erkranken und am rasch verlaufenden Puerperalfieber sterben. Meine Prognose ging in Erfüllung; ich wusste zwar nicht, warum das geschieht, aber ich sah es oft geschehen; die Sache war um so unerklärlicher, weil sie sich, wie schon gesagt, unter ähnlichen Verhältnissen auf der zweiten Abtheilung nicht wiederholte.
Wir sprechen hier, nochmals sei es gesagt, von der Er- öffnungsperiode und nicht von der zögernd verlaufenden Aus- treibungsperiode, es kann daher das traumatische Moment nicht in Betracht kommen. Aber nicht allein diese Mütter, sondern auch deren Neugeborne sind sämmtlich am Puerperal- fieber, und zwar ohne Unterschied ob Knabe oder Mädchen, gestorben. Ich bin nicht der Einzige, welcher vom Puerperal- fieber bei Neugebornen spricht. Der anatomische Befund in den Leichen solcher Neugebornen war mit Ausschluss der Genitalsphäre identisch mit dem Befunde in den Leichen von an Puerperalfieber verstorbenen Wöchnerinnen. Die Producte in den Leichen der Wöchnerinnen als Producte des Puer- peralfiebers anzuerkennen, und die identischen Producte in den Leichen der Neugebornen nicht für das Product derselben Krankheit gelten zu lassen, hiesse die pathologische Anatomie umstossen.
Wenn es eine und dieselbe Krankheit ist, an welcher die Wöchnerinnen und deren Neugeborne starben, so muss für die Neugebornen dieselbe Aetiologie gelten, welche man für deren Mütter als giltig anerkennt. Da nun dieselbe Mortali- tätsverschiedenheit, welche wir unter den Wöchnerinnen der beiden Kliniken beobachteten, bei den Neugebornen sich wie- derholte, nämlich es starben an der ersten geburtshilflichen Abtheilung auch die Neugebornen in viel grösserer Anzahl als an der zweiten Abtheilung: so zeigt sich die bisher giltige Aetiologie des Kindbettfiebers in der Erklärung der Mortali- tätsdifferenz der Neugebornen am Kindbettfieber eben so man- gelhaft, als sie sich zur Erklärung der Mortalitätsdifferenz bei den Wöchnerinnen mangelhaft gezeigt hat. Die beifol-
erkranken und am rasch verlaufenden Puerperalfieber sterben. Meine Prognose ging in Erfüllung; ich wusste zwar nicht, warum das geschieht, aber ich sah es oft geschehen; die Sache war um so unerklärlicher, weil sie sich, wie schon gesagt, unter ähnlichen Verhältnissen auf der zweiten Abtheilung nicht wiederholte.
Wir sprechen hier, nochmals sei es gesagt, von der Er- öffnungsperiode und nicht von der zögernd verlaufenden Aus- treibungsperiode, es kann daher das traumatische Moment nicht in Betracht kommen. Aber nicht allein diese Mütter, sondern auch deren Neugeborne sind sämmtlich am Puerperal- fieber, und zwar ohne Unterschied ob Knabe oder Mädchen, gestorben. Ich bin nicht der Einzige, welcher vom Puerperal- fieber bei Neugebornen spricht. Der anatomische Befund in den Leichen solcher Neugebornen war mit Ausschluss der Genitalsphäre identisch mit dem Befunde in den Leichen von an Puerperalfieber verstorbenen Wöchnerinnen. Die Producte in den Leichen der Wöchnerinnen als Producte des Puer- peralfiebers anzuerkennen, und die identischen Producte in den Leichen der Neugebornen nicht für das Product derselben Krankheit gelten zu lassen, hiesse die pathologische Anatomie umstossen.
Wenn es eine und dieselbe Krankheit ist, an welcher die Wöchnerinnen und deren Neugeborne starben, so muss für die Neugebornen dieselbe Aetiologie gelten, welche man für deren Mütter als giltig anerkennt. Da nun dieselbe Mortali- tätsverschiedenheit, welche wir unter den Wöchnerinnen der beiden Kliniken beobachteten, bei den Neugebornen sich wie- derholte, nämlich es starben an der ersten geburtshilflichen Abtheilung auch die Neugebornen in viel grösserer Anzahl als an der zweiten Abtheilung: so zeigt sich die bisher giltige Aetiologie des Kindbettfiebers in der Erklärung der Mortali- tätsdifferenz der Neugebornen am Kindbettfieber eben so man- gelhaft, als sie sich zur Erklärung der Mortalitätsdifferenz bei den Wöchnerinnen mangelhaft gezeigt hat. Die beifol-
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erkranken und am rasch verlaufenden Puerperalfieber sterben.
Meine Prognose ging in Erfüllung; ich wusste zwar nicht,
warum das geschieht, aber ich sah es oft geschehen; die Sache
war um so unerklärlicher, weil sie sich, wie schon gesagt,
unter ähnlichen Verhältnissen auf der zweiten Abtheilung
nicht wiederholte.
Wir sprechen hier, nochmals sei es gesagt, von der Er-
öffnungsperiode und nicht von der zögernd verlaufenden Aus-
treibungsperiode, es kann daher das traumatische Moment
nicht in Betracht kommen. Aber nicht allein diese Mütter,
sondern auch deren Neugeborne sind sämmtlich am Puerperal-
fieber, und zwar ohne Unterschied ob Knabe oder Mädchen,
gestorben. Ich bin nicht der Einzige, welcher vom Puerperal-
fieber bei Neugebornen spricht. Der anatomische Befund in
den Leichen solcher Neugebornen war mit Ausschluss der
Genitalsphäre identisch mit dem Befunde in den Leichen von
an Puerperalfieber verstorbenen Wöchnerinnen. Die Producte
in den Leichen der Wöchnerinnen als Producte des Puer-
peralfiebers anzuerkennen, und die identischen Producte in
den Leichen der Neugebornen nicht für das Product derselben
Krankheit gelten zu lassen, hiesse die pathologische Anatomie
umstossen.
Wenn es eine und dieselbe Krankheit ist, an welcher die
Wöchnerinnen und deren Neugeborne starben, so muss für
die Neugebornen dieselbe Aetiologie gelten, welche man für
deren Mütter als giltig anerkennt. Da nun dieselbe Mortali-
tätsverschiedenheit, welche wir unter den Wöchnerinnen der
beiden Kliniken beobachteten, bei den Neugebornen sich wie-
derholte, nämlich es starben an der ersten geburtshilflichen
Abtheilung auch die Neugebornen in viel grösserer Anzahl
als an der zweiten Abtheilung: so zeigt sich die bisher giltige
Aetiologie des Kindbettfiebers in der Erklärung der Mortali-
tätsdifferenz der Neugebornen am Kindbettfieber eben so man-
gelhaft, als sie sich zur Erklärung der Mortalitätsdifferenz
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/52>, abgerufen am 23.11.2024.
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