dischen Zufälligkeiten abhängen könnten, zum Theil vielleicht von der eben durch das Experiment hervorgerufenen strengern Berücksichtigung der Reinlichkeit im Allgemeinen."
Diesen Punkt hat die Zeit widerlegt, es handelt sich jetzt nicht mehr um sieben Monate, sondern um mehr als zwölf Jahre. Professor Lewy stellt an den Brief eines Schülers Anfor- derungen, wie sie nur an ein vollständiges Werk gestellt werden können.
Ich glaube, der aufmerksame Leser dieser Schrift wird die Lösung aller Zweifel finden, die Professor Lewy angeregt, insbesondere wird er sich nicht zu beklagen haben über Mangel an genaueren statistischen Mittheilungen. Wir können Professor Lewy versichern, dass die Reinlichkeit im allgemei- nen an der 1. Gebärklinik vor den Chlorwaschungen in dem Grade geübt wurde, wie es nach Einführung der Chlorwa- schungen im höhern nicht mehr möglich war, wir haben durch Einführung der Chlorwaschungen nur speciell die Reinigung der Hände bezweckt, und wenn Professor Lewy glaubt, dass durch Reinlichkeit Puerperalfieber verhindert wird, so sagt er ja das, was wir durch diese Schrift zur Anerkennung brin- gen wollen; wir wollen ja mit dieser Schrift die Ueberzeugung allgemein verbreiten, dass der Gegensatz von Reinlichkeit das erzeugt bei Wöchnerinnen, was man bisher epidemischen Einflüssen zugeschrieben hat.
"V. Wenn die Resultate des Experimentes für eine Zeit, wie im September und October, weniger den Erwartungen entsprochen haben, meint Dr. Semmelweis die Ursache davon nachweisen zu können, theils in Vernachlässigung der Chlor- waschungen seitens der Studirenden, theils in Infection der Gebärenden durch ichoröse Geschwürsecrete aus noch leben- den Organismen, in einem Falle nämlich von einer mit Mark- schwamm der Gebärmutter, in einem anderen Falle von einer mit unreinem Geschwüre des Schienbeins beladenen Wöch- nerin; so dass hiedurch seine ursprüngliche Ansicht nicht blos eine Bestätigung, sondern einen unendlich weitern Ge-
dischen Zufälligkeiten abhängen könnten, zum Theil vielleicht von der eben durch das Experiment hervorgerufenen strengern Berücksichtigung der Reinlichkeit im Allgemeinen.«
Diesen Punkt hat die Zeit widerlegt, es handelt sich jetzt nicht mehr um sieben Monate, sondern um mehr als zwölf Jahre. Professor Lewy stellt an den Brief eines Schülers Anfor- derungen, wie sie nur an ein vollständiges Werk gestellt werden können.
Ich glaube, der aufmerksame Leser dieser Schrift wird die Lösung aller Zweifel finden, die Professor Lewy angeregt, insbesondere wird er sich nicht zu beklagen haben über Mangel an genaueren statistischen Mittheilungen. Wir können Professor Lewy versichern, dass die Reinlichkeit im allgemei- nen an der 1. Gebärklinik vor den Chlorwaschungen in dem Grade geübt wurde, wie es nach Einführung der Chlorwa- schungen im höhern nicht mehr möglich war, wir haben durch Einführung der Chlorwaschungen nur speciell die Reinigung der Hände bezweckt, und wenn Professor Lewy glaubt, dass durch Reinlichkeit Puerperalfieber verhindert wird, so sagt er ja das, was wir durch diese Schrift zur Anerkennung brin- gen wollen; wir wollen ja mit dieser Schrift die Ueberzeugung allgemein verbreiten, dass der Gegensatz von Reinlichkeit das erzeugt bei Wöchnerinnen, was man bisher epidemischen Einflüssen zugeschrieben hat.
»V. Wenn die Resultate des Experimentes für eine Zeit, wie im September und October, weniger den Erwartungen entsprochen haben, meint Dr. Semmelweis die Ursache davon nachweisen zu können, theils in Vernachlässigung der Chlor- waschungen seitens der Studirenden, theils in Infection der Gebärenden durch ichoröse Geschwürsecrete aus noch leben- den Organismen, in einem Falle nämlich von einer mit Mark- schwamm der Gebärmutter, in einem anderen Falle von einer mit unreinem Geschwüre des Schienbeins beladenen Wöch- nerin; so dass hiedurch seine ursprüngliche Ansicht nicht blos eine Bestätigung, sondern einen unendlich weitern Ge-
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[301/0313]
dischen Zufälligkeiten abhängen könnten, zum Theil vielleicht
von der eben durch das Experiment hervorgerufenen strengern
Berücksichtigung der Reinlichkeit im Allgemeinen.«
Diesen Punkt hat die Zeit widerlegt, es handelt sich jetzt
nicht mehr um sieben Monate, sondern um mehr als zwölf
Jahre. Professor Lewy stellt an den Brief eines Schülers Anfor-
derungen, wie sie nur an ein vollständiges Werk gestellt
werden können.
Ich glaube, der aufmerksame Leser dieser Schrift wird
die Lösung aller Zweifel finden, die Professor Lewy angeregt,
insbesondere wird er sich nicht zu beklagen haben über
Mangel an genaueren statistischen Mittheilungen. Wir können
Professor Lewy versichern, dass die Reinlichkeit im allgemei-
nen an der 1. Gebärklinik vor den Chlorwaschungen in dem
Grade geübt wurde, wie es nach Einführung der Chlorwa-
schungen im höhern nicht mehr möglich war, wir haben durch
Einführung der Chlorwaschungen nur speciell die Reinigung
der Hände bezweckt, und wenn Professor Lewy glaubt, dass
durch Reinlichkeit Puerperalfieber verhindert wird, so sagt
er ja das, was wir durch diese Schrift zur Anerkennung brin-
gen wollen; wir wollen ja mit dieser Schrift die Ueberzeugung
allgemein verbreiten, dass der Gegensatz von Reinlichkeit das
erzeugt bei Wöchnerinnen, was man bisher epidemischen
Einflüssen zugeschrieben hat.
»V. Wenn die Resultate des Experimentes für eine Zeit,
wie im September und October, weniger den Erwartungen
entsprochen haben, meint Dr. Semmelweis die Ursache davon
nachweisen zu können, theils in Vernachlässigung der Chlor-
waschungen seitens der Studirenden, theils in Infection der
Gebärenden durch ichoröse Geschwürsecrete aus noch leben-
den Organismen, in einem Falle nämlich von einer mit Mark-
schwamm der Gebärmutter, in einem anderen Falle von einer
mit unreinem Geschwüre des Schienbeins beladenen Wöch-
nerin; so dass hiedurch seine ursprüngliche Ansicht nicht
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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