pse_502.001 wird diese Alltagswelt in ihrer Eigenart als wesenhaft gezeigt, pse_502.002 wird sie gleichsam ins Gültige, weil Dauernde gehoben. pse_502.003 Die Spannung ist größer zwischen den Tiefen des Gestalteten pse_502.004 und den Höhen des Gestaltens. Während im "Hyperion" ein pse_502.005 ständiger Übergang bis in die höchsten Höhen herrscht, liegt pse_502.006 im "Kirbisch", der nur als Beispiel dient, ein Sprung vor, in pse_502.007 dem die niederen Bereiche sofort als solche in ihrer Wesenhaftigkeit pse_502.008 gestaltet sind.
pse_502.009 Die beiden Formen des Erzählens, das breite und das pse_502.010 knappe, haben auch besonders vollkommene Versgestaltungen pse_502.011 ausgebildet: der Hexameter in der künstlerischen Eigenart, pse_502.012 die wir herausgearbeitet haben, ist wie geschaffen fürs breite pse_502.013 Erzählen (S. 199). Der altgermanische Stabreimvers in seiner pse_502.014 Verbindung von zwei Kurzversen, mit den vier starken Hebungen, pse_502.015 von denen drei noch durch den Stabreim gebunden pse_502.016 sind, die die Sinnträger besonders betonen, und mit der freien pse_502.017 Senkungsfüllung, ist besonders geeignet für das Schreiten von pse_502.018 Höhe zu Höhe, für das Sprunghafte, also für das knappe Erzählen. pse_502.019 Zwischen ihnen als den Grenzformen stehen der Alexandriner, pse_502.020 der Blankvers, die Stanze, der Viertakter der ritterlichen pse_502.021 Epen und die Nibelungenstrophe als die bekanntesten pse_502.022 epischen Versmaße. Die rhythmischen und metrischen Eigenarten pse_502.023 solcher Formen müßten erst noch mit den epischen Aufbaugesetzlichkeiten pse_502.024 der einzelnen Dichtungen verglichen pse_502.025 werden. Eine weitere Frage wäre die: ist das moderne Menschenbild pse_502.026 noch mit den großepischen Versformen zu gestalten pse_502.027 oder bestehen hier schon unerträgliche Spannungen? pse_502.028 Wären also auch diese Spannungen ein Grund für das Zurücktreten pse_502.029 des Epos und das Vorherrschen des Romans?
pse_502.030 Verwesentlichung
pse_502.031 Schon die Versgestaltung hebt das Erzählte in höhere Bereiche, pse_502.032 ins Wesenhafte und Gültige. Aber auch die Symbole pse_502.033 tragen dazu bei. Das Entscheidende über den Sinn und die pse_502.034 Bedeutung der Symbolik in der Dichtung ist schon gesagt pse_502.035 worden (S. 268-273). Hier ist mit Bezug auf die Epik nochmals pse_502.036 zu betonen, daß Symbole vielfach hinter dem erzählten
pse_502.001 wird diese Alltagswelt in ihrer Eigenart als wesenhaft gezeigt, pse_502.002 wird sie gleichsam ins Gültige, weil Dauernde gehoben. pse_502.003 Die Spannung ist größer zwischen den Tiefen des Gestalteten pse_502.004 und den Höhen des Gestaltens. Während im »Hyperion« ein pse_502.005 ständiger Übergang bis in die höchsten Höhen herrscht, liegt pse_502.006 im »Kirbisch«, der nur als Beispiel dient, ein Sprung vor, in pse_502.007 dem die niederen Bereiche sofort als solche in ihrer Wesenhaftigkeit pse_502.008 gestaltet sind.
pse_502.009 Die beiden Formen des Erzählens, das breite und das pse_502.010 knappe, haben auch besonders vollkommene Versgestaltungen pse_502.011 ausgebildet: der Hexameter in der künstlerischen Eigenart, pse_502.012 die wir herausgearbeitet haben, ist wie geschaffen fürs breite pse_502.013 Erzählen (S. 199). Der altgermanische Stabreimvers in seiner pse_502.014 Verbindung von zwei Kurzversen, mit den vier starken Hebungen, pse_502.015 von denen drei noch durch den Stabreim gebunden pse_502.016 sind, die die Sinnträger besonders betonen, und mit der freien pse_502.017 Senkungsfüllung, ist besonders geeignet für das Schreiten von pse_502.018 Höhe zu Höhe, für das Sprunghafte, also für das knappe Erzählen. pse_502.019 Zwischen ihnen als den Grenzformen stehen der Alexandriner, pse_502.020 der Blankvers, die Stanze, der Viertakter der ritterlichen pse_502.021 Epen und die Nibelungenstrophe als die bekanntesten pse_502.022 epischen Versmaße. Die rhythmischen und metrischen Eigenarten pse_502.023 solcher Formen müßten erst noch mit den epischen Aufbaugesetzlichkeiten pse_502.024 der einzelnen Dichtungen verglichen pse_502.025 werden. Eine weitere Frage wäre die: ist das moderne Menschenbild pse_502.026 noch mit den großepischen Versformen zu gestalten pse_502.027 oder bestehen hier schon unerträgliche Spannungen? pse_502.028 Wären also auch diese Spannungen ein Grund für das Zurücktreten pse_502.029 des Epos und das Vorherrschen des Romans?
pse_502.030 Verwesentlichung
pse_502.031 Schon die Versgestaltung hebt das Erzählte in höhere Bereiche, pse_502.032 ins Wesenhafte und Gültige. Aber auch die Symbole pse_502.033 tragen dazu bei. Das Entscheidende über den Sinn und die pse_502.034 Bedeutung der Symbolik in der Dichtung ist schon gesagt pse_502.035 worden (S. 268–273). Hier ist mit Bezug auf die Epik nochmals pse_502.036 zu betonen, daß Symbole vielfach hinter dem erzählten
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wird diese Alltagswelt in ihrer Eigenart als wesenhaft gezeigt, pse_502.002
wird sie gleichsam ins Gültige, weil Dauernde gehoben. pse_502.003
Die Spannung ist größer zwischen den Tiefen des Gestalteten pse_502.004
und den Höhen des Gestaltens. Während im »Hyperion« ein pse_502.005
ständiger Übergang bis in die höchsten Höhen herrscht, liegt pse_502.006
im »Kirbisch«, der nur als Beispiel dient, ein Sprung vor, in pse_502.007
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Die beiden Formen des Erzählens, das breite und das pse_502.010
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die wir herausgearbeitet haben, ist wie geschaffen fürs breite pse_502.013
Erzählen (S. 199). Der altgermanische Stabreimvers in seiner pse_502.014
Verbindung von zwei Kurzversen, mit den vier starken Hebungen, pse_502.015
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der Blankvers, die Stanze, der Viertakter der ritterlichen pse_502.021
Epen und die Nibelungenstrophe als die bekanntesten pse_502.022
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Wären also auch diese Spannungen ein Grund für das Zurücktreten pse_502.029
des Epos und das Vorherrschen des Romans?
pse_502.030
Verwesentlichung pse_502.031
Schon die Versgestaltung hebt das Erzählte in höhere Bereiche, pse_502.032
ins Wesenhafte und Gültige. Aber auch die Symbole pse_502.033
tragen dazu bei. Das Entscheidende über den Sinn und die pse_502.034
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zu betonen, daß Symbole vielfach hinter dem erzählten
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/518>, abgerufen am 24.11.2024.
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