während einer Epidemie den hartnäckigen Epidemikern ge- genüber ihren Werth verlieren, weil Selbe sagen werden, nicht die Injectionen, sondern die epidemischen Einflüsse ha- ben die Thiere und die Wöchnerinnen getödtet.
Seyfert macht es gerade umgekehrt. Er sagt: "Im Mo- nate October 1849 erkrankte und starb von 186 Entbundenen gar keine, uns schien dies der günstigste Augenblick zu sein, den Werth der Chlorwaschungen an's volle Licht zu stellen."
Seyfert hat sich durch diesen Ausspruch entweder ein so vollgiltiges Testimonium Paupertatis mentis, oder ein so voll- giltiges Zeugniss seines bösen Willens selbst ausgestellt, dass wir ihn füglich mit Stillschweigen zu übergehen berechtiget wären. Aber Seyfert ist gegenwärtig Professor der Geburts- hilfe an der Klinik für Aerzte zu Prag, es überläuft mich eis- kalt bei der Erinnerung an die grossartigen Erfahrungen über die Menge der an dieser Klinik von Scanzoni beobachteten Puerperalfieberfälle; Seyfert ist der Mann, dieselben Erfah- rungen zu machen.
Im Angesicht einer solchen entsetzlichen Möglichkeit wollen wir uns keine Pflichtvergessenheit zu Schulden kom- men lassen, wir fühlen die Verantwortlichkeit, welche uns treffen würde, falls wir die Aufgabe, die uns das Schicksal gestellt, nicht zu erfüllen trachten würden.
Gegen den bösen Willen Seyfert's können wir wohl nicht ankämpfen, wir können uns nur bemühen, ihn zu belehren.
Seyfert theilt die Rapporte von 15 Monaten mit, in wel- chem Zeitraume 3056 Geburten und 105 Todesfälle sich er- eigneten, und fragt dann, ob diese 105 Todesfälle ausser dem Bereiche der Leicheninfection liegen, und wenn dem so sei, so müsse für diese 105 Fälle noch eine andere Potenz erfun- den werden.
Der Leser weiss, dass für alle Fälle von Puerperalfieber die Potenz erfunden ist, nämlich: die Potenz für alle Puerpe- ralfieberfälle ist ein zersetzter Stoff. Dieser zersetzte Stoff entsteht, der leichteren Berechnung wegen angenommen, ein-
während einer Epidemie den hartnäckigen Epidemikern ge- genüber ihren Werth verlieren, weil Selbe sagen werden, nicht die Injectionen, sondern die epidemischen Einflüsse ha- ben die Thiere und die Wöchnerinnen getödtet.
Seyfert macht es gerade umgekehrt. Er sagt: »Im Mo- nate October 1849 erkrankte und starb von 186 Entbundenen gar keine, uns schien dies der günstigste Augenblick zu sein, den Werth der Chlorwaschungen an’s volle Licht zu stellen.«
Seyfert hat sich durch diesen Ausspruch entweder ein so vollgiltiges Testimonium Paupertatis mentis, oder ein so voll- giltiges Zeugniss seines bösen Willens selbst ausgestellt, dass wir ihn füglich mit Stillschweigen zu übergehen berechtiget wären. Aber Seyfert ist gegenwärtig Professor der Geburts- hilfe an der Klinik für Aerzte zu Prag, es überläuft mich eis- kalt bei der Erinnerung an die grossartigen Erfahrungen über die Menge der an dieser Klinik von Scanzoni beobachteten Puerperalfieberfälle; Seyfert ist der Mann, dieselben Erfah- rungen zu machen.
Im Angesicht einer solchen entsetzlichen Möglichkeit wollen wir uns keine Pflichtvergessenheit zu Schulden kom- men lassen, wir fühlen die Verantwortlichkeit, welche uns treffen würde, falls wir die Aufgabe, die uns das Schicksal gestellt, nicht zu erfüllen trachten würden.
Gegen den bösen Willen Seyfert’s können wir wohl nicht ankämpfen, wir können uns nur bemühen, ihn zu belehren.
Seyfert theilt die Rapporte von 15 Monaten mit, in wel- chem Zeitraume 3056 Geburten und 105 Todesfälle sich er- eigneten, und fragt dann, ob diese 105 Todesfälle ausser dem Bereiche der Leicheninfection liegen, und wenn dem so sei, so müsse für diese 105 Fälle noch eine andere Potenz erfun- den werden.
Der Leser weiss, dass für alle Fälle von Puerperalfieber die Potenz erfunden ist, nämlich: die Potenz für alle Puerpe- ralfieberfälle ist ein zersetzter Stoff. Dieser zersetzte Stoff entsteht, der leichteren Berechnung wegen angenommen, ein-
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während einer Epidemie den hartnäckigen Epidemikern ge-
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ben die Thiere und die Wöchnerinnen getödtet.
Seyfert macht es gerade umgekehrt. Er sagt: »Im Mo-
nate October 1849 erkrankte und starb von 186 Entbundenen
gar keine, uns schien dies der günstigste Augenblick zu sein,
den Werth der Chlorwaschungen an’s volle Licht zu stellen.«
Seyfert hat sich durch diesen Ausspruch entweder ein so
vollgiltiges Testimonium Paupertatis mentis, oder ein so voll-
giltiges Zeugniss seines bösen Willens selbst ausgestellt, dass
wir ihn füglich mit Stillschweigen zu übergehen berechtiget
wären. Aber Seyfert ist gegenwärtig Professor der Geburts-
hilfe an der Klinik für Aerzte zu Prag, es überläuft mich eis-
kalt bei der Erinnerung an die grossartigen Erfahrungen über
die Menge der an dieser Klinik von Scanzoni beobachteten
Puerperalfieberfälle; Seyfert ist der Mann, dieselben Erfah-
rungen zu machen.
Im Angesicht einer solchen entsetzlichen Möglichkeit
wollen wir uns keine Pflichtvergessenheit zu Schulden kom-
men lassen, wir fühlen die Verantwortlichkeit, welche uns
treffen würde, falls wir die Aufgabe, die uns das Schicksal
gestellt, nicht zu erfüllen trachten würden.
Gegen den bösen Willen Seyfert’s können wir wohl nicht
ankämpfen, wir können uns nur bemühen, ihn zu belehren.
Seyfert theilt die Rapporte von 15 Monaten mit, in wel-
chem Zeitraume 3056 Geburten und 105 Todesfälle sich er-
eigneten, und fragt dann, ob diese 105 Todesfälle ausser dem
Bereiche der Leicheninfection liegen, und wenn dem so sei,
so müsse für diese 105 Fälle noch eine andere Potenz erfun-
den werden.
Der Leser weiss, dass für alle Fälle von Puerperalfieber
die Potenz erfunden ist, nämlich: die Potenz für alle Puerpe-
ralfieberfälle ist ein zersetzter Stoff. Dieser zersetzte Stoff
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/436>, abgerufen am 23.11.2024.
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