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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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gen ihre verderblichen Wirkungen im alten sowohl wie jetzt
auch im neuen Gebäude äussern konnten.

Was die Erfolglosigkeit der Chlorwaschungen anbelangt,
so wird deren Beurtheilung an einer andern Stelle dieser
Schrift stattfinden.

Die Strassburger Hebammenschulen aus der Zeit vor der
Vereinigung mit der Abtheilung für Aerzte und die Wiener
zweite Gebärabtheilung aus der Zeit, seit selbe ausschliess-
lich dem Unterrichte für Hebammen gewidmet ist, bis zur
Einführung der Chlorwaschungen an der ersten Abtheilung
im Mai 1847, sind Belege dafür, dass der Gesundheitszustand
der Wöchnerinnen in solchen Unterrichtsanstalten, welche
ausschliesslich dem Unterrichte für Hebammen gewidmet sind,
günstiger ist, als der Gesundheitszustand der Wöchnerinnen
in Unterrichtsanstalten für Aerzte. Siehe Tabelle Nr. I.

Dass die grosse Sterblichkeit in den Gebärhäusern nicht
durch atmosphärische Einflüsse bedingt sei, sondern dass selbe
durch einen zersetzten thierisch-organischen Stoff hervorge-
bracht werde, geht auch daraus hervor, dass in den einzelnen
Gebärhäusern nachgewiesen werden kann, dass das sogenannte
epidemische Kindbettfieber erst dann in den einzelnen Gebär-
häusern einheimisch wurde, als sich die Verhältnisse derselben
derartig änderten, dass den Individuen, welche in den einzel-
nen Gebärhäusern verpflegt wurden, mit einer gewissen Re-
gelmässigkeit zersetzte Stoffe eingebracht wurden.

Osiander erzählt, dass man in der Maternite zu Paris
mit Schrecken an zwei Jahre zwischen 1803 und 1808 denkt,
wegen der ungeheuren Verheerungen, welche das Kindbett-
fieber unter den Wöchnerinnen anrichtete, wir finden im Un-
terrichtssysteme in der Maternite eine hinreichende Aetiologie
dieses Kindbettfiebers.

In denselben Jahren von 1803 bis 1808 starb in Wien
nicht eine Wöchnerin von hundert. In Wien wurde das so-
genannte epidemische Kindbettfieber erst mit dem Jahre 1823

gen ihre verderblichen Wirkungen im alten sowohl wie jetzt
auch im neuen Gebäude äussern konnten.

Was die Erfolglosigkeit der Chlorwaschungen anbelangt,
so wird deren Beurtheilung an einer andern Stelle dieser
Schrift stattfinden.

Die Strassburger Hebammenschulen aus der Zeit vor der
Vereinigung mit der Abtheilung für Aerzte und die Wiener
zweite Gebärabtheilung aus der Zeit, seit selbe ausschliess-
lich dem Unterrichte für Hebammen gewidmet ist, bis zur
Einführung der Chlorwaschungen an der ersten Abtheilung
im Mai 1847, sind Belege dafür, dass der Gesundheitszustand
der Wöchnerinnen in solchen Unterrichtsanstalten, welche
ausschliesslich dem Unterrichte für Hebammen gewidmet sind,
günstiger ist, als der Gesundheitszustand der Wöchnerinnen
in Unterrichtsanstalten für Aerzte. Siehe Tabelle Nr. I.

Dass die grosse Sterblichkeit in den Gebärhäusern nicht
durch atmosphärische Einflüsse bedingt sei, sondern dass selbe
durch einen zersetzten thierisch-organischen Stoff hervorge-
bracht werde, geht auch daraus hervor, dass in den einzelnen
Gebärhäusern nachgewiesen werden kann, dass das sogenannte
epidemische Kindbettfieber erst dann in den einzelnen Gebär-
häusern einheimisch wurde, als sich die Verhältnisse derselben
derartig änderten, dass den Individuen, welche in den einzel-
nen Gebärhäusern verpflegt wurden, mit einer gewissen Re-
gelmässigkeit zersetzte Stoffe eingebracht wurden.

Osiander erzählt, dass man in der Maternité zu Paris
mit Schrecken an zwei Jahre zwischen 1803 und 1808 denkt,
wegen der ungeheuren Verheerungen, welche das Kindbett-
fieber unter den Wöchnerinnen anrichtete, wir finden im Un-
terrichtssysteme in der Maternité eine hinreichende Aetiologie
dieses Kindbettfiebers.

In denselben Jahren von 1803 bis 1808 starb in Wien
nicht eine Wöchnerin von hundert. In Wien wurde das so-
genannte epidemische Kindbettfieber erst mit dem Jahre 1823

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[135/0147] gen ihre verderblichen Wirkungen im alten sowohl wie jetzt auch im neuen Gebäude äussern konnten. Was die Erfolglosigkeit der Chlorwaschungen anbelangt, so wird deren Beurtheilung an einer andern Stelle dieser Schrift stattfinden. Die Strassburger Hebammenschulen aus der Zeit vor der Vereinigung mit der Abtheilung für Aerzte und die Wiener zweite Gebärabtheilung aus der Zeit, seit selbe ausschliess- lich dem Unterrichte für Hebammen gewidmet ist, bis zur Einführung der Chlorwaschungen an der ersten Abtheilung im Mai 1847, sind Belege dafür, dass der Gesundheitszustand der Wöchnerinnen in solchen Unterrichtsanstalten, welche ausschliesslich dem Unterrichte für Hebammen gewidmet sind, günstiger ist, als der Gesundheitszustand der Wöchnerinnen in Unterrichtsanstalten für Aerzte. Siehe Tabelle Nr. I. Dass die grosse Sterblichkeit in den Gebärhäusern nicht durch atmosphärische Einflüsse bedingt sei, sondern dass selbe durch einen zersetzten thierisch-organischen Stoff hervorge- bracht werde, geht auch daraus hervor, dass in den einzelnen Gebärhäusern nachgewiesen werden kann, dass das sogenannte epidemische Kindbettfieber erst dann in den einzelnen Gebär- häusern einheimisch wurde, als sich die Verhältnisse derselben derartig änderten, dass den Individuen, welche in den einzel- nen Gebärhäusern verpflegt wurden, mit einer gewissen Re- gelmässigkeit zersetzte Stoffe eingebracht wurden. Osiander erzählt, dass man in der Maternité zu Paris mit Schrecken an zwei Jahre zwischen 1803 und 1808 denkt, wegen der ungeheuren Verheerungen, welche das Kindbett- fieber unter den Wöchnerinnen anrichtete, wir finden im Un- terrichtssysteme in der Maternité eine hinreichende Aetiologie dieses Kindbettfiebers. In denselben Jahren von 1803 bis 1808 starb in Wien nicht eine Wöchnerin von hundert. In Wien wurde das so- genannte epidemische Kindbettfieber erst mit dem Jahre 1823

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/147>, abgerufen am 24.11.2024.