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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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nommen, als dass sich Lumpe und Zipfl ihm angeschlossen,
so hat er wieder einmal die Wahrheit verläugnet, weil sie
geeignet war, ihm Unrecht zu geben, und Scanzoni gefährdet
durch solche Verläugnung der Wahrheit das Leben zahlreicher
an diesem Streite nicht Betheiligter. Denn wie viele Aerzte
mag es geben, welche nur bei Scanzoni Belehrung über das
Kindbettfieber suchen; wahrlich, der Menschenfreund muss
zittern für das Leben derjenigen, welches den Händen so
Getäuschter anvertraut wird. Eine solche Opposition wird
gewiss in der Geschichte des Puerperalfiebers verzeichnet
werden. Wir werden auf Seyfert, Lumpe, Zipfl und die Aka-
demie in Paris später zurückkommen. Ueber die Verhandlung
in der Gesellschaft der Aerzte wolle der Leser den 2. Band
des 6. Jahrganges, und beide Bände des 7. Jahrganges der
Zeitschrift dieser Gesellschaft nachlesen.

Wir bleiben trotz Scanzoni bei unserer Ueberzeugung,
dass alle Fälle von Puerperalfieber, keinen einzigen Fall aus-
genommen, welche entstanden sind seit das menschliche Weib
gebärt, dadurch entstanden sind, dass in seltenen Fällen in den
Individuen ein zersetzter Stoff entstanden ist, und dass in der
überwiegend grössten Zahl von Puerperalfieber-Fällen den
Individuen ein zersetzter Stoff von aussen eingebracht worden.
Wir bleiben bei unserer Ueberzeugung, dass in seltenen Fällen
das Puerperalfieber durch Entstehung eines zersetzten Stoffes
in den Individuen entstehen wird, so lange das menschliche
Weib gebären wird.

Ob aber das Puerperalfieber, welches durch Einbringung
eines zersetzten Stoffes von aussen entsteht, aufhören wird,
oder in welcher Ausdehnung das so entstandene Puerperalfieber
vorkommen wird, das hängt davon ab, ob meine Lehre über
die Verhütung des Puerperalfiebers eine allgemeine praktische
Anwendung finden wird, oder ob selbe nur in grösserer oder
geringerer Ausdehnung Beobachtung finden wird.

Als Beweis für die Ewigkeit dieser Wahrheit führen wir
unsere gegenwärtige Schrift an.

nommen, als dass sich Lumpe und Zipfl ihm angeschlossen,
so hat er wieder einmal die Wahrheit verläugnet, weil sie
geeignet war, ihm Unrecht zu geben, und Scanzoni gefährdet
durch solche Verläugnung der Wahrheit das Leben zahlreicher
an diesem Streite nicht Betheiligter. Denn wie viele Aerzte
mag es geben, welche nur bei Scanzoni Belehrung über das
Kindbettfieber suchen; wahrlich, der Menschenfreund muss
zittern für das Leben derjenigen, welches den Händen so
Getäuschter anvertraut wird. Eine solche Opposition wird
gewiss in der Geschichte des Puerperalfiebers verzeichnet
werden. Wir werden auf Seyfert, Lumpe, Zipfl und die Aka-
demie in Paris später zurückkommen. Ueber die Verhandlung
in der Gesellschaft der Aerzte wolle der Leser den 2. Band
des 6. Jahrganges, und beide Bände des 7. Jahrganges der
Zeitschrift dieser Gesellschaft nachlesen.

Wir bleiben trotz Scanzoni bei unserer Ueberzeugung,
dass alle Fälle von Puerperalfieber, keinen einzigen Fall aus-
genommen, welche entstanden sind seit das menschliche Weib
gebärt, dadurch entstanden sind, dass in seltenen Fällen in den
Individuen ein zersetzter Stoff entstanden ist, und dass in der
überwiegend grössten Zahl von Puerperalfieber-Fällen den
Individuen ein zersetzter Stoff von aussen eingebracht worden.
Wir bleiben bei unserer Ueberzeugung, dass in seltenen Fällen
das Puerperalfieber durch Entstehung eines zersetzten Stoffes
in den Individuen entstehen wird, so lange das menschliche
Weib gebären wird.

Ob aber das Puerperalfieber, welches durch Einbringung
eines zersetzten Stoffes von aussen entsteht, aufhören wird,
oder in welcher Ausdehnung das so entstandene Puerperalfieber
vorkommen wird, das hängt davon ab, ob meine Lehre über
die Verhütung des Puerperalfiebers eine allgemeine praktische
Anwendung finden wird, oder ob selbe nur in grösserer oder
geringerer Ausdehnung Beobachtung finden wird.

Als Beweis für die Ewigkeit dieser Wahrheit führen wir
unsere gegenwärtige Schrift an.

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[399/0411] nommen, als dass sich Lumpe und Zipfl ihm angeschlossen, so hat er wieder einmal die Wahrheit verläugnet, weil sie geeignet war, ihm Unrecht zu geben, und Scanzoni gefährdet durch solche Verläugnung der Wahrheit das Leben zahlreicher an diesem Streite nicht Betheiligter. Denn wie viele Aerzte mag es geben, welche nur bei Scanzoni Belehrung über das Kindbettfieber suchen; wahrlich, der Menschenfreund muss zittern für das Leben derjenigen, welches den Händen so Getäuschter anvertraut wird. Eine solche Opposition wird gewiss in der Geschichte des Puerperalfiebers verzeichnet werden. Wir werden auf Seyfert, Lumpe, Zipfl und die Aka- demie in Paris später zurückkommen. Ueber die Verhandlung in der Gesellschaft der Aerzte wolle der Leser den 2. Band des 6. Jahrganges, und beide Bände des 7. Jahrganges der Zeitschrift dieser Gesellschaft nachlesen. Wir bleiben trotz Scanzoni bei unserer Ueberzeugung, dass alle Fälle von Puerperalfieber, keinen einzigen Fall aus- genommen, welche entstanden sind seit das menschliche Weib gebärt, dadurch entstanden sind, dass in seltenen Fällen in den Individuen ein zersetzter Stoff entstanden ist, und dass in der überwiegend grössten Zahl von Puerperalfieber-Fällen den Individuen ein zersetzter Stoff von aussen eingebracht worden. Wir bleiben bei unserer Ueberzeugung, dass in seltenen Fällen das Puerperalfieber durch Entstehung eines zersetzten Stoffes in den Individuen entstehen wird, so lange das menschliche Weib gebären wird. Ob aber das Puerperalfieber, welches durch Einbringung eines zersetzten Stoffes von aussen entsteht, aufhören wird, oder in welcher Ausdehnung das so entstandene Puerperalfieber vorkommen wird, das hängt davon ab, ob meine Lehre über die Verhütung des Puerperalfiebers eine allgemeine praktische Anwendung finden wird, oder ob selbe nur in grösserer oder geringerer Ausdehnung Beobachtung finden wird. Als Beweis für die Ewigkeit dieser Wahrheit führen wir unsere gegenwärtige Schrift an.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/411>, abgerufen am 12.05.2024.