Ewiger Sohn Gottes! der du im menschlichen Fleische auf Erden erschienen bist, um als das un- schuldige Lamm die Sünden der Welt zu tragen, der du durch dein am Kreutze vergossenes Blut auch mei- ne Strafen getilget hast, mit dankbarem durch deine Liebe gerührten Herzen erinnere ich mich an deine Bruderliebe. Du, der Sohn des Allerhöchsten, hät- test in göttlicher Herrlichkeit auf Erden erscheinen können; aber du hast dich um meinetwillen erniedri- get bis zum Tode am Kreuze. Du, der Allerhei- ligste, hättest den Lohn der Tugend auf Erden schon empfangen können; aber du hast Strafen, wie Sün- der getragen. Habe Dank für alle die Leiden und Schmerzen, die du für uns sündigen Menschen und auch für mich ansgestanden hast. Auch um meinet- willen hast du am Oelberge Todesangst in deiner hei- ligen Seele empfunden; auch um mich zu retten, hast du deine Hände den ungerechten Banden willig dargegeben; alle Betrübnisse deiner gequälten Seele, alle Wunden deines heiligen Leibes sind Beweise dei- ner Liebe gegen mich. Könnte ich doch würdig für alle deine Güte dir danken; könnte ich doch deinen verdienstvollen Tod auf eine recht anständige Weise erheben und preisen. Dein Marterbild müsse mir stets in Gedanken schweben; die Geduld, die du im Leiden geübt, die Unterwerfung, mit der du dich dem Willen deines Va[te]rs ergeben, die Liebe gegen Freunde und Feinde, die du in den letzten Stunden bewiesen hast, müssen mich immerhin zur Geduld und zur ähnlichen Liebe ermuntern. Nie will ich es ver-
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XXXVI. Dankſagung für die Leiden Chriſti.
Ewiger Sohn Gottes! der du im menſchlichen Fleiſche auf Erden erſchienen biſt, um als das un- ſchuldige Lamm die Sünden der Welt zu tragen, der du durch dein am Kreutze vergoſſenes Blut auch mei- ne Strafen getilget haſt, mit dankbarem durch deine Liebe gerührten Herzen erinnere ich mich an deine Bruderliebe. Du, der Sohn des Allerhöchſten, hät- teſt in göttlicher Herrlichkeit auf Erden erſcheinen können; aber du haſt dich um meinetwillen erniedri- get bis zum Tode am Kreuze. Du, der Allerhei- ligſte, hätteſt den Lohn der Tugend auf Erden ſchon empfangen können; aber du haſt Strafen, wie Sün- der getragen. Habe Dank für alle die Leiden und Schmerzen, die du für uns ſündigen Menſchen und auch für mich ansgeſtanden haſt. Auch um meinet- willen haſt du am Oelberge Todesangſt in deiner hei- ligen Seele empfunden; auch um mich zu retten, haſt du deine Hände den ungerechten Banden willig dargegeben; alle Betrübniſſe deiner gequälten Seele, alle Wunden deines heiligen Leibes ſind Beweiſe dei- ner Liebe gegen mich. Könnte ich doch würdig für alle deine Güte dir danken; könnte ich doch deinen verdienſtvollen Tod auf eine recht anſtändige Weiſe erheben und preiſen. Dein Marterbild müſſe mir ſtets in Gedanken ſchweben; die Geduld, die du im Leiden geübt, die Unterwerfung, mit der du dich dem Willen deines Va[te]rs ergeben, die Liebe gegen Freunde und Feinde, die du in den letzten Stunden bewieſen haſt, müſſen mich immerhin zur Geduld und zur ähnlichen Liebe ermuntern. Nie will ich es ver-
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XXXVI. Dankſagung für die Leiden Chriſti.
Ewiger Sohn Gottes! der du im menſchlichen
Fleiſche auf Erden erſchienen biſt, um als das un-
ſchuldige Lamm die Sünden der Welt zu tragen, der
du durch dein am Kreutze vergoſſenes Blut auch mei-
ne Strafen getilget haſt, mit dankbarem durch deine
Liebe gerührten Herzen erinnere ich mich an deine
Bruderliebe. Du, der Sohn des Allerhöchſten, hät-
teſt in göttlicher Herrlichkeit auf Erden erſcheinen
können; aber du haſt dich um meinetwillen erniedri-
get bis zum Tode am Kreuze. Du, der Allerhei-
ligſte, hätteſt den Lohn der Tugend auf Erden ſchon
empfangen können; aber du haſt Strafen, wie Sün-
der getragen. Habe Dank für alle die Leiden und
Schmerzen, die du für uns ſündigen Menſchen und
auch für mich ansgeſtanden haſt. Auch um meinet-
willen haſt du am Oelberge Todesangſt in deiner hei-
ligen Seele empfunden; auch um mich zu retten, haſt
du deine Hände den ungerechten Banden willig
dargegeben; alle Betrübniſſe deiner gequälten Seele,
alle Wunden deines heiligen Leibes ſind Beweiſe dei-
ner Liebe gegen mich. Könnte ich doch würdig für
alle deine Güte dir danken; könnte ich doch deinen
verdienſtvollen Tod auf eine recht anſtändige Weiſe
erheben und preiſen. Dein Marterbild müſſe mir
ſtets in Gedanken ſchweben; die Geduld, die du im
Leiden geübt, die Unterwerfung, mit der du dich
dem Willen deines Vaters ergeben, die Liebe gegen
Freunde und Feinde, die du in den letzten Stunden
bewieſen haſt, müſſen mich immerhin zur Geduld und
zur ähnlichen Liebe ermuntern. Nie will ich es ver-
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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/78>, abgerufen am 16.02.2025.
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