einer grösseren Anzahl von Menschen im Gebärzimmer, die zu oft wiederholte Exploration verzögerter Geburten, Mangel eines Locales, um einer Ueberfüllung vorbeugen zu können, Mangel eines Uebereinkommens zur Zeit der Epidemien und der Ueberfüllung, Gebärende und Wöchnerinnen in Privat- wohnungen auf öffentliche Kosten verpflegen zu können, die unterlassene oder nicht gestattete Entfernung der Puerperal- kranken aus den Gebärhäusern, während gleichzeitiger häu- figer Erkrankungen. Alle diese Uebelstände, welche verein- zelt in den verschiedenen Gebärhäusern vorkommen, erklären die theils günstigeren oder schlechteren Resultate mancher Gebärhäuser, veranlassen die grössere Gefahr der Erkrankung in denselben, als in Privatwohnungen, und stellen uns die That- sachen vor Augen, dass die Localverhältnisse in manchen Ge- bärhäusern, die aber oft nur mit grossen Kosten abzuändern sind, einen mächtigen Einfluss auf das Entstehen, die Gefähr- lichkeit und Ausbreitung der Puerperalprocesse ausüben."
Diese von Carl Braun aufgezählten unzweckmässigen Verhältnisse der Gebärhäuser sind entweder keine Ursachen des Kindbettfiebers, oder wenn selbe Ursachen des Kindbett- fiebers sind, so sind es selbe nur dadurch, dass durch diese un- zweckmässigen Verhältnisse der Gebärhäuser den Individuen von aussen ein zersetzter Stoff eingebracht wird.
Diese unzweckmässigen Verhältnisse erzeugen daher das Kindbettfieber durch Infection von aussen.
In eine weitere Beurtheilung des Carl Braun'schen Auf- satzes "Zur Lehre und Behandlung der Puerperalprocesse und ihrer Beziehungen zu einigen zymotischen Krankheiten" wol- len wir uns nicht einlassen; der Leser wird aus dem, was wir bisher gesagt, die Ueberzeugung geschöpft haben, dass Carl Braun immer Irrthum lehrt, wenn er etwas lehrt, was mit meiner Lehre nicht übereinstimmt, und dass Carl Braun nur dann Wahrheit lehrt, wenn er meine Lehre wiedergibt. Nur die Definition des Kindbettfiebers wollen wir geben, weil sie ein abermaliger Beweis ist, wohin indigeste Compilation führt.
einer grösseren Anzahl von Menschen im Gebärzimmer, die zu oft wiederholte Exploration verzögerter Geburten, Mangel eines Locales, um einer Ueberfüllung vorbeugen zu können, Mangel eines Uebereinkommens zur Zeit der Epidemien und der Ueberfüllung, Gebärende und Wöchnerinnen in Privat- wohnungen auf öffentliche Kosten verpflegen zu können, die unterlassene oder nicht gestattete Entfernung der Puerperal- kranken aus den Gebärhäusern, während gleichzeitiger häu- figer Erkrankungen. Alle diese Uebelstände, welche verein- zelt in den verschiedenen Gebärhäusern vorkommen, erklären die theils günstigeren oder schlechteren Resultate mancher Gebärhäuser, veranlassen die grössere Gefahr der Erkrankung in denselben, als in Privatwohnungen, und stellen uns die That- sachen vor Augen, dass die Localverhältnisse in manchen Ge- bärhäusern, die aber oft nur mit grossen Kosten abzuändern sind, einen mächtigen Einfluss auf das Entstehen, die Gefähr- lichkeit und Ausbreitung der Puerperalprocesse ausüben.“
Diese von Carl Braun aufgezählten unzweckmässigen Verhältnisse der Gebärhäuser sind entweder keine Ursachen des Kindbettfiebers, oder wenn selbe Ursachen des Kindbett- fiebers sind, so sind es selbe nur dadurch, dass durch diese un- zweckmässigen Verhältnisse der Gebärhäuser den Individuen von aussen ein zersetzter Stoff eingebracht wird.
Diese unzweckmässigen Verhältnisse erzeugen daher das Kindbettfieber durch Infection von aussen.
In eine weitere Beurtheilung des Carl Braun’schen Auf- satzes „Zur Lehre und Behandlung der Puerperalprocesse und ihrer Beziehungen zu einigen zymotischen Krankheiten“ wol- len wir uns nicht einlassen; der Leser wird aus dem, was wir bisher gesagt, die Ueberzeugung geschöpft haben, dass Carl Braun immer Irrthum lehrt, wenn er etwas lehrt, was mit meiner Lehre nicht übereinstimmt, und dass Carl Braun nur dann Wahrheit lehrt, wenn er meine Lehre wiedergibt. Nur die Definition des Kindbettfiebers wollen wir geben, weil sie ein abermaliger Beweis ist, wohin indigeste Compilation führt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0547"n="535"/>
einer grösseren Anzahl von Menschen im Gebärzimmer, die<lb/>
zu oft wiederholte Exploration verzögerter Geburten, Mangel<lb/>
eines Locales, um einer Ueberfüllung vorbeugen zu können,<lb/>
Mangel eines Uebereinkommens zur Zeit der Epidemien und<lb/>
der Ueberfüllung, Gebärende und Wöchnerinnen in Privat-<lb/>
wohnungen auf öffentliche Kosten verpflegen zu können, die<lb/>
unterlassene oder nicht gestattete Entfernung der Puerperal-<lb/>
kranken aus den Gebärhäusern, während gleichzeitiger häu-<lb/>
figer Erkrankungen. Alle diese Uebelstände, welche verein-<lb/>
zelt in den verschiedenen Gebärhäusern vorkommen, erklären<lb/>
die theils günstigeren oder schlechteren Resultate mancher<lb/>
Gebärhäuser, veranlassen die grössere Gefahr der Erkrankung<lb/>
in denselben, als in Privatwohnungen, und stellen uns die That-<lb/>
sachen vor Augen, dass die Localverhältnisse in manchen Ge-<lb/>
bärhäusern, die aber oft nur mit grossen Kosten abzuändern<lb/>
sind, einen mächtigen Einfluss auf das Entstehen, die Gefähr-<lb/>
lichkeit und Ausbreitung der Puerperalprocesse ausüben.“</p><lb/><p>Diese von Carl Braun aufgezählten unzweckmässigen<lb/>
Verhältnisse der Gebärhäuser sind entweder keine Ursachen<lb/>
des Kindbettfiebers, oder wenn selbe Ursachen des Kindbett-<lb/>
fiebers sind, so sind es selbe nur dadurch, dass durch diese un-<lb/>
zweckmässigen Verhältnisse der Gebärhäuser den Individuen<lb/>
von aussen ein zersetzter Stoff eingebracht wird.</p><lb/><p>Diese unzweckmässigen Verhältnisse erzeugen daher das<lb/>
Kindbettfieber durch Infection von aussen.</p><lb/><p>In eine weitere Beurtheilung des Carl Braun’schen Auf-<lb/>
satzes „Zur Lehre und Behandlung der Puerperalprocesse und<lb/>
ihrer Beziehungen zu einigen zymotischen Krankheiten“ wol-<lb/>
len wir uns nicht einlassen; der Leser wird aus dem, was wir<lb/>
bisher gesagt, die Ueberzeugung geschöpft haben, dass Carl<lb/>
Braun immer Irrthum lehrt, wenn er etwas lehrt, was mit<lb/>
meiner Lehre nicht übereinstimmt, und dass Carl Braun nur<lb/>
dann Wahrheit lehrt, wenn er meine Lehre wiedergibt. Nur<lb/>
die Definition des Kindbettfiebers wollen wir geben, weil sie<lb/>
ein abermaliger Beweis ist, wohin indigeste Compilation führt.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[535/0547]
einer grösseren Anzahl von Menschen im Gebärzimmer, die
zu oft wiederholte Exploration verzögerter Geburten, Mangel
eines Locales, um einer Ueberfüllung vorbeugen zu können,
Mangel eines Uebereinkommens zur Zeit der Epidemien und
der Ueberfüllung, Gebärende und Wöchnerinnen in Privat-
wohnungen auf öffentliche Kosten verpflegen zu können, die
unterlassene oder nicht gestattete Entfernung der Puerperal-
kranken aus den Gebärhäusern, während gleichzeitiger häu-
figer Erkrankungen. Alle diese Uebelstände, welche verein-
zelt in den verschiedenen Gebärhäusern vorkommen, erklären
die theils günstigeren oder schlechteren Resultate mancher
Gebärhäuser, veranlassen die grössere Gefahr der Erkrankung
in denselben, als in Privatwohnungen, und stellen uns die That-
sachen vor Augen, dass die Localverhältnisse in manchen Ge-
bärhäusern, die aber oft nur mit grossen Kosten abzuändern
sind, einen mächtigen Einfluss auf das Entstehen, die Gefähr-
lichkeit und Ausbreitung der Puerperalprocesse ausüben.“
Diese von Carl Braun aufgezählten unzweckmässigen
Verhältnisse der Gebärhäuser sind entweder keine Ursachen
des Kindbettfiebers, oder wenn selbe Ursachen des Kindbett-
fiebers sind, so sind es selbe nur dadurch, dass durch diese un-
zweckmässigen Verhältnisse der Gebärhäuser den Individuen
von aussen ein zersetzter Stoff eingebracht wird.
Diese unzweckmässigen Verhältnisse erzeugen daher das
Kindbettfieber durch Infection von aussen.
In eine weitere Beurtheilung des Carl Braun’schen Auf-
satzes „Zur Lehre und Behandlung der Puerperalprocesse und
ihrer Beziehungen zu einigen zymotischen Krankheiten“ wol-
len wir uns nicht einlassen; der Leser wird aus dem, was wir
bisher gesagt, die Ueberzeugung geschöpft haben, dass Carl
Braun immer Irrthum lehrt, wenn er etwas lehrt, was mit
meiner Lehre nicht übereinstimmt, und dass Carl Braun nur
dann Wahrheit lehrt, wenn er meine Lehre wiedergibt. Nur
die Definition des Kindbettfiebers wollen wir geben, weil sie
ein abermaliger Beweis ist, wohin indigeste Compilation führt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/547>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.