eine grosse Anzahl von Schülern und Schülerinnen verdorbe-
nen Luft verkommen zu lassen, oder durch Oeffnen der Fenster
der mit zersetzten organischen Stoffen geschwängerten Luft
der beiden Lichthöfe den Zutritt zu den Wöchnerinnen zu ge-
statten.

»So düster auch die Gegenwart der geburtshilflichen Kli-
nik ist, so droht ihr, falls sie in denselben Localitäten ver-
bleiben sollte, eine noch düsterere Zukunft.

»Auf dem jenseits des westlichen Lichthofes befindlichen
leeren Grunde soll ein zwei Stock hohes Gebäude gebaut wer-
den; dadurch wird nicht nur dem Lichte der Zutritt zu sechs
Fenstern der geburtshilflichen Klinik vollkommen abgesperrt,
sondern die Kindbettfieber bringenden Ausdünstungen des nur
eine Klafter breiten Lichthofes würden, da ihnen das Entwei-
chen über den leeren Grund unmöglich gemacht würde, in
höchst gefährlicher Condensation durch das zwei Stock hohe
Gebäude den Fenstern der geburtshilflichen Klinik zugeleitet
werden.

»Ob aber die Wöchnerinnen an der Klinik des Gefertig-
ten sich eines gesunden Zustandes erfreuen, oder ob sie vom
Kindbettfieber dahingerafft werden, ist nicht blos wichtig für
die in dieser Klinik Verpflegten: die Ergebnisse der Bemü-
hungen des Gefertigten in Bezug auf den Gesundheitszustand

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[87/0099] »Es ist hier nicht der Ort, die Ansicht des ergebenst Ge- fertigten über die Entstehung des Kindbettfiebers zu ent- wickeln, es genügt zu bemerken, dass er die Ueberzeugung hegt, dass, keinen einzigen Fall von Kindbettfieber ausgenom- men, alle Fälle dieser Krankheit durch die Aufnahme eines zersetzten thierisch-organischen Stoffes entstehen. »Ein löbliches Professorencollegium kann sich die bemit- leidenswerthe Lage des Professors der Geburtshilfe denken, wenn er mit einer solchen Ueberzeugung nur die Wahl hat, entweder die Fenster hermetisch zu schliessen, und so seine Wöchnerinnen in einer in einem ungenügenden Locale durch eine grosse Anzahl von Schülern und Schülerinnen verdorbe- nen Luft verkommen zu lassen, oder durch Oeffnen der Fenster der mit zersetzten organischen Stoffen geschwängerten Luft der beiden Lichthöfe den Zutritt zu den Wöchnerinnen zu ge- statten. »So düster auch die Gegenwart der geburtshilflichen Kli- nik ist, so droht ihr, falls sie in denselben Localitäten ver- bleiben sollte, eine noch düsterere Zukunft. »Auf dem jenseits des westlichen Lichthofes befindlichen leeren Grunde soll ein zwei Stock hohes Gebäude gebaut wer- den; dadurch wird nicht nur dem Lichte der Zutritt zu sechs Fenstern der geburtshilflichen Klinik vollkommen abgesperrt, sondern die Kindbettfieber bringenden Ausdünstungen des nur eine Klafter breiten Lichthofes würden, da ihnen das Entwei- chen über den leeren Grund unmöglich gemacht würde, in höchst gefährlicher Condensation durch das zwei Stock hohe Gebäude den Fenstern der geburtshilflichen Klinik zugeleitet werden. »Ob aber die Wöchnerinnen an der Klinik des Gefertig- ten sich eines gesunden Zustandes erfreuen, oder ob sie vom Kindbettfieber dahingerafft werden, ist nicht blos wichtig für die in dieser Klinik Verpflegten: die Ergebnisse der Bemü- hungen des Gefertigten in Bezug auf den Gesundheitszustand

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/99>, abgerufen am 23.11.2024.