Im Ganzen hört man jetzt wohl weniger von diesen ver- heerenden Puerperal-Epidemien.
Vielleicht liegt die Ursache in Beobachtung jener Ein- richtungen, die sich auf Ihre Erfahrungen basiren, ohne dass man es sich selbst und der Oeffentlichkeit gegenüber einge- stehen will.
Eine Reise um die Welt wäre die Erforschung des Wah- ren wohl werth."
Krakau, 28 / 4. 1858.
Kehren wir nun wieder zu Professor Levy zurück.
Ich antwortete Frofessor Levy, indem ich trachtete, die Zweifel, welche er erhoben, aufzuklären, bemerkte aber schliesslich, dass es mir wichtiger sei zu wissen, was er jetzt nach zehnjährigen Beobachtungen für wahr halte, als zu wissen, was er vor zehn Jahren für Zweifel gehegt.
Und da ich nach geraumer Zeit keine Antwort erhielt, schrieb ich nochmals.
In diesem Briefe sagte ich, dass es mir bekannt sei, dass das Kopenhagener Gebärhaus früher in dem Grade vom Kindbettfieber heimgesucht war, dass dessen Existenz bedroht war. (Siehe Seite 153, Zeile 17.) Ich schrieb Levy, was Pro- fessor Dietl über das Kopenhagener Gebärhaus mir schrieb. Ich schrieb ferners, was Professor Braun über das Kopen- hagener Gebärhaus sagt.
Professor Braun sagt nämlich: "Da dieses das treff- lichste und merkwürdigste neu erbaute Gebärhaus ist, in welchem Alles aufgeboten wurde, um den Puerperalfieber- Epidemien Einhalt zu thun, so erlauben wir uns, eine kurze Skizze zu entwerfen, mit der Bemerkung, dass in diesem neuen Gebäude noch keine Puerperalfieber-Epidemie unter Levy's Leitung aufgetreten sein soll, und knüpfte daran die Bemerkung, ob er glaube, dass der verbesserte Gesundheits- zustand dem Umstande zugeschrieben werden könne, dass meine Ansicht über die Entstehung des Kindbettfiebers bei
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Im Ganzen hört man jetzt wohl weniger von diesen ver- heerenden Puerperal-Epidemien.
Vielleicht liegt die Ursache in Beobachtung jener Ein- richtungen, die sich auf Ihre Erfahrungen basiren, ohne dass man es sich selbst und der Oeffentlichkeit gegenüber einge- stehen will.
Eine Reise um die Welt wäre die Erforschung des Wah- ren wohl werth.«
Krakau, 28 / 4. 1858.
Kehren wir nun wieder zu Professor Levy zurück.
Ich antwortete Frofessor Levy, indem ich trachtete, die Zweifel, welche er erhoben, aufzuklären, bemerkte aber schliesslich, dass es mir wichtiger sei zu wissen, was er jetzt nach zehnjährigen Beobachtungen für wahr halte, als zu wissen, was er vor zehn Jahren für Zweifel gehegt.
Und da ich nach geraumer Zeit keine Antwort erhielt, schrieb ich nochmals.
In diesem Briefe sagte ich, dass es mir bekannt sei, dass das Kopenhagener Gebärhaus früher in dem Grade vom Kindbettfieber heimgesucht war, dass dessen Existenz bedroht war. (Siehe Seite 153, Zeile 17.) Ich schrieb Levy, was Pro- fessor Dietl über das Kopenhagener Gebärhaus mir schrieb. Ich schrieb ferners, was Professor Braun über das Kopen- hagener Gebärhaus sagt.
Professor Braun sagt nämlich: »Da dieses das treff- lichste und merkwürdigste neu erbaute Gebärhaus ist, in welchem Alles aufgeboten wurde, um den Puerperalfieber- Epidemien Einhalt zu thun, so erlauben wir uns, eine kurze Skizze zu entwerfen, mit der Bemerkung, dass in diesem neuen Gebäude noch keine Puerperalfieber-Epidemie unter Levy’s Leitung aufgetreten sein soll, und knüpfte daran die Bemerkung, ob er glaube, dass der verbesserte Gesundheits- zustand dem Umstande zugeschrieben werden könne, dass meine Ansicht über die Entstehung des Kindbettfiebers bei
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Im Ganzen hört man jetzt wohl weniger von diesen ver-
heerenden Puerperal-Epidemien.
Vielleicht liegt die Ursache in Beobachtung jener Ein-
richtungen, die sich auf Ihre Erfahrungen basiren, ohne dass
man es sich selbst und der Oeffentlichkeit gegenüber einge-
stehen will.
Eine Reise um die Welt wäre die Erforschung des Wah-
ren wohl werth.«
Krakau, 28 / 4. 1858.
Kehren wir nun wieder zu Professor Levy zurück.
Ich antwortete Frofessor Levy, indem ich trachtete, die
Zweifel, welche er erhoben, aufzuklären, bemerkte aber
schliesslich, dass es mir wichtiger sei zu wissen, was er jetzt
nach zehnjährigen Beobachtungen für wahr halte, als zu
wissen, was er vor zehn Jahren für Zweifel gehegt.
Und da ich nach geraumer Zeit keine Antwort erhielt,
schrieb ich nochmals.
In diesem Briefe sagte ich, dass es mir bekannt sei,
dass das Kopenhagener Gebärhaus früher in dem Grade vom
Kindbettfieber heimgesucht war, dass dessen Existenz bedroht
war. (Siehe Seite 153, Zeile 17.) Ich schrieb Levy, was Pro-
fessor Dietl über das Kopenhagener Gebärhaus mir schrieb.
Ich schrieb ferners, was Professor Braun über das Kopen-
hagener Gebärhaus sagt.
Professor Braun sagt nämlich: »Da dieses das treff-
lichste und merkwürdigste neu erbaute Gebärhaus ist, in
welchem Alles aufgeboten wurde, um den Puerperalfieber-
Epidemien Einhalt zu thun, so erlauben wir uns, eine kurze
Skizze zu entwerfen, mit der Bemerkung, dass in diesem
neuen Gebäude noch keine Puerperalfieber-Epidemie unter
Levy’s Leitung aufgetreten sein soll, und knüpfte daran die
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zustand dem Umstande zugeschrieben werden könne, dass
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/319>, abgerufen am 25.11.2024.
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