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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Chlorwaschungen, die sonst ungewöhnliche Häufigkeit der
Puerperalfieber, die sogenannten Epidemien aufgehört haben.

Zu Ende erklärt Dr. Helm jeden einzelnen Arzt, sowie
jede ärztliche Corporation dem Dr. Semmelweis für seine Ent-
deckung zu grossem Danke verpflichtet.

Dr. Arneth, Assistent der II. Klinik, findet den Unter-
schied in der Sterblichkeit der beiden Abtheilungen begründet
in dem Leichengift, welches an der I. Klinik mehr als an der
II. Klinik vorhanden sei.

Als directen Beweis für die Richtigkeit meiner Ansicht,
den Einige von mir verlangen, der aber nicht gegeben werden
kann und darf, glaubt Dr. Arneth den Fall von Carcinoma
uteri aufführen zu müssen (siehe Seite 58, Zeile 3 von unten).

Zum Schlusse erklärt sich Dr. Arneth gleichfalls dahin,
dass man dem Dr. Semmelweis allein Dank schulden könne,
da er nicht nur eine neue Idee zu Tage, sondern eben so die-
selbe, was die Hauptsache ist, zur folgenreichen Anwendung
und Geltung gebracht habe.

Präses Professor Rokitansky fasst nun die Hauptmomente
der Discussion zusammen, und weist auf den unbestreitbaren
Nutzen der Chlorkalkwaschungen hin, der selbst von dem Geg-
ner der Semmelweis'schen Ansichten zugegeben wird.


Dr. Arneth hielt in der Academie der Medicin zu Paris
einen Vortrag über meine Ansichten von der Entstehung und
Verhütung des Kindbettfiebers; in Folge dieses Vortrages
wurde eine Prüfungscommission ernannt, welche es aber, wie
mir Dr. Arneth mündlich mittheilte, unterlassen hat, ihn von
dem Resultate der Prüfung zu verständigen, und als Dr. Ar-
neth sich brieflich an den Präsidenten der Prüfungscommission
wendete, wurde sein Schreiben unbeantwortet gelassen.

Der Name des Präsidenten der Prüfungscommission ist
mir entfallen, weder mir noch Dr. Arneth ist ein Urtheil die-
ser Commission zu Gesichte gekommen. Scanzoni sagt in sei-
nem Lehrbuche: "und auch in Paris fand die von Arneth in der

Chlorwaschungen, die sonst ungewöhnliche Häufigkeit der
Puerperalfieber, die sogenannten Epidemien aufgehört haben.

Zu Ende erklärt Dr. Helm jeden einzelnen Arzt, sowie
jede ärztliche Corporation dem Dr. Semmelweis für seine Ent-
deckung zu grossem Danke verpflichtet.

Dr. Arneth, Assistent der II. Klinik, findet den Unter-
schied in der Sterblichkeit der beiden Abtheilungen begründet
in dem Leichengift, welches an der I. Klinik mehr als an der
II. Klinik vorhanden sei.

Als directen Beweis für die Richtigkeit meiner Ansicht,
den Einige von mir verlangen, der aber nicht gegeben werden
kann und darf, glaubt Dr. Arneth den Fall von Carcinoma
uteri aufführen zu müssen (siehe Seite 58, Zeile 3 von unten).

Zum Schlusse erklärt sich Dr. Arneth gleichfalls dahin,
dass man dem Dr. Semmelweis allein Dank schulden könne,
da er nicht nur eine neue Idee zu Tage, sondern eben so die-
selbe, was die Hauptsache ist, zur folgenreichen Anwendung
und Geltung gebracht habe.

Präses Professor Rokitansky fasst nun die Hauptmomente
der Discussion zusammen, und weist auf den unbestreitbaren
Nutzen der Chlorkalkwaschungen hin, der selbst von dem Geg-
ner der Semmelweis’schen Ansichten zugegeben wird.


Dr. Arneth hielt in der Academie der Medicin zu Paris
einen Vortrag über meine Ansichten von der Entstehung und
Verhütung des Kindbettfiebers; in Folge dieses Vortrages
wurde eine Prüfungscommission ernannt, welche es aber, wie
mir Dr. Arneth mündlich mittheilte, unterlassen hat, ihn von
dem Resultate der Prüfung zu verständigen, und als Dr. Ar-
neth sich brieflich an den Präsidenten der Prüfungscommission
wendete, wurde sein Schreiben unbeantwortet gelassen.

Der Name des Präsidenten der Prüfungscommission ist
mir entfallen, weder mir noch Dr. Arneth ist ein Urtheil die-
ser Commission zu Gesichte gekommen. Scanzoni sagt in sei-
nem Lehrbuche: »und auch in Paris fand die von Arneth in der

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[455/0467] Chlorwaschungen, die sonst ungewöhnliche Häufigkeit der Puerperalfieber, die sogenannten Epidemien aufgehört haben. Zu Ende erklärt Dr. Helm jeden einzelnen Arzt, sowie jede ärztliche Corporation dem Dr. Semmelweis für seine Ent- deckung zu grossem Danke verpflichtet. Dr. Arneth, Assistent der II. Klinik, findet den Unter- schied in der Sterblichkeit der beiden Abtheilungen begründet in dem Leichengift, welches an der I. Klinik mehr als an der II. Klinik vorhanden sei. Als directen Beweis für die Richtigkeit meiner Ansicht, den Einige von mir verlangen, der aber nicht gegeben werden kann und darf, glaubt Dr. Arneth den Fall von Carcinoma uteri aufführen zu müssen (siehe Seite 58, Zeile 3 von unten). Zum Schlusse erklärt sich Dr. Arneth gleichfalls dahin, dass man dem Dr. Semmelweis allein Dank schulden könne, da er nicht nur eine neue Idee zu Tage, sondern eben so die- selbe, was die Hauptsache ist, zur folgenreichen Anwendung und Geltung gebracht habe. Präses Professor Rokitansky fasst nun die Hauptmomente der Discussion zusammen, und weist auf den unbestreitbaren Nutzen der Chlorkalkwaschungen hin, der selbst von dem Geg- ner der Semmelweis’schen Ansichten zugegeben wird. Dr. Arneth hielt in der Academie der Medicin zu Paris einen Vortrag über meine Ansichten von der Entstehung und Verhütung des Kindbettfiebers; in Folge dieses Vortrages wurde eine Prüfungscommission ernannt, welche es aber, wie mir Dr. Arneth mündlich mittheilte, unterlassen hat, ihn von dem Resultate der Prüfung zu verständigen, und als Dr. Ar- neth sich brieflich an den Präsidenten der Prüfungscommission wendete, wurde sein Schreiben unbeantwortet gelassen. Der Name des Präsidenten der Prüfungscommission ist mir entfallen, weder mir noch Dr. Arneth ist ein Urtheil die- ser Commission zu Gesichte gekommen. Scanzoni sagt in sei- nem Lehrbuche: »und auch in Paris fand die von Arneth in der

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/467>, abgerufen am 12.05.2024.