meine Seele befriedigen können, wenn ich dich nicht liebte, mein Gott! und wenn ich deines gnädigen Wohlgefallens nicht gewiß wäre. Alles, was auf Erden ist, ist ja doch hinfällig und vergänglich; auf dich nur kann ich mich gänzlich verlassen; du bist mein Trost, du mein höchstes Gut; in dir suche ich denn auch in diesen Abendstunden Ruhe für meine Seele und erneure vor dir das Gelübde, mein gan- zes Leben nach deinem Willen immerhin einzurichten. Habe ich dieß mein Versprechen heute nicht ganz er- füllt, o so verzeihe, gütigster Vater! Bevestige du selbst in mir den Vorsatz, künftig unsträflich vor deinem Angesichte zu wandeln, täglich recht viel Gutes zu thun, Jesu, meinem Erlöser immer ähnlicher zu wer- den und auf das künftige bessere Leben mich vorzube- reiten. Zu dir, mein Jesu, seyen alle meine Gedan- ken gerichtet. Nach deiner Lehre will ich meine Gesin- nungen, meine Reden und Werke einrichten; in deiner Liebe und deiner Vereinigung meine größte Glückselig- keit suchen, und was mir Betrübtes begegnet, geduldig ertragen, in der vestesten Ueberzeugung, daß, wenn ich mit dir leide, ich auch zu deiner Herrlichkeit einst eingehen werde. Regiere mich, die Meinigen und alle Christen durch deinen Geist, daß wir auf diesem geraden Wege des rechten Glaubens und der Tugend jenem himmlischen Vaterlande zueilen, um einst nach dieser geendigten Prüfungszeit bey dir mit jenen rei- nen Freuden der vollkommenen Gerechten ewig erqui- cket zu werden. Amen!
Gedenkspruch: Unser Wandel (unser Bür- gerrecht) ist im Himmel! Phil. 3, 20.
LI.
meine Seele befriedigen können, wenn ich dich nicht liebte, mein Gott! und wenn ich deines gnädigen Wohlgefallens nicht gewiß wäre. Alles, was auf Erden iſt, iſt ja doch hinfällig und vergänglich; auf dich nur kann ich mich gänzlich verlaſſen; du biſt mein Troſt, du mein höchſtes Gut; in dir ſuche ich denn auch in dieſen Abendſtunden Ruhe für meine Seele und erneure vor dir das Gelübde, mein gan- zes Leben nach deinem Willen immerhin einzurichten. Habe ich dieß mein Verſprechen heute nicht ganz er- füllt, o ſo verzeihe, gütigſter Vater! Beveſtige du ſelbſt in mir den Vorſatz, künftig unſträflich vor deinem Angeſichte zu wandeln, täglich recht viel Gutes zu thun, Jeſu, meinem Erlöſer immer ähnlicher zu wer- den und auf das künftige beſſere Leben mich vorzube- reiten. Zu dir, mein Jeſu, ſeyen alle meine Gedan- ken gerichtet. Nach deiner Lehre will ich meine Geſin- nungen, meine Reden und Werke einrichten; in deiner Liebe und deiner Vereinigung meine größte Glückſelig- keit ſuchen, und was mir Betrübtes begegnet, geduldig ertragen, in der veſteſten Ueberzeugung, daß, wenn ich mit dir leide, ich auch zu deiner Herrlichkeit einſt eingehen werde. Regiere mich, die Meinigen und alle Chriſten durch deinen Geiſt, daß wir auf dieſem geraden Wege des rechten Glaubens und der Tugend jenem himmliſchen Vaterlande zueilen, um einſt nach dieſer geendigten Prüfungszeit bey dir mit jenen rei- nen Freuden der vollkommenen Gerechten ewig erqui- cket zu werden. Amen!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0098"n="94"/>
meine Seele befriedigen können, wenn ich dich nicht<lb/>
liebte, mein Gott! und wenn ich deines gnädigen<lb/>
Wohlgefallens nicht gewiß wäre. Alles, was auf<lb/>
Erden iſt, iſt ja doch hinfällig und vergänglich;<lb/>
auf dich nur kann ich mich gänzlich verlaſſen; du biſt<lb/>
mein Troſt, du mein höchſtes Gut; in dir ſuche ich<lb/>
denn auch in dieſen Abendſtunden Ruhe für meine<lb/>
Seele und erneure vor dir das Gelübde, mein gan-<lb/>
zes Leben nach deinem Willen immerhin einzurichten.<lb/>
Habe ich dieß mein Verſprechen heute nicht ganz er-<lb/>
füllt, o ſo verzeihe, gütigſter Vater! Beveſtige du ſelbſt<lb/>
in mir den Vorſatz, künftig unſträflich vor deinem<lb/>
Angeſichte zu wandeln, täglich recht viel Gutes zu<lb/>
thun, Jeſu, meinem Erlöſer immer ähnlicher zu wer-<lb/>
den und auf das künftige beſſere Leben mich vorzube-<lb/>
reiten. Zu dir, mein Jeſu, ſeyen alle meine Gedan-<lb/>
ken gerichtet. Nach deiner Lehre will ich meine Geſin-<lb/>
nungen, meine Reden und Werke einrichten; in deiner<lb/>
Liebe und deiner Vereinigung meine größte Glückſelig-<lb/>
keit ſuchen, und was mir Betrübtes begegnet, geduldig<lb/>
ertragen, in der veſteſten Ueberzeugung, daß, wenn<lb/>
ich mit dir leide, ich auch zu deiner Herrlichkeit einſt<lb/>
eingehen werde. Regiere mich, die Meinigen und<lb/>
alle Chriſten durch deinen Geiſt, daß wir auf dieſem<lb/>
geraden Wege des rechten Glaubens und der Tugend<lb/>
jenem himmliſchen Vaterlande zueilen, um einſt nach<lb/>
dieſer geendigten Prüfungszeit bey dir mit jenen rei-<lb/>
nen Freuden der vollkommenen Gerechten ewig erqui-<lb/>
cket zu werden. Amen!</p><lb/><cit><quote>Gedenkſpruch: <hirendition="#g">Unſer Wandel (unſer Bür-<lb/>
gerrecht) iſt im Himmel!</hi> Phil. 3, 20.</quote></cit></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">LI.</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[94/0098]
meine Seele befriedigen können, wenn ich dich nicht
liebte, mein Gott! und wenn ich deines gnädigen
Wohlgefallens nicht gewiß wäre. Alles, was auf
Erden iſt, iſt ja doch hinfällig und vergänglich;
auf dich nur kann ich mich gänzlich verlaſſen; du biſt
mein Troſt, du mein höchſtes Gut; in dir ſuche ich
denn auch in dieſen Abendſtunden Ruhe für meine
Seele und erneure vor dir das Gelübde, mein gan-
zes Leben nach deinem Willen immerhin einzurichten.
Habe ich dieß mein Verſprechen heute nicht ganz er-
füllt, o ſo verzeihe, gütigſter Vater! Beveſtige du ſelbſt
in mir den Vorſatz, künftig unſträflich vor deinem
Angeſichte zu wandeln, täglich recht viel Gutes zu
thun, Jeſu, meinem Erlöſer immer ähnlicher zu wer-
den und auf das künftige beſſere Leben mich vorzube-
reiten. Zu dir, mein Jeſu, ſeyen alle meine Gedan-
ken gerichtet. Nach deiner Lehre will ich meine Geſin-
nungen, meine Reden und Werke einrichten; in deiner
Liebe und deiner Vereinigung meine größte Glückſelig-
keit ſuchen, und was mir Betrübtes begegnet, geduldig
ertragen, in der veſteſten Ueberzeugung, daß, wenn
ich mit dir leide, ich auch zu deiner Herrlichkeit einſt
eingehen werde. Regiere mich, die Meinigen und
alle Chriſten durch deinen Geiſt, daß wir auf dieſem
geraden Wege des rechten Glaubens und der Tugend
jenem himmliſchen Vaterlande zueilen, um einſt nach
dieſer geendigten Prüfungszeit bey dir mit jenen rei-
nen Freuden der vollkommenen Gerechten ewig erqui-
cket zu werden. Amen!
Gedenkſpruch: Unſer Wandel (unſer Bür-
gerrecht) iſt im Himmel! Phil. 3, 20.
LI.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/98>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.