Nach Carl Braun ist das Kindbettfieber eine zymotische Krank- heit acuten Charakters, welche bei starker Prädisposition ei- nes Individuums auch durch allgemeine Schädlichkeiten, wie durch Gemüthserschütterungen, Erkältung u. s. w. hervorge- rufen, in der Regel aber durch eigenthümliche Einflüsse, durch Miasmen, Contagien, zersetzte thierische Stoffe erzeugt wer- den kann, wobei das fremdartige Eigenthümliche als Ferment wirkt und durch Contact die Blutmasse in Gährung versetzt.
Der Leser wird mit Staunen sehen, dass Carl Braun, der- selbe Carl Braun, welcher die, jedes directen Beweises ent- behrende, auf Vermuthungen basirte Hypothese der cadaverö- sen Infection so glänzend bekämpft, welcher zur Befriedigung jedes wahren Menschenfreundes den epidemischen Einflüssen ihre uneingeschränkte Wirksamkeit so siegreich zurückerobert hat; dass derselbe Carl Braun wohl den zersetzten thierischen Stoffen, aber nicht den epidemischen Einflüssen in dem Be- griffe des Puerperalfiebers einen Platz anweiset. Oh Logik!! Oh Logik!! Wir ertheilen daher unserem Wiener Collegen, indem wir von ihm Abschied nehmen, den dringenden Rath, es ja nicht zu verabsäumen, früher wenigstens einige Seme- ster über Logik mitzumachen, falls er wieder in sich den edlen Beruf fühlen sollte, für den epidemischen Tod der Wöchnerin- nen zu kämpfen.
Ende.
Nach Carl Braun ist das Kindbettfieber eine zymotische Krank- heit acuten Charakters, welche bei starker Prädisposition ei- nes Individuums auch durch allgemeine Schädlichkeiten, wie durch Gemüthserschütterungen, Erkältung u. s. w. hervorge- rufen, in der Regel aber durch eigenthümliche Einflüsse, durch Miasmen, Contagien, zersetzte thierische Stoffe erzeugt wer- den kann, wobei das fremdartige Eigenthümliche als Ferment wirkt und durch Contact die Blutmasse in Gährung versetzt.
Der Leser wird mit Staunen sehen, dass Carl Braun, der- selbe Carl Braun, welcher die, jedes directen Beweises ent- behrende, auf Vermuthungen basirte Hypothese der cadaverö- sen Infection so glänzend bekämpft, welcher zur Befriedigung jedes wahren Menschenfreundes den epidemischen Einflüssen ihre uneingeschränkte Wirksamkeit so siegreich zurückerobert hat; dass derselbe Carl Braun wohl den zersetzten thierischen Stoffen, aber nicht den epidemischen Einflüssen in dem Be- griffe des Puerperalfiebers einen Platz anweiset. Oh Logik!! Oh Logik!! Wir ertheilen daher unserem Wiener Collegen, indem wir von ihm Abschied nehmen, den dringenden Rath, es ja nicht zu verabsäumen, früher wenigstens einige Seme- ster über Logik mitzumachen, falls er wieder in sich den edlen Beruf fühlen sollte, für den epidemischen Tod der Wöchnerin- nen zu kämpfen.
Ende.
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Nach Carl Braun ist das Kindbettfieber eine zymotische Krank-
heit acuten Charakters, welche bei starker Prädisposition ei-
nes Individuums auch durch allgemeine Schädlichkeiten, wie
durch Gemüthserschütterungen, Erkältung u. s. w. hervorge-
rufen, in der Regel aber durch eigenthümliche Einflüsse, durch
Miasmen, Contagien, zersetzte thierische Stoffe erzeugt wer-
den kann, wobei das fremdartige Eigenthümliche als Ferment
wirkt und durch Contact die Blutmasse in Gährung versetzt.
Der Leser wird mit Staunen sehen, dass Carl Braun, der-
selbe Carl Braun, welcher die, jedes directen Beweises ent-
behrende, auf Vermuthungen basirte Hypothese der cadaverö-
sen Infection so glänzend bekämpft, welcher zur Befriedigung
jedes wahren Menschenfreundes den epidemischen Einflüssen
ihre uneingeschränkte Wirksamkeit so siegreich zurückerobert
hat; dass derselbe Carl Braun wohl den zersetzten thierischen
Stoffen, aber nicht den epidemischen Einflüssen in dem Be-
griffe des Puerperalfiebers einen Platz anweiset. Oh Logik!!
Oh Logik!! Wir ertheilen daher unserem Wiener Collegen,
indem wir von ihm Abschied nehmen, den dringenden Rath,
es ja nicht zu verabsäumen, früher wenigstens einige Seme-
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Beruf fühlen sollte, für den epidemischen Tod der Wöchnerin-
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/548>, abgerufen am 22.11.2024.
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