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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959.

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aber schaffen Klarheit, da gibt es kein Ausweichen pse_177.002
mehr, die Haltung der Unbedingtheit, oft beinahe des Aufdringlichen pse_177.003
drängt vor. Ernst Jünger sagt dazu in den "Strahlungen": pse_177.004
"Zu meiner Neigung, die Sätze durch Konjunktionen pse_177.005
und Partikel einzuleiten, kurz folgendes: nicht nur vom Satz pse_177.006
als solchem ist zu verlangen, daß die Worte, die in ihm auftreten, pse_177.007
in einem notwendigen Verhältnis zueinander sind. Es pse_177.008
ist auch von Vorteil, wenn die Beziehung, die zwischen den pse_177.009
Sätzen waltet, zum Ausdruck kommt: die logische Aufeinanderfolge, pse_177.010
der Widerspruch, die Gleichordnung, die pse_177.011
Steigerung, die Einführung von unerwarteten Gesichtspunkten. pse_177.012
In diesem Sinne gibt es Einleitungsworte, die pse_177.013
Notenschlüsseln gleichen, die den Tonwert, die Stimmung des pse_177.014
Satzes andeuten sollen, der ihnen folgt. Die Worte leben in pse_177.015
den Sätzen, die Sätze wiederum leben in einem weiteren pse_177.016
Zusammenhang". Die Satzreihen haben epischen Charakter.

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Die Gefügesätze, in denen also bestimmte Glieder die Satzform pse_177.018
haben, sind in ihren reichen Baumöglichkeiten stilistisch pse_177.019
von ganz anderer Art. Sie können selbst wieder sehr verschieden pse_177.020
sein. Wie der Dichter sich ihre Anlage denkt, erkennen pse_177.021
wir vielfach an der Satzzeichensetzung. Wenig Beistriche pse_177.022
können ein ständiges Weiterdrängen ohne Pause durch alle pse_177.023
Gliedsätze und Untergruppen bedeuten (Kafka) oder auch das pse_177.024
Schaffen von großen Einheitsbildern (Stifter), viele das deutliche pse_177.025
Abheben der Untergruppen, stoßhaftes Ineinanderkeilen pse_177.026
(Kleist). Gerade diese Art führt uns darauf, daß im hypotaktischen pse_177.027
Gefüge die Glieder ihre Selbständigkeit verlieren, daß pse_177.028
alles in Bezug zu einem höheren Einheitsprinzip steht, daß pse_177.029
vielfache gehaltliche Beziehungen innerhalb des Ganzen hin pse_177.030
und her gehen, daß hier in geistiger Klarheit und gedrängter pse_177.031
Kraft am sprachlichen Neuaufbau der Welt gearbeitet wird. pse_177.032
Das Dramatische drängt in gegliederter Fügung vor.

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Dabei spielt nun auch die Gewichtigkeit und Stelle des pse_177.034
sogenannten Hauptsatzes eine stilhafte Rolle. Hier kann auch pse_177.035
eine grammatische Tradition mitwirken: daß nämlich der pse_177.036
Hauptsatz die Hauptsache enthalte. Das stimmt durchaus pse_177.037
nicht immer, aber es führt zu einer Satzintention, bei der der pse_177.038
Hauptsatz das volle Gewicht im Gesamtbau bekommt und so

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mehr, die Haltung der Unbedingtheit, oft beinahe des Aufdringlichen pse_177.003
drängt vor. Ernst Jünger sagt dazu in den »Strahlungen«: pse_177.004
»Zu meiner Neigung, die Sätze durch Konjunktionen pse_177.005
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als solchem ist zu verlangen, daß die Worte, die in ihm auftreten, pse_177.007
in einem notwendigen Verhältnis zueinander sind. Es pse_177.008
ist auch von Vorteil, wenn die Beziehung, die zwischen den pse_177.009
Sätzen waltet, zum Ausdruck kommt: die logische Aufeinanderfolge, pse_177.010
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Steigerung, die Einführung von unerwarteten Gesichtspunkten. pse_177.012
In diesem Sinne gibt es Einleitungsworte, die pse_177.013
Notenschlüsseln gleichen, die den Tonwert, die Stimmung des pse_177.014
Satzes andeuten sollen, der ihnen folgt. Die Worte leben in pse_177.015
den Sätzen, die Sätze wiederum leben in einem weiteren pse_177.016
Zusammenhang«. Die Satzreihen haben epischen Charakter.

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haben, sind in ihren reichen Baumöglichkeiten stilistisch pse_177.019
von ganz anderer Art. Sie können selbst wieder sehr verschieden pse_177.020
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wir vielfach an der Satzzeichensetzung. Wenig Beistriche pse_177.022
können ein ständiges Weiterdrängen ohne Pause durch alle pse_177.023
Gliedsätze und Untergruppen bedeuten (Kafka) oder auch das pse_177.024
Schaffen von großen Einheitsbildern (Stifter), viele das deutliche pse_177.025
Abheben der Untergruppen, stoßhaftes Ineinanderkeilen pse_177.026
(Kleist). Gerade diese Art führt uns darauf, daß im hypotaktischen pse_177.027
Gefüge die Glieder ihre Selbständigkeit verlieren, daß pse_177.028
alles in Bezug zu einem höheren Einheitsprinzip steht, daß pse_177.029
vielfache gehaltliche Beziehungen innerhalb des Ganzen hin pse_177.030
und her gehen, daß hier in geistiger Klarheit und gedrängter pse_177.031
Kraft am sprachlichen Neuaufbau der Welt gearbeitet wird. pse_177.032
Das Dramatische drängt in gegliederter Fügung vor.

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Dabei spielt nun auch die Gewichtigkeit und Stelle des pse_177.034
sogenannten Hauptsatzes eine stilhafte Rolle. Hier kann auch pse_177.035
eine grammatische Tradition mitwirken: daß nämlich der pse_177.036
Hauptsatz die Hauptsache enthalte. Das stimmt durchaus pse_177.037
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Zitationshilfe: Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/193>, abgerufen am 24.11.2024.