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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959.

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beinahe ausschließlich aus der Sprachkunst, ist also reine pse_624.002
Dichtung. Aber auch hier ist es möglich, eine Art Reihe aufzustellen pse_624.003
von Formen, in denen die Sprache neben anderen pse_624.004
Kräften wirkt, bis zu solchen, wo sie ausschließlich herrscht. pse_624.005
Man kann diese Reihe durch folgende Beispiele andeuten: pse_624.006
Hofmannsthals Salzburger "Jedermann", Schillers "Tell", pse_624.007
sein "Wallenstein", Goethes "Iphigenie" und "Tasso".

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Nochmals sei hier auf Mischformen hingewiesen, die sich pse_624.009
besonders im Zusammenwirken von Dichtung und Musik pse_624.010
zeigen. Auch die Oper ist ein Drama im weiteren Sinn, daher pse_624.011
muß die Musik hier auf Handlungsablauf, auf die Fabel und pse_624.012
auf den Text hin gearbeitet sein. Dabei kann manche Oper pse_624.013
künstlerisch hoch stehen, ohne dichterisch sehr bedeutsam zu pse_624.014
sein, ja beides wird sich kaum einmal beisammen finden. pse_624.015
Wertsteigerungen durch Verbindung von Dichtung und pse_624.016
Musik im Drama sind nur bis zu einem gewissen Grade pse_624.017
möglich. Aber es gibt noch andere Randformen, die morphologisch pse_624.018
aus dem Sprechdrama hinausführen, und zwar pse_624.019
in die Richtung der Lostrennung von Aufführung und Bühne. pse_624.020
Zuerst eine Art des Dramas, wo nur eine handelnde und pse_624.021
sprechende Person auftritt, das sogenannte Monodrama. Dabei pse_624.022
sind Chöre, stumme Nebenpersonen und sichtbare Bühnenvorgänge pse_624.023
möglich. Wir können solche Formen besonders pse_624.024
seit dem 18. Jahrhundert verfolgen, wo sie sich zunächst in pse_624.025
Frankreich ausbilden. Eine Art des Monodramas ist das Melodrama, pse_624.026
das vor allem im 18. Jahrhundert gepflegt wurde. Das pse_624.027
Sprechen wird von Musikbegleitung untermalt. Vier bekannte pse_624.028
Beispiele sind Rousseaus "Pygmalion" (1762), die pse_624.029
"Ariadne auf Naxos" von J. Ch. Brandes (1774), ferner pse_624.030
Gotters "Medea" und Goethes "Proserpina". Etwas anderes pse_624.031
ist das Ich-Drama, wo sich alles im Vorgang um eine Person pse_624.032
dreht. Auch solche Formen können echt dramatisch sein, pse_624.033
weil sie die dramatischen Grundmerkmale aufweisen. Aber pse_624.034
die traditionelle Form der Darstellung wird stark aufgeweicht, pse_624.035
wir haben es mit Randformen und Übergangserscheinungen pse_624.036
zu tun. Eine solche ist auch der schon zweimal, bei der Lyrik pse_624.037
und bei der Ballade, besprochene Dramatic Monologue. pse_624.038
Denn, wie E. Pound reizvoll sagt, man kann sich ihn so entstanden

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beinahe ausschließlich aus der Sprachkunst, ist also reine pse_624.002
Dichtung. Aber auch hier ist es möglich, eine Art Reihe aufzustellen pse_624.003
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Kräften wirkt, bis zu solchen, wo sie ausschließlich herrscht. pse_624.005
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sein »Wallenstein«, Goethes »Iphigenie« und »Tasso«.

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Nochmals sei hier auf Mischformen hingewiesen, die sich pse_624.009
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zeigen. Auch die Oper ist ein Drama im weiteren Sinn, daher pse_624.011
muß die Musik hier auf Handlungsablauf, auf die Fabel und pse_624.012
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aus dem Sprechdrama hinausführen, und zwar pse_624.019
in die Richtung der Lostrennung von Aufführung und Bühne. pse_624.020
Zuerst eine Art des Dramas, wo nur eine handelnde und pse_624.021
sprechende Person auftritt, das sogenannte Monodrama. Dabei pse_624.022
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Frankreich ausbilden. Eine Art des Monodramas ist das Melodrama, pse_624.026
das vor allem im 18. Jahrhundert gepflegt wurde. Das pse_624.027
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weil sie die dramatischen Grundmerkmale aufweisen. Aber pse_624.034
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wir haben es mit Randformen und Übergangserscheinungen pse_624.036
zu tun. Eine solche ist auch der schon zweimal, bei der Lyrik pse_624.037
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Zitationshilfe: Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/640>, abgerufen am 25.11.2024.